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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 3.1886

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Beck, Paul A.: Weissenauisches - Ulmisches und Anderes
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https://doi.org/10.11588/diglit.20205#0075

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welchem sich auch noch eine schöne „Auferstehung", wahrschein-
lich von Martin Schaffner aus U., befunden hat. Derselbe
Schaffner malte auch in das Nachbarkloster Wettenhansen
gleichen Ordens. Auch in vielen andern schwäbischen Klöstern,
so nach Adelberg, Denkendorf, Roggenbnrg 0.3. Xorb., Lorch,
Ochsenhansen, Murrhardt, Blaubenren, Wiblingen, Zwiefalten,
Urspring O.3.L., ^ Heggbach, Heiligkrenzthal O.Eist., in die Kart-
Hause nach Buxheim rc. hat die Ulmer Malerschule Spuren ihres
künstlerischen Wirkens hinterlassen. Noch stand in der Wengen-
kirche ein schöner Altar von Jörg Sur len dem jüngeren,
welcher in der U. Oberamtsbeschreibnng von 1836 als noch
vorhanden angeführt wird, aber inzwischen längst verschwunden
ist, ohne daß wir über dessen Schicksal trotz mehrfacher Nach-
fragen hätten etwas in Erfahrung bringen können; Haus Sch ü ch-
lin (alias Schützte in) hat um das Jahr 1468 eine Tafel auf
den — längst nicht mehr existierenden — St. Lukas-Altar der
Malerbrüderschaft (wahrscheinlich ebenfalls in der Wengen-
kirche) gesetzt. Der Minoritenmönch Georg König von Solo-
thurn, (zu vgl. Solothnrner Zeitschrift Urknndio II, S. 193 ff.)
welchen eine Reise im Jahre 1715 über Ulm führte, „hat wenig
von dem alten Wengenkloster, so er 1685 gesehen, mehr an-
getroffen, ist schier ganz und gar neu, haben herrliche Gemähl
in dormitorio, absonderlich das Nachtbild des hl. Ivo,
vor welchem eine arme Wittwe klaget." Leider ist von diesen
vielen — meist in den Tempeln der Klöster und Städte —
angehänften Knnstschätzen weitaus das Allermeiste unwieder-
bringlich dahingegangen. Was der Reformation und der damit
verbundenen Bilderstürmerei, was dem Mangel an Aufmerk-
samkeit und Unterhaltung, an Pietät gegenüber den Denk-
malen der Vorzeit, und überhaupt dem Zahn der Zeit nicht
znm Opfer fiel, das mußte später vollends einer verfehlten
Kunstrichtung Platz machen. Nur noch ganz wenige, da und
dort vereinzelte Überbleibsel sind die stummen Zeugen, welche
uns einen Begriff von der einstigen altdeutschen Kunst geben;
und recht viele Erzeugnisse derselben sind uns heutzutage nicht
einmal mehr dem Namen, Ort und Urheber nach bekannt.
Was speziell die Wengenkirche betrifft, so wurde dieselbe im
Jahre 1628 unter dem Propste Georg Boner zur gleichen Zeit,
als die Reichsstadt die alte Dominikaner- (jetzt Dreifaltigkeits-)
Kirche im Renaissancestil umbaute, und später nochmals im
Jahre 1699 namentlich im Innern gleichfalls iii den herr-
schenden neuitalienischen Stil verändert. (».... cxuod Hccle-
siam nostram picturis et altaribus ma^no sumptu exor-
navit, et pro renovatioire ejusclem, toririciscxue exaediti-
candae plusc^uam septem miliia llorenorum expenckerit...«)
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde sie aber vollends
unter Propst Jos. Brannmiller und dessen Nachfolger Mi-
chael III. Knen (beide aus Weisseuhorn) in den sog. Nokoko-
stil nmgewandelt, in dem wir sie in der Hauptsache heute noch
sehen. In der ersten Zeit nach der Aufhebung des Klosters
sind dann alle von alten Zeiten in demselben und in der Kirche
noch vorhanderien Kunstwerke auf bis jetzt noch nicht recht
aufgeklärte Weise verschwunden uud auffallenderweise zum Teil
in protestantische Kirchen gelangt. Das einzige, was noch
von der mittelalterlichen Ausstattung an der Kirche erhalten
geblieben, ist ein altes Kunstwerk an dem Äußeren derselben
E Bei dieser Gelegenheit tragen wir noch berichtigend nach, das;
die in Nr. 8 des „Diöz.-Arch." von 1884, S. 63 erwähnte Aqnarell-
ansicht nicht das Benediktinerinnenkloster Urspring (OA. Blanbenren),
sondern das Prämonstratenserstift Ursberg betrifft, wie überhaupt alte
diese Aquarelle, unter welchen leider die sicherlich vor Zeiten auch vor-
handen gewesenen von Marchthal und Schnssenried und wohl auch von
der Prvpstei Benderen im Lichtenstein'schen, vormals St. Lnzien bei
Chur fehlen, nur Norbertinerkloster darstellen.

