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zu den Skulpturen und Malereien — und weist in höchst verständiger und
sehr behcrzigenswerther Weise nach, daß, wenn auch die künstlerische Schön-
heit aller dieser Dinge den die Kirche Besuchenden nicht gerade andächtiger
stimme, er doch durch das oft abstoßend triviale Gepräge derselben, nament-
lich wenn er ein feiner gebildetes Gefühl besitzt, in seiner Andacht gestört
werden könne. Wir von unserm Standpunkt können diese Argumentation in
Rücksicht auf das bezweckte Resultat nur freudig acceptiren, und empfehlen
daher das Schriftchen Geistlichen wie Laien zur aufmerksamen Lektüre. Sr.
II. Album.
Rapbael-Gallerie. Raphael Santi; eine in chronologischer An-
schauung gehaltene Auswahl seiner bedeutendsten Werke seit seinem
Austritt ans Perugino's Schule bis zu seinem Tode. Nach den
Originalen gezeichnet von Georg Koch. Serie l, in zwölf photo-
graphischen Nachbildungen. Heft 1, enthaltend: La belle jar-
diniere und La vierge au volle. — Cassel, Verlag von Th. Kay.
Selten haben wir einen reineren und ungetrübteren Genuß gehabt als
bei der Betrachtung dieser in ihrer Art unvergleichlichen Photographien. Mögen
Notizenkrämer von Fach Photographien nach den Originalen vorziehen und
jeden Flecken vermissen, den die Unbill der Zeit ihren angethan: uns sind
diese, die herrlichen Originale in ihrer frischen Ursprünglichkeit treuer, weil
reiner wiedergebenden Zeichnungen, die wir den Meisterhänden Koch's ver-
danken, lieber als etwaige Photographien nach den Originalen selbst in ihren,
jetzigen Zustande. Liebhaber historischer Rostflecken und verwaschener Lasuren
werden uns natürlich als Barbaren verschreien: das kümmert uns um so
weniger, als wir aus Erfahrung wissen, daß es den Herren von der patenlirten
Kunsthistorie mehr um diese Rostflecken als um die sonstige Schönheit der
alten Meisterwerke zu thun ist. Mag sich die Verlagshandlung, der wir
diese herrliche Publikation verdanken, nicht irre machen lassen durch die spröde
und widerwillige Weise, mit der die „Raphaelgallerie" von einer gewissen
Seite her ausgenommen wird: der Dank und die freudige Anerkennung aller
aufrichtigen Freunde des großen Urbinaten werden sie für diese Kälte reichlich
entschädigen. Wir aber fühlen uns darum doppelt veranlaßt, alle Künstler
und Kunstfreunde auf diese meisterhaften Reproductionen der schönsten Werke
Raphaels aufmerksam zu machen. Die Verlagshandlung hat, um jedem
Wunsche entgegenzukommen, drei verschiedene Ausgaben veranstaltet, von denen
die kleinere uns vorliegende noch ziemlich bedeutenden Umfangs ist (etwa
12"—8"). Die erste Lieferung enthält zwei Blätter „La bolle jardiuiere",
und „La vierge au voile“, deren Originale bekanntlich beide im Pariser
Louvre-Museum sich befinden. Hier wäre nun der günstige Augenblick, um
einige kunsthistorische Gelehrsamkeit zu Markte zu bringen — was mit Hülfe
der bekannten Handbücher ja ein ebenso leichtes wie dankbares Geschäft
ist —: wir ziehen es aber vor, uns dafür nochmals in die Anschauung
der reizenden, wahrhaft schönen Blätter zu versenken und wünschen jedem
unsrer freundlichen Leser den gleichen Genuß. M. Sr.
Die Wcirtburg. Zur Erinnerung an das achthundertjährige Jubi-
läum der Erbauung. Gemalt von Professor A. Michel is, in
Farbendruck ausgesührt von Breidenbach u. Co. in Düsseldorf.
