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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 14.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.13561#0041

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einer andern Stadt ähnlich anzutreffen sein wird. Die ältesten aller
dieser Arbeiten fallen noch in das letzte Jahrzehnt des vorigen Jahr-
hunderts, und namentlich zeichnet sich unter diesen eine Aquarelle vom
Jahre 1778 aus, die der Kunsthändler Börner besitzt und die eine
„Waldlandschast mit der Scene der Diana und des Aktäon" darstellt.
Von hervorragender Schönheit sind mehre Aquarellen, die Koch im
Aufträge des vr. Härtel ausgeführt hatte, damir sie Preller im
Römischen Hause al sresco malen solle, was jedoch leider unterblieb.
Die Zeichnungen in Bleistift oder Sepia sind theils Darstellungen
aus der Umgegend von Rom, theils Studien aus dem Gebirge
Olevano. Die eigentlich figürlichen Kompositionen, in denen Koch
neben der Landschaftsmalerei sehr thätig war, sind weniger vertreten;
auch einige Stiche nach Koch und eigenhändige Radiruugen von ihm
waren ausgestellt. Die Feier, gehoben durch den warmen und geist-
vollen Vortrag des Hrn. Jordan, hinterließ in allen Theilnehmern
eine anregende Erinnerung.

Die Permanente Kunstausstellung Del Vecchio's war in der
letzten Zeit, namentlich im Fache der Landschaftsmalerei recht reich
vertreten. Von Eckermann in Hannover war eine treffliche „Partie
am Rhein zwischen Freiburg und Basel" ausgestellt. Prof. Fiedler
in Triest hatte zwei Bilder „Blick in die arabische Wüste bei Cairo"
und „Landschaft aus dem Delta in Cairo" eingesandt. Außerdem
erwähne ich noch von Reinherz in München „Dorspartie aus Ober-
baiern", den „Gosau-See" von K. Briggi, den „Genser-See" von
Funk in Stuttgart, und von O. Winkler, der kürzlich von Berlin
hierher übergesiedelt ist, ein „Zigeunerlager" zwischen Baumgruppen
unter einem Felsabhang. Wenn ich nicht irre, haben Sie dies vor-
treffliche Werk schon bei andrer Gelegenheit erwähnt. (Schluß folgt.)

M Düsseldorf, 18. Januar. (Ausstellung bei Herrn
Contzen; Permanente Kunstausstellung von Bismeyer
und Kraus.) Große Sensation machte bei der hiesigen Künstler-
schaft die Ausstellung zweier Bilder unserer gefeierten Genremaler
Knaus und Vautier im Contzen's Lokale (zum Besten des Un-
terstützungsvereins). Die Gegenstände beider Bilder, in fast gleichen
Größenverhältnissen ausgeführt, erscheinen wie für einander bestimmt,
(obgleich sie bald getrennt werden, da dasKnaus'sche für Amerika,
das von Vautier für Köln bestimmt ist), da sie sich gegenseitig er-
gänzen: Vautier malte einen „Leichenschmaus", Knaus ein „Hoch-
zeitsmahl". Während bei der ersten Darstellung der Schmaus nur die
konventionelle Folie bildet, auf welcher sich die Gestalten der leid-
tragenden Frauen mit ihrer Freundschaft vortheilhaft abheben und
Speisen wie Getränke fast unberührt bleiben, so liegt bei dem Hoch-
zeitsschmause gerade auf dem Apetit der Nachdruck, den die liebe
Jugend entwickelt, die sich an ihrem „Katzentischchen" bene thut. Im
Vordergründe erblickt man die kleinsten, welche noch gefüttert werden,
hinter diesen Knaben und Mädchen, welche sich schon in „bunter
Reihe" gruppirt haben und auf diese Weise das verjüngte Abbild
des eigentlichen Hochzeitstisches darstellen, der auf unserem Bilde den
Hintergrund ausfüllt. Eines dieser Bürschchen ist sogar so keck,
seiner niedlichen, sich sträubenden Nachbarin einen Kuß rauben zu
wollen, was die alte Magd, die das Essen für die Kinderschaar auf-
trägt, nicht ohne Entrüstung mit ansehen kann. Es herrscht hier die
ungeschminkteste Natürlichkeit, „Jeder ist sich selbst der Nächste," ob-
gleich auch einige der lieben Kleinen die Kätzchen nicht vergessen,
welche sich auch am „Katzentische" eingefunden haben, um ihren An-
theil zu empfangen. Alles dieses ist mit einer unbeschreiblichen Leben-
digkeit dargestellt, bis auf die Katzen herab, und wenn sich das be-
schauende Publikum von dem ebenfalls fein charakterisirten Vautier'-
schen Bilde dem Gemälde von Knaus und in diesem wieder gerade
besonders dem „Katzentischchen" zuwendet, so können wir diesen Um-

stand nur in der künstlichen Beleuchtung begründet finden. Beide
Bilder sind nämlich durch Gasflammen sehr hell beleuchtet, wodurch
sie mehr als Gegenstand, denn als Malerei wirken. (Schluß folgt.)

