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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 3.1886

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Heinrich Suso, [6]: ein Originalbild dieses großes schwäbischen Mystikers
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Brinzinger, Adolf: Ein altes Gebet zu Ehren des hl. Bischofs Aurelius, verehrt in Hirsau und Zwiefalten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20205#0087

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Kreisen, zn der er den Anstoß oder nene Anregung gegeben
hatte, alle Aufmerksamkeit znwandte nnd mit all den Seelen,
die nach seiner Anleitung ein beschauliches Leben führten, in
beständigen: Verkehr blieb, ebenso daß er die ihm liebgewordene
und gesegnete Wirksamkeit als Prediger und Beichtvater fort-
setzte. Etwas aber ist geschichtlich verbürgt. Als er sich im
Dominikanerkloster in Ulm befand, lebte in dem benachbarten
Benediktinerkloster zn Wiblingen ein besonders gottseliger Mönch
Namens Walter von Bibern, Kellermeister des Klosters. Ver-
stand mit Suso in der innigsten Verbindung. Mit Erlaubnis
ihrer Obern kamen sie oft dies- und jenseits der Iller zu-
sammen, um sich mit himmlischen Dingen zn unterhalten und
einander ans dem Wege der christlichen Vollkommenheit zu
führen. Suso verglich mehrmals den frommen Benediktiner-
Walter wegen seines großen Gehorsams und Glaubens mit
dem Patriarchen Abraham nnd wegen seines Eifers und seiner
Liebe zn geistlichen Dingen mit dem hl. Vater Benedikt. Da
Walter im Anfang des Jahres 1350 starb, so ist sicher anzu-
nehmen, daß Suso schon vor 1350 in Ulm war. Nach dem
Berichte des berühmten Ulmer Dominikaners Felix Fabri kam
er 1348 nach Ulm und verweilte dort bis zn seinem im Jahre
1365 am Feste der Bekehrung des Apostels Paulus, den 25.
Januar zu Ulm erfolgten Tod. Wie es in seinem Leben nicht
an Wundern fehlte, so geschahen viele Wunder an seinem
Grabe, das er im Krenzgang des Klosters fand. Der Orden
empfahl ihn deshalb zunächst zur Seligsprechung dem damali-
gen Papste Urban V. Doch dieser fand die Akten über ihn noch
nicht spruchreif.
Die Stadt Ulm ging zur Reformation über. Bei dem
Neformationsjnbiläum, das am 2. November 1617 festlich
begangen wurde, ward beschlossen, an die Stelle der wegen
Bansälligkeit abgebrochenen Dominikanerkirche zum Andenken
an das Neformationsjnbiläum eine neue Kirche, die heutige Drei-
saltigkeitskirche, zn bauen, zn der noch im gleichen Jahre der
Grund gelegt wurde. Der Ehor dieser Kirche ist noch von
der alten Kirche der Dominikaner. Die Klostergebäude dienen
längst einern andern Zweck.
Als im Jahre 1613 die Stadt im Krenzgang des Klosters
ans Anlaß einer baulichen Veränderung graben ließ, kamen
die Werkleute zufällig auf die Leiche Susos nnd fanden ihn
ganz unversehrt in seinen gewöhnlichen Ordeuskleidern daliegen
einen lieblichen Geruch ausströmend. Die Arbeiter eilten er-
schrocken zum Bürgermeister der Stadt, um ihm auznzeigen,
was sie gefunden hätten. Der antwortete ihnen: er habe die
Tage seines Lebens gehört, man solle die Toten ruhen lassen;
sie sollten deswegen gehen nnd das Grab wieder znwerfen nnd
kein weiteres Geschrei machen. Während die Werkleute bei
dem Bürgermeister verweilten, stieg eine andächtige Person in
das Grab und schnitt von dem Mantel und Skapulier einen
Teil ab und verehrte einigen Personen Stücklein davon. Im
Jahre 1668 gab sich der Bischof von Konstanz Johann Franz
aus dem edlen Geschlechte der Praßberg alle Mühe, den
Leichnam des seligen Suso zn erwerben. Sein Vertrauens-
mann hierin war der Dekan am Wengenkloster in Ulm Georg
Föderle. Der gewann den Ulmer Ratsherrn und Goldschmied
Hans Adam Künle für die Sache. Dieser brachte das Gesuch
des Bischofs höheren Orts an und erhielt von den Älteren
und Geheimen des Rats einen abweisenden Bescheid, gestützt
ans die Aussagen des Stadtwerkmeisters Leonhard Bnchmiller,
der bei der Auffindung des Grabes im Jahre 1613 als Mörtel-
träger gegenwärtig gewesen sei, Aussagen, die mit seinen vor-
dem Dekan des Wengenklosters gemachten Angaben in vollem
Widerspruch standen. Aller Wahrheit widersprechend sind seine