Das umfangreiche und sowohl in kompositioneller wie in technischer Be-
ziehung mit außerordentlicher Sorgfalt ausgesührte Blatt zerfällt in zwei
streng von einander geschiedene Hälften, von denen die obere eine malerisch
behandelte landschaftliche Ansicht des Warlburgberges mit der Burg selbst
darstellt. Wir müssen gestehen, daß uns dieser Theil seiner anspruchslosen
Einfachheit wegen am besten gefallen hat, während die untere Hälfte, welche,
aus mehreren symmetrisch geordneten Abtheilnngen bestehend, der Sage und
Legende der Wartburg gewidmet ist, theils durch die etwas unruhige Gliede-
rung, theils durch die allzu mathematische Anordnung der einzelnen Bild-
flächen einen etwas verwirrenden Eindruck macht. Es mag seine Schwierig-
keit haben, den reichen Stoff in bildmäßige Form zu zwingen, allein so gern
wir die Mannigfaltigkeit in der Erfindung und die Gewissenhaftigkeit in der
Durchführung der Details anerkennen, den Totaleindruck der Komposition
im Großen und Ganzen vermögen wir nicht als gelungen zu erkennen.
Lunstinstitute und Lunstvereine.
Verein cler Mnstlerinnen und HlmMeundinnen in Berlin.
«gtünöimgsfcier unö CEröffnuiig der Ausstellung.
er 9. November d. I. vereinigte in der großen Aula der königl.
Thierarzneischule, Louisenstraße 56, eine zahlreiche Versammlung
aus den höheren und besten Kreisen, großentheils Mitglieder des
jungen „Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinneu", der
seit seiner Konstituirung am 13. Februar d. I. eine Mitglieder-
zahl von über 300 Personen erreicht hat, von denen 51, hier
und außerhalb, sich zu den bereits schaffenden Künstlerinnen
zählen. Die Kunsterzeugnisse der letzteren waren zu einer Aus-
stellung vereinigt, welche die beiden dazu einfach, aber sinnig geschmückten
Säle füllte. Ein Theil derselben war von den künstlerischen Mitgliedern be-
reitwilligst zu den Gewinnen einer Lotterie gegeben worden, welche im Inter-
esse des Vereins und zur Förderung seiner Zwecke alljährlich sich erneuern
soll und deren diesjährige Verloosung am Schluffe der Ausstellung statt-
finden wird.
Unter den Anwesenden wurde der Gen.-Direktor Herr vr. v. Ol fers,
Herr Geh. Regierungsrath Lr. Pinder, Herr General v. Kamecke und
andere namhafte Personen bemerkt.
Herr Schnlrath Borrmann leitete die Eröffnung der Ausstellung,
welche an diesem Tage noch keine öffentliche war, durch eine Ansprache an
die Versammelten ein, welche solgendermaaßen lautete:
schaffen nicht allein, um sich selber genug zu thun, sondern mehr, viel mehr,
um durch das, was sie Hervorbringen, Andern einen edlen und veredelnden
Genuß zu bereiten. Die Kunst ist da, um zu erfreuen. Diesen ihren
schönen Beruf hat ihr noch Niemand zu bestreiten gewagt. Aber darum be-
dürfen die Künstlerinnen Solcher, welche ihren Werken ein klares Auge und
ein offenes Herz entgegen bringen; sie bedürfen der Kunstfreundinnen. Ich
frage nochmals: ist eine einfachere, eine natürlichere Verbindung denkbar?
Und wenn nun, wie hier vor Augen liegt, diese Verbindung aus einem
gelegentlichen, genußreichen Begegnen zu einer dauernden, fruchtschaffenden
Vereinigung sich gestaltet, ist da nicht Anlaß vorhanden zu freudiger Theil-
nahme und herzlicher Beglückwünschung? Ja fürwahr, in einem Kreise, wie
der gegenwärtige, wird — schöner vielleicht als es der Dichter selbst ahnete —
jenes sinnige Wort Rückert's zu lebensvoller Wirklichkeit:
Die Quelle bot ihre Finthen preis,
Und lockte der Blumen Begierde;
Sie stellten sich um die Quell' im Kreis,
Und dienten ihr so zur Zierde.
Hochgeehrte Versammlung!
