Im Jahre 1853 wurde von der Negierung eines Staates in
Deutschland eine Kommission berufen, gebildet aus den bedeutendsten
Malern der Hauptstadt, welche den Auftrag erhielt, aus dem Depot
einer Filial-Gallerie die für die Kunst und ihre Geschichte werth-
losesten Bilder auszuscheiden und durch öffentlichen Verkauf zu ver-
wertheu. Die Kommission erfüllte mit Eifer und Gewissenhaftigkeit
diesen Auftrag, suchte einige hundert Gemälde aus und betraute einen
an der Hauptgallerie augestellteu Konservator mit der Versteigerung
derselben; dieser, nicht weniger pflichtgetreu, übergab den sogenannten
Ausschuß von Bildern einem Auctionator. An die Anfertigung eines
Kataloges dachte Niemand, und nur ein Verzeichniß, wie ungefähr
bei einer Familien-Auction, wurde ausgegeben; jeder glaubte seine
Schuldigkeit gethan zu haben und ließ der Sache ihren Lauf. Die
Versteigerung ging vor sich, und die von den Kunst-Autoritäten jener
Residenz verächtlich als Parias ausgeschiedenen Bilder wurden zu
Spottpreisen losgeschlagen. Die Händler machten gemeinschaftliche
Sache und überboten sich nicht, ja sie waren großmüthig genug, da
die Ernte eine so gesegnete war, auch Private und Kabinette anderer
Länder an dieser noch nie gebotenen Gelegenheit participiren zu lassen.
Kaum war die Versteigerung vorüber, da erhob sich einstimmig die
Presse aller Länder in gerechtem Zorne gegen diesen Vorgang; denn
es zeigte sich, daß mau unwissentlich unter mittelmäßigen und schlech-
ten Bildern auch viele der kostbarsten und seltensten Meisterwerke
ausgestoßen, mit welchen öffentliche Gallerten und Privalsammlungen
für lächerlich niedrige Preise sich komplettirten, und des Staunens
über das unerhörte Ereign'ß war kein Ende.
Die öffentliche Meinung forderte Rechenschaft, allein wer sollte
sie geben? Jeder der Herren aus der Kommission betheuerte seine
Unschuld, und die Regierung, durch den Vorfall keineswegs zur Ein-
sicht gebracht, daß dieser Verlust au Kunstwerken und Kapital einer
niangelhaften Organisation zur Last falle, war gleichfalls weit ent-
fernt, da Rechenschaft zu fordern, wo sie keine Schuld erblickte, und
ließ, wie die Erfahrung beweist, Alles beim Alten.
Hienach frage ich: Wer trug die Schuld und was war die
Schuld, daß so Unglaubliches geschehen konnte und durfte? Die
erste Frage beantwortet sich selbst; die zweite habe ich schon in allem
vorhergehend von mir Gesagten beantwortet, und bleibt mir deshalb
nur zu wiederholen, daß jenes verkehrte System, eine so schwierige
Aufgabe Männern zu übertragen, welche bei allem Ernste und red-
lichem Wollen, sie verdienstlich zu erfüllen, aus Mangel an den hiezu
erforderlichen Eigenschaften der Ausführung nicht gewachsen waren,
allein der Vorwurf trifft. Diese Herren waren und sind heute noch
große Maler, aber keine Kunstkenner, denn sie hielten die ansgestoßenen
Bilder, weil sie schmutzig und staubig, für schlecht, deshalb für schlecht,
weil sie nicht sehen konnten, welche Kleinode unter dem Staube in
ungestörter Ruhe schlummerten; und darum überließen sie die Aus-
hebung und Aufdeckung des Schatzes den Käufern.
Ich bringe einige Details als Beläge für den oben gegebenen
Bericht, deren Richtigkeit ich zu beweisen jeden Augenblick im Stande
bin, die zu widerlegen aber Niemand vermag: Herr N. N. kaufte
ein kostbares Originalbild von Nicolaus Berg hem für 30 fl. Für
dieses Bild, welches ich kenne, wurden nach seiner Reinigung deni
jetzigen Besitzer häufig 15—1800 Thaler geboten. -— Ein anderer
Herr kaufte zwei Altarflügel von einem alldeutschen Meister ersten
Ranges (welche unverantwortlicher Weise von dem noch in der Filial-
Gallerie befindlichen Mittelbilde losgerissen worden) für circa 18 fl.,
deren Werth mindestens bis zu 2000 Gnloen zu veranschlagen ist. —
Ein Dritter kaufte eine hl. Familie von Albrecht Dürer für 50 fl.
