| 14ter Jahrgang. \
M 33. f
äer Keutscde« Mmstrerewe.
Herausgegeben und redigirt von
Dr. Max Sdjasfer.
Preis des Journals pro Quartal 1% Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)
K 12 September \
l 1869.
Inhalt.
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Darmstadt, Gotha, Kreuznach,
LXXII. Henry Leys. Sigmaringen, Dresden, Wien, St. Petersburg, London, Brüssel.
Korrespondenzen: 6. Alten bürg, im August. (Das Denkmal des Ma- Kunstliteratur: Lehrbuch der plastischen Anatomie rc. — Rheinlands Bau-
lers Emil Jacobs in Gotha.) — □ St. Petersburg, im August. Denkmale des Mittelalters rc. — Kostümkunde rc. — Die dauerhaften
(Hiesige Kunstzustände. Forts.) Farben für die Oelmalerei rc. — Ausstellungskalender.
Studien zur tzljarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.
LXXII. Henry Leys.
(Nekrolog.)
i or mehren Jahren brach-
ten wir aus der Feder
eines Mitarbeiters, wel-
r cher die Ehre einer nä-
Heren persönlichen Be-
kanntschast des verewig-
ten Künstlers genoß, eine
längere Charakteristik desselben,
welche die eigenthümliche Stel-
lung, die er gegenüber allen
übrigen modernen Kunstrichtungen ein-
nahm, aus dem inneren Wesen seiner
durchaus dem germanischen Mittelalter
zugewandten Neigung zu erklären ver-
suchte. Indem wir das Wesentliche dieser Bemerkungen heute
— als Erinnerungsmal für den todten Künstler — zu einem
prägnanten Lebensbild zusammenstellen, lassen wir zunächst die
dazu gehörigen biographischen Notizen vorausgehen, welche dieses
Bild zu einem Ganzen abzurunden geeignet sind.
Henry Leys ist geboren zu Antwerpen am 18. Februar
1815. Seine Familie gehört zu den ältesten Antwerpens,
flämisch und bürgerlich, wechselte nie den Wohnsitz, und nur
ein Zweig derselben emigrirte unter spanischer Verfolgung nach
Besaneon, wo er noch blühen soll. Der Knabe wuchs in
seiner Vaterstadt auf und wurde anfangs von seiner Mutter
zum Priesterstande bestimmt, unwahr ist es jedoch, daß er be-
reits eingekleidet gewesen, oder gar schon die Weihen empfangen
habe. Noch beachtenswerther ist es, daß Leys eine fast durch-
aus französische Erziehung in Antwerpen erhielt, wo doch sonst
das flämische und deutsche Element so überwiegt. Er sprach
das Flams nur sehr schwach. Schon 1820, erst 14jährig, kam
er in's Atelier seines Schwagers Ferdinand de Brakeleer,
bei dem er bis 1832 blieb. Natürlich bildete er sich unter
einem Meister solch' bekannter Specialität zur handwerksge-
mäßen Holländerei aus, wie man anderwärts Theebretter und
lakirte Dosen bemalt. Dennoch scheint Leys auch in dieser
Richtung nicht ganz unbedeutend gewesen zu sein. 1833 stellte
er zuerst aus, und zwar in Brüssel, „Der Sack der Stadt
M 33. f
äer Keutscde« Mmstrerewe.
Herausgegeben und redigirt von
Dr. Max Sdjasfer.
Preis des Journals pro Quartal 1% Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)
K 12 September \
l 1869.
Inhalt.
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Darmstadt, Gotha, Kreuznach,
LXXII. Henry Leys. Sigmaringen, Dresden, Wien, St. Petersburg, London, Brüssel.
Korrespondenzen: 6. Alten bürg, im August. (Das Denkmal des Ma- Kunstliteratur: Lehrbuch der plastischen Anatomie rc. — Rheinlands Bau-
lers Emil Jacobs in Gotha.) — □ St. Petersburg, im August. Denkmale des Mittelalters rc. — Kostümkunde rc. — Die dauerhaften
(Hiesige Kunstzustände. Forts.) Farben für die Oelmalerei rc. — Ausstellungskalender.
Studien zur tzljarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.
LXXII. Henry Leys.
(Nekrolog.)
i or mehren Jahren brach-
ten wir aus der Feder
eines Mitarbeiters, wel-
r cher die Ehre einer nä-
Heren persönlichen Be-
kanntschast des verewig-
ten Künstlers genoß, eine
längere Charakteristik desselben,
welche die eigenthümliche Stel-
lung, die er gegenüber allen
übrigen modernen Kunstrichtungen ein-
nahm, aus dem inneren Wesen seiner
durchaus dem germanischen Mittelalter
zugewandten Neigung zu erklären ver-
suchte. Indem wir das Wesentliche dieser Bemerkungen heute
— als Erinnerungsmal für den todten Künstler — zu einem
prägnanten Lebensbild zusammenstellen, lassen wir zunächst die
dazu gehörigen biographischen Notizen vorausgehen, welche dieses
Bild zu einem Ganzen abzurunden geeignet sind.
Henry Leys ist geboren zu Antwerpen am 18. Februar
1815. Seine Familie gehört zu den ältesten Antwerpens,
flämisch und bürgerlich, wechselte nie den Wohnsitz, und nur
ein Zweig derselben emigrirte unter spanischer Verfolgung nach
Besaneon, wo er noch blühen soll. Der Knabe wuchs in
seiner Vaterstadt auf und wurde anfangs von seiner Mutter
zum Priesterstande bestimmt, unwahr ist es jedoch, daß er be-
reits eingekleidet gewesen, oder gar schon die Weihen empfangen
habe. Noch beachtenswerther ist es, daß Leys eine fast durch-
aus französische Erziehung in Antwerpen erhielt, wo doch sonst
das flämische und deutsche Element so überwiegt. Er sprach
das Flams nur sehr schwach. Schon 1820, erst 14jährig, kam
er in's Atelier seines Schwagers Ferdinand de Brakeleer,
bei dem er bis 1832 blieb. Natürlich bildete er sich unter
einem Meister solch' bekannter Specialität zur handwerksge-
mäßen Holländerei aus, wie man anderwärts Theebretter und
lakirte Dosen bemalt. Dennoch scheint Leys auch in dieser
Richtung nicht ganz unbedeutend gewesen zu sein. 1833 stellte
er zuerst aus, und zwar in Brüssel, „Der Sack der Stadt