Es ist mir der ehrenvolle Auftrag geworden, die von dem „Verein der
Künstlerinnen und K'unstfreundinnen" veranstaltete Ausstellung, in de ren Mitte
wir uns befinden, mit einigen Worten zu eröffnen. Beredter als ich sprechem
diese mit so vielen Erzeugnissen des Talents und der Kunstfertigkeit ge-
schmückten Räume; am beredtesten spricht diese Versammlung selbst; ich habe
nur zu versuchen, der Dolmetscher ihres Wesens und ihres Wollens zu sein.
Künstlerinnen und Kunstfreundinnen haben sich zu einem Verein ver-
bunden. Kann es eine einfachere, eine natürlichere Verbindung geben? —
Kunstfreundinnen bedürfen der Kunst und suchen ihre Erzeugnisse auf, um sich
an ihnen zu erfreuen und zu erheben. Wie sollten sie da nicht mit warmen
Empfindungen zu denen sich hingezogen fühlen, aus deren Herzen und Hän-
den diese Erzeugnisse hervorgehen, zu den Künstlerinnen? Und diese? Sie
Lassen Sie uns noch einen Augenblick bei diesem Bilde verweilen. Die
Quelle rinnt von der Stätte ihres Urspruchs weiter, um auch entfernter
liegende Keime zur Entfaltung und zur Blüthe zu bringen. Ihrem Vor-
bilde will dieser Verein folgen. Sie wissen es alle, meine Damen, und
viele unter Ihnen haben es in ihrem eigenen Leben schmerzlich genug er-
fahren, wie viele Hindernisse sich oft der Entwicklung und Ausbildung eines
weiblichen Talents entgegenstellen, das der bildenden Kunst sich widmen will.
Ich schweige von dem Vorurtheil, das sich solcher Entwicklung entgegenstemmt,
als sei die bildende Kunst eine Domäne des Mannes und ein Gebiet, das
die Frau nicht betreten dürfe, ohne ihrem wahren Beruf untreu zu werden;
ich schweige von den Behinderungen, welche so mancher künstlerischen Kraft
aus dem Mangel an Mitteln für ein weiteres Studium sich entgegenstellen.
Abgesehen aber von diesen widerstrebenden Gewalten, welche Ihren Muth
zu den Skulpturen und Malereien — und weist in höchst verständiger und
sehr behcrzigenswerther Weise nach, daß, wenn auch die künstlerische Schön-
heit aller dieser Dinge den die Kirche Besuchenden nicht gerade andächtiger
stimme, er doch durch das oft abstoßend triviale Gepräge derselben, nament-
lich wenn er ein feiner gebildetes Gefühl besitzt, in seiner Andacht gestört
werden könne. Wir von unserm Standpunkt können diese Argumentation in
Rücksicht auf das bezweckte Resultat nur freudig acceptiren, und empfehlen
daher das Schriftchen Geistlichen wie Laien zur aufmerksamen Lektüre. Sr.
II. Album.
Rapbael-Gallerie. Raphael Santi; eine in chronologischer An-
schauung gehaltene Auswahl seiner bedeutendsten Werke seit seinem
Austritt ans Perugino's Schule bis zu seinem Tode. Nach den
Originalen gezeichnet von Georg Koch. Serie l, in zwölf photo-
graphischen Nachbildungen. Heft 1, enthaltend: La belle jar-
diniere und La vierge au volle. — Cassel, Verlag von Th. Kay.