in dem Spitzbogenfelde der Portalthüre, welches zugleich allste
geschichtlichen Wert hat. Es ist dies nämlich eine hocherhabeR
Steinarbeit, welche die Grundsteinlegung versinnlicht, inde>^
der damalige Bürgermeister Hartmann Echinger mit seiner (Hali
knieend das Modell der Kirche halten, wobei ersterer von eine>^
Engel unterstützt wird, eilt Gedanke, der an dem ähnlich^
Denkmal am Münster durch den damaligen Pfleger ausgedrüP
ist. Unter dem Modell sind die Wappenschilde des Ehepaares,
oberhalb steht in vertiefter Minuskelschrift: »/rnno doiwP
NEEdXXXXVIIII (1399) an sanülienIrartrtaA do
Irartmann der ellin§er der bur§errneister ?e den mte
mit des rats Uausen den ersten lundamentstein an 6iP
Zot? Uns der Xame von den rven§en.« Dieses noch m
erhaltene Denkmal, auf welchem die halb lebensgroßen FlüP
reu in schön geworfenen Gewandeil und ohne Zweifel in j^P
Beziehung der Wahrheit getreu sich zeigeu, wurde iu deu Üch
ten Jahrzehnten restauriert.
II. Der bekannte Dichter und Literarhistoriker Hosij
mann v. Fallersleben besuchte auf einer seiner wststP
schaftlichen Reisen nach Böhmen, Erzösterreich und Steierinal '
worüber wir von ihm die klassische, den Benediktiner
und Zisterzienserabteien und den Augustiner-ChorheN'P
stiften im Lande ob und unter der Enns, in Steiermark ">P
Kärnthen ans dankbarer Erinnerung gewidmete »iter austrP
cum« (d. h. „altdeutsche Gedichte, größtenteils aus öfters
Bibliotheken") besitzen, u. a. im Jahre 1834 iu Prag öfEP
auch die fürstl. Lobkowitz'sche Bibliothek uud war Pr
seiueu diesbezüglichen bemerkenswerten Mitteilungen (,Md(
Leben. Aufzeichnungen lind Erinnerungen." II. S. 236, Hz^'j
nover, bei Karl Rümpler, 1868) mit seiner daselbst gePP
denen Ausbeute sehr zufrieden; er fand hier nämlich PU
hübsche Anzahl altdeutscher Handschriften, von wr
chen einige aus dem Schlosse Blankenheim in der Eifel, "P
dere a n s d e m P r ä m o n st r a t e n s e r k l o st e r W e i s s e n a
stammten. Bisher wußte mail allerdings von altdeutsche
Texten aus Weissenau nichts, wogegen das beuachbP^
Benediktinerstift Weingarten sich solcher rühmen konnte. MP
diese Manuskripte von der Weissenau nach Prag gekonnP
find?! Ickadent sua lata lidelli! Eine der Töchter des letz^
ohne männliche Nachkommenschaft -tz Grafen Franz
Sternb erg-Manderscheid, welchem ja Weissenau P
Schusseuried bei der großen Gebietsverteilung als Entsch^P
gung für seine verlorenen linksrheinischen Besitzungen zE
fallen war, Franziska Gräfin v. Sternberg - M-, jHP
mit dem Fürsten v. Lobkowitz in Wien verehelicht.
Weissenau er Stiftsbibliothek, über welche der bekaumP
aber nicht immer ganz zuverlässige Polyhistor Hofrat G- H'
Zapf in seinen „Reisen in einige Klöster Schwabens rc. E
Jahre 1781" (Erlangen, bei Joh. Jak. Palm, 1786), vesD
mit seiner weiteren Schrift „über meine vollbrachte litterarPT
Reise re." (Augsburg, bei Christian Deckardt, 1782), ein cllPis
zu abfälliges Urteil abgiebt, war an theologischen, Philosoph
schen und juridischen Werken sowie an Inkunabeln reich,
dagegen im Fach der Geschichte und Philologie. Über
Schicksal dieser Bücherei ist nichts genaueres bekannt; ein ^
sehnlicher Teil derselben kam — ob durch Überlassung, SchP.
kung re.? — noch vor dem im Jahre 1835 erfolgten VertP
der Herrschaft Weissenau an die württ. StaatssinanzverwaltuP
an den letzten Prälaten Bonaveutura Brem und nach dessen - ^
leben an die Weissenauer „Exkonventualensozietät" — zn
solchen sich die die Aufhebung überlebenden Mitglieder dietz
Klosters zusammengethan hatten — in das von derselben eriPX
bene, vormals Stift Weingarten'sche Schlößchen Liebenan (^'
 
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