Nachdeni das Bild gereinigt war, staunte die gebildete Welt über
seine Schönheit und vor Kurzen! wurde es für 45,000 Frcs. nach
Petersburg verkauft. — Ich beschränke mich auf die Anführung dieser
wenigen Thatsachen, welche keineswegs vereinzelt dastehen.
C. f. Förster.
j\i München im Jahre 1869.
Seine Majestät der König Ludwig II. von Beiern hüben die Veranstaltung einer internationalen Kunst-
Ausstellung im Jahre 1869 zu München Allerhöchst zu genehmigen und zugleich im Interesse der Förderung dieses
Unternehmens dasselbe ausdrücklich unter Allerhöchst Dero Protection zu stellen geruht.
Die Küustlerschaft Münchens ist entschlossen, von ihrer Seite Alles aufzubieten, um diese Ausstellung dem
Wunsche der kgl. bayerischen Regierung gemäß möglichst glanzvoll in's Leben zu rufen, und ladet die Künstler aller
Lander ein, zur Fortsetzung des in anderen Staaten so ruhmvoll begonnenen Wettstreites auf dem Gebiete der Kunst
die Hand zu bieten durch Beschickung dieser Ausstellung mit ihren Werken. Sie darf sich der Hoffnung hingeben,
daß diese Ausstellung sowohl zur Anerkennung und Förderung der Kunst im Allgemeinen dienen, als auch den Künstlern
Gelegenheit zur Verwerthung ihrer Werke geben werde.
Außerdem hat sich die kgl. bayerische Staatsregierung in gleicher Weise, wie dieses schon bei früheren Ausstellungen
geschah, und bei ähnlichen Anlässen auch von Seite anderer Regierungen beobachtet wurde, ausdrücklich Vorbehalten,
Auszeichnungen an Meister hervorragender Werke zu ertheilen, welche dazu von einer durch das Comite
gewählten Jury vorgeschlagen werden.
Die Ausstellung wird im kgl. Glaspalaste abgehalteu, beginnt Mitte Juli 1869 und dauert bis Ende Oktober.
Es werden Werke eingeladener Künstler aller Länder angenommen aus dem Gebiete der Malerei, Skulptur,
Architektur, Kupferstecherkunst und Lithographie.
Ausgeschlossen bleiben Kopien, Photographien und andere auf mechanischem Wege erzeugte Werke.
Die näheren Bedingungen werden den Künstlern durch direkte Einladungen bekannt gegeben.
München, im Januar 1869. [515]
für die intemntionnfe 3{uiifUilus|Mfung m DTIüiidjen.
Prof. Ed. Schleich, Maler.
Prof. X v. Hamberg, Maler.
P. öcistchlag, Maler.
C. Ebert, Maler.
L. Hartmann, Maler.
E. Heinel, Maler.
Prof. 3. ünabl, Bildhauer.
Prof. Eonr. Anoll, Bildhauer,
p. Hörle, Maler.
H. Lang, Maler.
X Hier, Maler.
Eh. preistcl, Kupferstecher.
Prof. Sreberger, Maler.
Prof. Aiebland, Oberbaurath.
SPIELHAGEN & C°
Fabrik und Lager
Mal- k Hrjchnea-Mlltrrmliell
BERLIN
Koch-Strasse IQ.
If
Lager sämmtlicher Utensilien zur
Oel-, Aquarell-, Porzellan- und
[496] Pastell-Malerei.
aller
von
Urten
Mlendrahmcn,
von Malerfarben
Staffeleien,
der vorziiglichst.
Iteiss-Schienen
Fabriken
Keissbrettern,
des
Linealen,
In- & Auslandes.
Dreiecken etc.
Verlag von J. G.
Bach in Leipzig:
von Albert Kretschmer in Berlin.
1.—13. Lfg. ä 2 Thlr. 20 Sgr.
Die Trachten der Völker
vom Beginn der Geschichte bis 19. Jahrh.
von Albert Kretschmer in Berlin.
Geb. 65 Thlr., in Heften 60 Thlr. [498]
Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (A. Effert L L. Lindtner) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin.