Selten haben wir einen reineren und ungetrübteren Genuß gehabt als
bei der Betrachtung dieser in ihrer Art unvergleichlichen Photographien. Mögen
Notizenkrämer von Fach Photographien nach den Originalen vorziehen und
jeden Flecken vermissen, den die Unbill der Zeit ihren angethan: uns sind
diese, die herrlichen Originale in ihrer frischen Ursprünglichkeit treuer, weil
reiner wiedergebenden Zeichnungen, die wir den Meisterhänden Koch's ver-
danken, lieber als etwaige Photographien nach den Originalen selbst in ihren,
jetzigen Zustande. Liebhaber historischer Rostflecken und verwaschener Lasuren
werden uns natürlich als Barbaren verschreien: das kümmert uns um so
weniger, als wir aus Erfahrung wissen, daß es den Herren von der patenlirten
Kunsthistorie mehr um diese Rostflecken als um die sonstige Schönheit der
alten Meisterwerke zu thun ist. Mag sich die Verlagshandlung, der wir
diese herrliche Publikation verdanken, nicht irre machen lassen durch die spröde
und widerwillige Weise, mit der die „Raphaelgallerie" von einer gewissen
Seite her ausgenommen wird: der Dank und die freudige Anerkennung aller
aufrichtigen Freunde des großen Urbinaten werden sie für diese Kälte reichlich
entschädigen. Wir aber fühlen uns darum doppelt veranlaßt, alle Künstler
und Kunstfreunde auf diese meisterhaften Reproductionen der schönsten Werke
Raphaels aufmerksam zu machen. Die Verlagshandlung hat, um jedem
Wunsche entgegenzukommen, drei verschiedene Ausgaben veranstaltet, von denen
die kleinere uns vorliegende noch ziemlich bedeutenden Umfangs ist (etwa
12"—8"). Die erste Lieferung enthält zwei Blätter „La bolle jardiuiere",
und „La vierge au voile“, deren Originale bekanntlich beide im Pariser
Louvre-Museum sich befinden. Hier wäre nun der günstige Augenblick, um
einige kunsthistorische Gelehrsamkeit zu Markte zu bringen — was mit Hülfe
der bekannten Handbücher ja ein ebenso leichtes wie dankbares Geschäft
ist —: wir ziehen es aber vor, uns dafür nochmals in die Anschauung
der reizenden, wahrhaft schönen Blätter zu versenken und wünschen jedem
unsrer freundlichen Leser den gleichen Genuß. M. Sr.
Die Wcirtburg. Zur Erinnerung an das achthundertjährige Jubi-
läum der Erbauung. Gemalt von Professor A. Michel is, in
Farbendruck ausgesührt von Breidenbach u. Co. in Düsseldorf.
Das umfangreiche und sowohl in kompositioneller wie in technischer Be-
ziehung mit außerordentlicher Sorgfalt ausgesührte Blatt zerfällt in zwei
streng von einander geschiedene Hälften, von denen die obere eine malerisch
behandelte landschaftliche Ansicht des Warlburgberges mit der Burg selbst
darstellt. Wir müssen gestehen, daß uns dieser Theil seiner anspruchslosen
Einfachheit wegen am besten gefallen hat, während die untere Hälfte, welche,
aus mehreren symmetrisch geordneten Abtheilnngen bestehend, der Sage und
Legende der Wartburg gewidmet ist, theils durch die etwas unruhige Gliede-
rung, theils durch die allzu mathematische Anordnung der einzelnen Bild-
flächen einen etwas verwirrenden Eindruck macht. Es mag seine Schwierig-
keit haben, den reichen Stoff in bildmäßige Form zu zwingen, allein so gern
wir die Mannigfaltigkeit in der Erfindung und die Gewissenhaftigkeit in der
Durchführung der Details anerkennen, den Totaleindruck der Komposition
im Großen und Ganzen vermögen wir nicht als gelungen zu erkennen.
Lunstinstitute und Lunstvereine.
Verein cler Mnstlerinnen und HlmMeundinnen in Berlin.
«gtünöimgsfcier unö CEröffnuiig der Ausstellung.
er 9. November d. I. vereinigte in der großen Aula der königl.
Thierarzneischule, Louisenstraße 56, eine zahlreiche Versammlung
aus den höheren und besten Kreisen, großentheils Mitglieder des
jungen „Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinneu", der
seit seiner Konstituirung am 13. Februar d. I. eine Mitglieder-
zahl von über 300 Personen erreicht hat, von denen 51, hier
und außerhalb, sich zu den bereits schaffenden Künstlerinnen
zählen. Die Kunsterzeugnisse der letzteren waren zu einer Aus-
stellung vereinigt, welche die beiden dazu einfach, aber sinnig geschmückten
Säle füllte. Ein Theil derselben war von den künstlerischen Mitgliedern be-
reitwilligst zu den Gewinnen einer Lotterie gegeben worden, welche im Inter-
esse des Vereins und zur Förderung seiner Zwecke alljährlich sich erneuern
soll und deren diesjährige Verloosung am Schluffe der Ausstellung statt-
finden wird.
Unter den Anwesenden wurde der Gen.-Direktor Herr vr. v. Ol fers,
Herr Geh. Regierungsrath Lr. Pinder, Herr General v. Kamecke und
andere namhafte Personen bemerkt.
Herr Schnlrath Borrmann leitete die Eröffnung der Ausstellung,
welche an diesem Tage noch keine öffentliche war, durch eine Ansprache an
die Versammelten ein, welche solgendermaaßen lautete:
schaffen nicht allein, um sich selber genug zu thun, sondern mehr, viel mehr,
um durch das, was sie Hervorbringen, Andern einen edlen und veredelnden
Genuß zu bereiten. Die Kunst ist da, um zu erfreuen. Diesen ihren
schönen Beruf hat ihr noch Niemand zu bestreiten gewagt. Aber darum be-
dürfen die Künstlerinnen Solcher, welche ihren Werken ein klares Auge und
ein offenes Herz entgegen bringen; sie bedürfen der Kunstfreundinnen. Ich
frage nochmals: ist eine einfachere, eine natürlichere Verbindung denkbar?
Und wenn nun, wie hier vor Augen liegt, diese Verbindung aus einem
gelegentlichen, genußreichen Begegnen zu einer dauernden, fruchtschaffenden
Vereinigung sich gestaltet, ist da nicht Anlaß vorhanden zu freudiger Theil-
nahme und herzlicher Beglückwünschung? Ja fürwahr, in einem Kreise, wie
der gegenwärtige, wird — schöner vielleicht als es der Dichter selbst ahnete —
jenes sinnige Wort Rückert's zu lebensvoller Wirklichkeit:
Die Quelle bot ihre Finthen preis,
Und lockte der Blumen Begierde;
Sie stellten sich um die Quell' im Kreis,
Und dienten ihr so zur Zierde.
Hochgeehrte Versammlung!
Es ist mir der ehrenvolle Auftrag geworden, die von dem „Verein der
Künstlerinnen und K'unstfreundinnen" veranstaltete Ausstellung, in de ren Mitte
wir uns befinden, mit einigen Worten zu eröffnen. Beredter als ich sprechem
diese mit so vielen Erzeugnissen des Talents und der Kunstfertigkeit ge-
schmückten Räume; am beredtesten spricht diese Versammlung selbst; ich habe
nur zu versuchen, der Dolmetscher ihres Wesens und ihres Wollens zu sein.
Künstlerinnen und Kunstfreundinnen haben sich zu einem Verein ver-
bunden. Kann es eine einfachere, eine natürlichere Verbindung geben? —
Kunstfreundinnen bedürfen der Kunst und suchen ihre Erzeugnisse auf, um sich
an ihnen zu erfreuen und zu erheben. Wie sollten sie da nicht mit warmen
Empfindungen zu denen sich hingezogen fühlen, aus deren Herzen und Hän-
den diese Erzeugnisse hervorgehen, zu den Künstlerinnen? Und diese? Sie
Lassen Sie uns noch einen Augenblick bei diesem Bilde verweilen. Die
Quelle rinnt von der Stätte ihres Urspruchs weiter, um auch entfernter
liegende Keime zur Entfaltung und zur Blüthe zu bringen. Ihrem Vor-
bilde will dieser Verein folgen. Sie wissen es alle, meine Damen, und
viele unter Ihnen haben es in ihrem eigenen Leben schmerzlich genug er-
fahren, wie viele Hindernisse sich oft der Entwicklung und Ausbildung eines
weiblichen Talents entgegenstellen, das der bildenden Kunst sich widmen will.
Ich schweige von dem Vorurtheil, das sich solcher Entwicklung entgegenstemmt,
als sei die bildende Kunst eine Domäne des Mannes und ein Gebiet, das
die Frau nicht betreten dürfe, ohne ihrem wahren Beruf untreu zu werden;
ich schweige von den Behinderungen, welche so mancher künstlerischen Kraft
aus dem Mangel an Mitteln für ein weiteres Studium sich entgegenstellen.
Abgesehen aber von diesen widerstrebenden Gewalten, welche Ihren Muth