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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 14.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.13561#0028

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etwas nonchalanten Virtuosität wie das Ockel'schc Bild gemacht und
nicht ganz frei von einigen Härten, zeichnet sich das Gemälde doch
durch eine frische Totalwirkung und durch eine, wenn auch nicht völlig
bildmäßige, doch sehr naturwahre und insofern poetisch wirkende Be-
handlung des Motivs aus. Auch verdient hervorgehoben zu werden,
daß es mit großer Sorgfalt durchgeführt ist. Von besonderem Reiz
ist die Flucht von sich hinter einander fortschiebenden Gebirgsmaffen
auf der linken Seite, deren Tiefe von einem aufsteigenden Nebel ver-
schleiert wird. Die beiden anderen Bilder des Künstlers werden wir
an ihren Orten erwähnen. — Von Dielmann ist ein ganz respek-
tabler „blökender Schasbock" nebst zwei liegenden Schafen vorhanden.
Die landschaftliche Umgebung zeigt eine Gewitterstimmung, welche
mit unverkennbarer Naturempsindung behandelt ist. — Die kleine
Landschaft von O. Weber, welche „Kühe im Walde zu Fontaine-
bleau" zeigt, ist recht ansprechend; die Kühe zeichnen sich durch merk-
würdig scheckige Nasen aus,.was vielleicht der Luft von Fontaine-
bleau eigenthümlich ist. Das steinige Terrain ist mit großer Liebe
behandelt. — Auch von Hallatz ist ein zahmes Thierbild ausgestellt,
welches einige Kühe und Schafe auf tiefdunkelem Himmel sich abheben
läßt. Wäre das Bildchen, was man in Rücksicht auf seine Klein-
heit verlangen dürfte, etwas mehr durchgeführt, so würde die Wirkung
entschieden gewonnen haben. — Die beiden Schafbilder von W. Phi-
lippi besitzen ihren für den Landwirth bedeutsamen Werth in der
stofflichen Porträttreue der Durchführung. Es kam dem Künstler
ersichtlich — denn auch das Arrangement beweist, daß es sich hier,
wie in jenen Commersbildern, die von den Kaulbach'schen Epigonen
„Ruhmeshallen" gescholten werden, nur uni möglichste Präsentation
aller einzelnen Individuen handelt — weniger auf eine künstlerische
Wirkung als eben auf stereoskopische Naturwirklichkeit an; die Land-
schaft indeß hätte wohl weniger stiefmütterlich in der Farbe behan-
delt sein können. Sie sieht gar zu krankhaft aus und schadet da-
durch selbst der plastischen Wirkung der sonst mit großer Energie be-
handelten Merinoleiber.

Unter den Pferdedarstellungen nimmt Steffeck's „Ungarischer
Pfervetrieb" eine hervorragende Stelle ein. Es ist auch in typisch-
nationaler Beziehung vortrefflich charakterisirt, voll energischer Be-
wegung und, was bei Steffeck nicht immer der Fall ist, frisch und