f. München, Anfang Januar. (Künstlerkneipen; August
Geist; Kunstvereinsbericht. Forts.) G. v. Seybold brachte
ein Miniaturbildchen, das einen Krieger des 17. Jahrhunderts zeigt,
wie er sich eben der friedlichen Arbeit, eine gestohlene Gans zu rupfen,
hingiebt. Der ganze Kerl sieht etwas konfiscirt aus unv giebt uns
eben keinen sonderlich günstigen Begriff von den Soldaten des dreißig-
jährigen Krieges; indeß werden wir beim Anblick des niedlich ge-
malten Bildchens doch heiter gestimmt und vergeben dem Künstler gern
die etwas an Karrikatur streifende Schilderung. — Wo möglich noch
kleiner, aber noch reizender und gemüthlicher in der Stimmung ist
ein „Jäger des 16. Jahrhunderts", welcher in einer Waldschenke
sich einen Becher Weins von schöner Hand kredenzen läßt. Wilh.
Dietz wußte in diesen engsten Rahmen alle Wald- und Waid-
mannspoesie zu legen, die in unfern Volksliedern wiederhallt, und
es würde uns gar nicht wundern, wenn der Geselle plötzlich seinem
Schecken die Sporen gäbe und laut jubelnd ein frisches Waidmanns-
lied in den grünen Tann hineinsänge; jedenfalls hat er auch mehr
Grund um lustig zu sein, als seine Nachfolger in der zweiten Hälfte
unseres Jahrhunderts, die Heinr. Marr uns zeigt, wie sie —
wohl ein Dutzend Schützen — mit zwei Hasen und einem Füchslein
bei strenger Winterkälte das ersehnte Wirthshaus erreichen. Man
sieht, der Gedanke bot Stoff genug zu einer humoristischen Behand-
lung, auch nahm Marr in einzelnen Köpfen dazu einen glücklichen
Anlauf; allein Zeichnung, Farbe und Anordnung ließen ihn schnöde
im Stiche. — Ein kleines, feingemaltes Bildchen von A. Eberle,
eine alte Jnnsbruckerin bei ihrer kranken Enkelin am Bette im Ge-
betbuche lesend, übt einen unwiderstehlichen Lachreiz auf uns. Nir-
gends absichtliche Karrikatur, sondern treue, unverfälschte Wahrheit:
aber die Alte mit ihrer spitzen Jnnthalermütze, ihrer Messingbrille,
ihrer würdigen geraden Haltung und dem frommvergnügten Schmun-
zeln wirkt ungemein erheiternd auf den Beschauer; es ist das ein
Geheimniß, das der Künstler zu Nutz und Frommen so mancher An-
deren, die nun einmal nie die Grenze zwischen Spaß und Humor
zu treffen wissen, enthüllt, wenn auch nur durch seine Bilder. —
Vollmar führt uns in das Innere eines Bauernhauses im Schwa-
benland, auf dessen Ofenbank der Großvater mit dem würdigen Drei-
spitz eben beschäftigt ist, seine gesunde Enkelin von seinem Frühstücks-
kasfee kosten zu lassen; eine Zärtlichkeit, welche der kleinen Enkelin
höchst komisch vorkommt und über welche sich die dazukommende,
junge Mutter ebenfalls freut. Wahrheit in der Auffassung, Liebe in
der Behandlung und reiche, abwechselnde Anordnung sind Vorzüge,
welche dieses Bild zum besten Genrestück der diesmaligen Ausstellung
machen würde, wenn nicht C. Otto ein so reizendes, freundliches
Familienbild gebracht hätte, das mit jenem das Gute theilt und es
in vieler Hinsicht sogar übertrisft. Otto führt uns in das Zeitalter
des Zopfes zurück und in höhere Gesellschaft, aber wenn er uns in
einem früheren Gemälde, „Der Bittsteller", die Schattenseite des
18. Jahrhunderts zeigte, so wollte er uns diesmal daran erinnern,
daß trotz Haarbeutel und Puder doch auch Damals ein schönes, friedliches
Familienglück existiren konnte. In einem grünen, schattigen Winkel
des englischen Parkes, der uns einen Blick nach dem weißen Schlosse
und dem schwanenbevölkerten Teiche gestattet, hält der kleine Erstling
einer jungen Ehe ganz prächtig und behäbig in den weichen Kissen
der Korbwiege sein „Mittagschläschen". Die Sonne scheint prächtig
und macht mit ihren Strahlen die Blätter der Bäume zu leuchtenden
Smaragden, Käfer und Bienen summen fleißig herum, sie machen
die Schlummermusik für den kleinen Dickback, über den sich die
 
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