Deutschland eine Kommission berufen, gebildet aus den bedeutendsten
Malern der Hauptstadt, welche den Auftrag erhielt, aus dem Depot
einer Filial-Gallerie die für die Kunst und ihre Geschichte werth-
losesten Bilder auszuscheiden und durch öffentlichen Verkauf zu ver-
wertheu. Die Kommission erfüllte mit Eifer und Gewissenhaftigkeit
diesen Auftrag, suchte einige hundert Gemälde aus und betraute einen
an der Hauptgallerie augestellteu Konservator mit der Versteigerung
derselben; dieser, nicht weniger pflichtgetreu, übergab den sogenannten
Ausschuß von Bildern einem Auctionator. An die Anfertigung eines
Kataloges dachte Niemand, und nur ein Verzeichniß, wie ungefähr
bei einer Familien-Auction, wurde ausgegeben; jeder glaubte seine
Schuldigkeit gethan zu haben und ließ der Sache ihren Lauf. Die
Versteigerung ging vor sich, und die von den Kunst-Autoritäten jener
Residenz verächtlich als Parias ausgeschiedenen Bilder wurden zu
Spottpreisen losgeschlagen. Die Händler machten gemeinschaftliche
Sache und überboten sich nicht, ja sie waren großmüthig genug, da
die Ernte eine so gesegnete war, auch Private und Kabinette anderer
Länder an dieser noch nie gebotenen Gelegenheit participiren zu lassen.
Kaum war die Versteigerung vorüber, da erhob sich einstimmig die
Presse aller Länder in gerechtem Zorne gegen diesen Vorgang; denn
es zeigte sich, daß mau unwissentlich unter mittelmäßigen und schlech-
ten Bildern auch viele der kostbarsten und seltensten Meisterwerke
ausgestoßen, mit welchen öffentliche Gallerten und Privalsammlungen
für lächerlich niedrige Preise sich komplettirten, und des Staunens
über das unerhörte Ereign'ß war kein Ende.
Die öffentliche Meinung forderte Rechenschaft, allein wer sollte
sie geben? Jeder der Herren aus der Kommission betheuerte seine
Unschuld, und die Regierung, durch den Vorfall keineswegs zur Ein-
sicht gebracht, daß dieser Verlust au Kunstwerken und Kapital einer
niangelhaften Organisation zur Last falle, war gleichfalls weit ent-
fernt, da Rechenschaft zu fordern, wo sie keine Schuld erblickte, und
ließ, wie die Erfahrung beweist, Alles beim Alten.
Hienach frage ich: Wer trug die Schuld und was war die
Schuld, daß so Unglaubliches geschehen konnte und durfte? Die
erste Frage beantwortet sich selbst; die zweite habe ich schon in allem
vorhergehend von mir Gesagten beantwortet, und bleibt mir deshalb
nur zu wiederholen, daß jenes verkehrte System, eine so schwierige
Aufgabe Männern zu übertragen, welche bei allem Ernste und red-
lichem Wollen, sie verdienstlich zu erfüllen, aus Mangel an den hiezu
erforderlichen Eigenschaften der Ausführung nicht gewachsen waren,
allein der Vorwurf trifft. Diese Herren waren und sind heute noch
große Maler, aber keine Kunstkenner, denn sie hielten die ansgestoßenen
Bilder, weil sie schmutzig und staubig, für schlecht, deshalb für schlecht,
weil sie nicht sehen konnten, welche Kleinode unter dem Staube in
ungestörter Ruhe schlummerten; und darum überließen sie die Aus-
hebung und Aufdeckung des Schatzes den Käufern.
Ich bringe einige Details als Beläge für den oben gegebenen
Bericht, deren Richtigkeit ich zu beweisen jeden Augenblick im Stande
bin, die zu widerlegen aber Niemand vermag: Herr N. N. kaufte
ein kostbares Originalbild von Nicolaus Berg hem für 30 fl. Für
dieses Bild, welches ich kenne, wurden nach seiner Reinigung deni
jetzigen Besitzer häufig 15—1800 Thaler geboten. -— Ein anderer
Herr kaufte zwei Altarflügel von einem alldeutschen Meister ersten
Ranges (welche unverantwortlicher Weise von dem noch in der Filial-
Gallerie befindlichen Mittelbilde losgerissen worden) für circa 18 fl.,
deren Werth mindestens bis zu 2000 Gnloen zu veranschlagen ist. —
Ein Dritter kaufte eine hl. Familie von Albrecht Dürer für 50 fl.