kräftig gemalt. — Die „Ungarischen Pferdediebe" von O. v. Thoren
sind ebenfalls vortrefflich. Das Bild besitzt einen düstern, aber feinen
Ton und wirkt auch durch die lebendige Komposition sehr gut. Statt
der im Katalog verzeichneten „Ungarischen Ochsendiebe" haben wir
von dem Künstler noch ein anderes Bild gefunden, das ein Gefährt,
mit Pferden bespannt darstellt, welche vor einem schreienden Esel am
Wege scheuen. Auch hier ist die Stimmung düster, aber wirkungs-
voll. — Von Hallatz gehören zwei vortreffliche Bilder hierher,
namentlich die „Schiffstreidelpferde. Normandie", sodann die „Schmiede
bei Honfleur". Das erstere stellt zwei tüchtige Schimmel dar, die von
einem Schiffsknecht zu äußerster Anstrengung angetrieben werden.
Es ist außerordentlich energisch gezeichnet und besitzt auch ein gediege-
nes Kolorit. Das zweite stellt einen Wirthschaftshof dar, mit trinken-
den Fuhrleuten unter einer Strohdachlaube auf der linken Seite.
Im Hintergründe wird an einer Schmiede ein Pferd beschlagen.
Der Hof ist von Geflügel belebt. Es ist ein recht ansprechendes
Ensemble, das ein naturwahres Bild des ländlichen Fuhrmannswesens
gewährt. Die technische Behandlung zeigt große Gewandtheit. —
Endlich führen wir noch A. von Rentzell's Gemälde „der erste
Ritt" an, das das Innere eines Pferdestalls zeigt, in welchem ein
halb erwachsener Bursche ein Kind auf einem Schimmel reiten läßt;
daneben füttert ein Mädchen eine Ziege. Im Allgemeinen frisch ge-
malt, besitzt das Kolorit doch einen etwas chokoladenfarbigen Grund-
ton, der die Wirkung der bestimmteren Lokalfarben etwas bunt er-
scheinen läßt.

Ehe wir zum Fach der eigentlichen Jagdmalerei übergehen,
d. h. zur Darstellung der Jagd selbst, haben wir noch zwei Bilder
zu erwähnen, welche gewissermaaßen einen Uebergang zwischen der
Genrelandschaft zum Jagdgemälde bilden, sofern es sich darin mehr
um die Staffage einer Jagdgesellschaft, als um die Darstellung der
Jagd selbst handelt. Das eine ist von Oskar Begas, betitelt
„Auf der Treibjagd" (richtiger „Nach der Treibjagd"), das andere
von Breitbach: „Rast auf der Jagd". Beide sind offenbar weniger
aus bildmäßige als auf portraitartige Wirkung angelegt und machen
in ziemlich gleichem Grade den Eindruck von übrigens mit großer
Routine ausgeführten Erinnerungsbildern. (Forts, folgt.)

Kunstliteratur und Ulbum.

I. Kunstliteratur.

Aesthetili. — Geschichte. — Technik.

an Verkolje (Vater) und Niclas Derkolje (Sohn).
Verzeichniß ihrer Schabkunstblätter, beschrieben von
I. E. Wessely. Separat-Abdruck aus: Archiv für
die zeichn. Künste XIV. 1868. Leipzig, R. Weigel.

Kunstsammler und Verfasser ähnlicher Arbeiten wissen,
welche Mühen eine solche noch so kleine Arbeit erheischt, wenn
sie den strengen Anforderungen der Forschung unserer Zeit entsprechen soll.
Es handelt sich nicht allein darum, ein Verzeichniß von verschiedenen Kupfer-
stichen zusammenzuschreiben, es muß kritisch die Echtheit und Originalität eines
jeden Blattes anerkannt und die Reihenfolge seiner Abdrucksgattungen fixirt sein.

Nun ist das Vergleichen der verschiedenen Druckzustände dadurch erschwert, daß
die einzelnen Etats sich an verschiedenen von einander entfernten Orten vorfinden.
Der Verfasser gegenwärtiger Schrift, seit zwei Jahren hier ansässig, hat bereits
durch ähnliche Arbeiten über die holländischen Meister W. Vallant, Jan
de Visscher, L. Visscher und A. Blooteling sich einen gewissen Ruf
bei den Saminlern erworben und auch bei der gegenwärtigen Arbeit keine
Mühe gescheut, sie für Kunsthändler und Kunstfreunde brauchbar zu machen,
indem bei der Kritik die berühmtesten Sammlungen, darunter besonders die
Amsterdamer, zu Rathe gezogen worden sind. Die Blätter beider Künstler
erfreuen sich auch bei den Sammlern eines guten Rufes, viele sind äußerst
kostbar und selten und erzielen namhafte Preise. Ueberdies genügte das
unvollständige Verzeichniß derselben im Nagler'schen Künstlerlexikon keineswegs,
und künftige Verfasser eines Künstlerlexikons besitzen eine Quelle mehr.
 
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