Aussagen vor dein geheimen Rat, das Grab sei nicht ^
Kreuzgang, sondern in der alten Klosterkirche selbst zn such^'
und zwar unter dem Fundament der jetzigen Dreifaltigkeit^
kirche, weshalb man nicht mehr zu der Stelle gelangen könW
Auch ein späteres von dem genannten Bischof an den regierest;
den Bürgermeister Echinger und an den Natsalteren Albrew
Baldinger gerichtetes Schreiben hatte keinen Erfolg und wistD
die darin ausgesprochene Bitte mit konfessionellen Bedeute"
abgefertigt. Damit ruhte die Sache bis zum Jahre l'lO-l-
In diesen! Jahre schrieb Kurfürst Max Emannel von Baye""
an den Bischof von Konstanz Marqnard Rudolf Freiherr"
von Roth, daß der Dominikanerorden ihn aufs höchste uHlD
gangen habe, den hl. Leib des Heinrich Suso, der in Ul»'
begraben liege, ansgraben zn lassen und an einem passende"
Orte zur öffentlichen Verehrung anszustellen. Der Leib svch
in aller Stille durch vertraute Personen in Anwesenheit de-
Prälaten und eines Konventualen des Wengenklosters att-K
gegraben, in einen neuen Sarg gelegt, dieser mit Schmst'G
und Bändern versehen und dann nach München übersüß
werden. Der Kurfürst meinte, da Ulm gegenwärtig in seinen
Händen sei, so lasse sich die Sache jetzt am sanglichsten machest
Ein letzter Versuch, den hl. Leib auszugraben, dem der franZJ
sische Kommandant Marquis de Blainvitle und der baienstlst
Kommandant Beckendorf sowie der Prälat des WengenklosteE
mit einigen Religiösen anwohnte, war erfolglos. Der hl. Leu'
ruht nun über ein halb Jahrtausend in Ulmischern Bodest-
Wann er erhoben wird, weiß Gott. In nächster Zeit ist
keine Aussicht dazu vorhanden. Uns genügt, daß PK"
Gregor XVI. am 16. April 1831 ihn unter die Zahl der
ligen ausgenommen hat. Sch.

Ein alles Gebet zu Estern des stl. Bischof"
Nneelins, veeestrl in Hirsau und Zwiefalten.
Mitgeteilt von Kaplan Brinzinger.
Anrelius war Bischof zu Redieia in Armenien, nach Mig'st
Bischof von Ariarathe in Kappadocien. Er starb nach alK"
christlicher Überlieferung 383 in den Armen des heiligen Amb'Z
sins in Mailand und wurde daselbst begraben an der Seite des he''
ligen Dionysius, Bischofs von Mailand. Notting, Bischof
Vereelli, ein geborner Gras von Calw, brachte die Gebeine de-)
hl. Anrelius 830 über die Alpen nach Calw und legte sie niedst
zuerst in der (angeblich von Helizena gestifteten) Nazari"'-'
kapelle in Hirsau, 838 sodann wurden sie unter dem Hochall")
der nenerbauten Kirche von Hirsau beigesetzt, welche am
September zu Ehren des hl. Petrus und Anrelius von Erb
bischos Otgar von Mainz eingeweiht worden ist. 891 lst"'
Abt Harderad ein unterirdisches Gewölbe anlegen und dan"
die Reliquien des Heiligen beisetzen in einem neuen SteinsaG
mit einer Tafel, worauf sein Name und seine Verdienste stz
schrieben waren. Unter Papst Leo IX., 1049 wurde desssst
Gruft wieder entdeckt mit den Gebeinen in einem Sarg st
Seide gewickelt und zn Häupten eine bleierne Tafel mit dst
Inschrift: »Eorpu8 Lt. Xurelii episcopi tempore TLrirulss"
reZi.-; Iric repositum srib HArclerndo TLdbnte.« 1488 U"st
1499 öffnete Abt Blasius die Gruft desWeiligen und lieh
die Reliquien verehren und wieder in den Sarg hinter de"'
Hochaltar beisetzen. Zur Zeit nach der Reformation erb ist
der Graf Wilhelm Werner von Zimmern vom Herzog Ulrich'
„dem es wohl bekannt war, daß der Gras an dergleiche"
Dingen ein Vergnügen finde", die Reliquien des Heilige"'
welche er nicht mehr in der Kirche, sondern in einer Scheuer Z"
 
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