Nachdeni das Bild gereinigt war, staunte die gebildete Welt über
seine Schönheit und vor Kurzen! wurde es für 45,000 Frcs. nach
Petersburg verkauft. — Ich beschränke mich auf die Anführung dieser
wenigen Thatsachen, welche keineswegs vereinzelt dastehen.
C. f. Förster.
j\i München im Jahre 1869.
Seine Majestät der König Ludwig II. von Beiern hüben die Veranstaltung einer internationalen Kunst-
Ausstellung im Jahre 1869 zu München Allerhöchst zu genehmigen und zugleich im Interesse der Förderung dieses
Unternehmens dasselbe ausdrücklich unter Allerhöchst Dero Protection zu stellen geruht.
Die Küustlerschaft Münchens ist entschlossen, von ihrer Seite Alles aufzubieten, um diese Ausstellung dem
Wunsche der kgl. bayerischen Regierung gemäß möglichst glanzvoll in's Leben zu rufen, und ladet die Künstler aller
Lander ein, zur Fortsetzung des in anderen Staaten so ruhmvoll begonnenen Wettstreites auf dem Gebiete der Kunst
die Hand zu bieten durch Beschickung dieser Ausstellung mit ihren Werken. Sie darf sich der Hoffnung hingeben,
daß diese Ausstellung sowohl zur Anerkennung und Förderung der Kunst im Allgemeinen dienen, als auch den Künstlern
Gelegenheit zur Verwerthung ihrer Werke geben werde.
Außerdem hat sich die kgl. bayerische Staatsregierung in gleicher Weise, wie dieses schon bei früheren Ausstellungen
geschah, und bei ähnlichen Anlässen auch von Seite anderer Regierungen beobachtet wurde, ausdrücklich Vorbehalten,
Auszeichnungen an Meister hervorragender Werke zu ertheilen, welche dazu von einer durch das Comite
gewählten Jury vorgeschlagen werden.
Die Ausstellung wird im kgl. Glaspalaste abgehalteu, beginnt Mitte Juli 1869 und dauert bis Ende Oktober.
Es werden Werke eingeladener Künstler aller Länder angenommen aus dem Gebiete der Malerei, Skulptur,
Architektur, Kupferstecherkunst und Lithographie.
Ausgeschlossen bleiben Kopien, Photographien und andere auf mechanischem Wege erzeugte Werke.
Die näheren Bedingungen werden den Künstlern durch direkte Einladungen bekannt gegeben.
München, im Januar 1869. [515]
für die intemntionnfe 3{uiifUilus|Mfung m DTIüiidjen.
Prof. Ed. Schleich, Maler.
Prof. X v. Hamberg, Maler.
P. öcistchlag, Maler.
C. Ebert, Maler.
L. Hartmann, Maler.
E. Heinel, Maler.
Prof. 3. ünabl, Bildhauer.
Prof. Eonr. Anoll, Bildhauer,
p. Hörle, Maler.
H. Lang, Maler.
X Hier, Maler.
Eh. preistcl, Kupferstecher.
Prof. Sreberger, Maler.
Prof. Aiebland, Oberbaurath.
SPIELHAGEN & C°
Fabrik und Lager
Mal- k Hrjchnea-Mlltrrmliell
BERLIN
Koch-Strasse IQ.
If
Lager sämmtlicher Utensilien zur
Oel-, Aquarell-, Porzellan- und
[496] Pastell-Malerei.
aller
von
Urten
Mlendrahmcn,
von Malerfarben
Staffeleien,
der vorziiglichst.
Iteiss-Schienen
Fabriken
Keissbrettern,
des
Linealen,
In- & Auslandes.
Dreiecken etc.
Verlag von J. G.
Bach in Leipzig:
von Albert Kretschmer in Berlin.
1.—13. Lfg. ä 2 Thlr. 20 Sgr.
Die Trachten der Völker
vom Beginn der Geschichte bis 19. Jahrh.
von Albert Kretschmer in Berlin.
Geb. 65 Thlr., in Heften 60 Thlr. [498]
Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (A. Effert L L. Lindtner) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin.