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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 14.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.13561#0110

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Kunst-Hhronik.

! crlin. Die für den Dom in Aachen bestimmten, in der
hiesigen königlichen Glasmalerei-Anstalt ausgesührten
Glasmalereien (Fenster) sollen auf Befehl des Königs
im Lustgarten am Wasser in einem eigens zu diesem Zwecke
zu errichtenden Gebäude ausgestellt werden.

— — Der Eigenthümer derjenigen Hildebrandt-
schen Aquarellen, welche den Cyklus seiner „Reise um die Erde"
umfassen, hat dieselben unter der Bedingung, daß ein Theil der Aus-
stellungs-Erträge einem Wohlthätigkeitszwecke zu Gute komme, zur
Ausstellung in der Gallerie des Hrn. Karfunkel, Schloßfreiheit
No. 3„ hergegeben. Neben dieser ausschließlich „Hildebrandt'schen
Aquarell-Ausstellung" ist gleichzeitig eine andere Hildebrandt-Aus-
stellung im königl. Hof-Marstall-Gebäude eröffnet worden, welche
vorzugsweise Oelbilder von Hildebrandt enthält. Soweit der ge-
rade jetzt sehr beschränkte Raum unsers Journals es gestattet, werden
wir über die beiden Ausführungen nähere Mittheilungen bringen.

Nürnberg. Das germanische Museum enthält in seinem
Jahresbericht eine Aufzählung der für das l. I. zugesicherten Bei-
träge. In erster Reihe steht der Beitrag des Norddeutschen Bundes
mit 6000 Thlrn., ferner die Spenden der acht Kreise Baierns:
Mittelfranken 300 fl., Oberfranken 50 fl., Unterfranken 100 fl., Ober-
baiern 200 fl., Niederbaiern 50 fl., Oiberpfalz 50 fl., Schwaben
100 fl, Pfalz 100 fl. Ein ausführlicher Bericht über die Anstalt
ist im Buchhandel erschienen.

Mrünchen. Der König Ludwig II. von Baiern hat die hier
lebende Bildhauerin Elisabeth Ney (eine Schülerin Rauch's) mit
der Ausführung seiner Büste beauftragt.

Wien. Der Bildhauer Rudolph Zafouk hier soll von dem
Reichskriegsminister mit der Ausführung der für die Ruhmeshalle

des Arsenals bestimmten Marmorstatue des Feldhauptmanns Frhrn.
v. Roggendorf beauftragt werden. Die Kosten der Bildsäule sind
auf 4500 Fl. veranschlagt.

Nom. Baron Visconti ließ bei den Ausgrabungen am Tiber-
Emporium die Forschungen vom ersten Centrum der Entdeckungen
aus nach einer neuen Richtung fortsetzen, und dieselben haben erfreu-
liche Resultate geliefert, indem nicht nur die wissenschaftlichen Vor-
hersichten über das Gebäude des Emporiums bestätigt, sondern auch
herrliche Stücke seltener Steine bloßgelegt wurden. Auch in Ostia
wurden unter Visconti's Leitung werthvolle Funde gemacht; zuletzt
wurde eine sehr gut erhaltene Statne der Versührungsgöttin Ate und
eine Statuette der Venus Coelestis als Parze in Bronze aufgefunden.
Daneben werden fortwährend Inschriften an das Tageslicht gefördert,
welche für die Lokalgeschichte wichtig sind.

Paris. Für das Monument Berry er's sind in Frankreich
schon über 100,000 Frcs. aufgebracht. Man hat sich entschlossen,
demselben zwei Statuen zu errichten, die dem Advokaten Berryer in
der Lalle ck68 pas perdus (Halle im pariser Justizpalast), der Sta-
tue Malesherbes' gegenüber; die zweite dem Politiker auf dem Platze
Cannabiere zu Marseille, welche Stadt Berryer viele Jahre in der
Kammer vertreten hat.

St. Petersburg. Im Atelier des Bildhauers Mikechine
in Petersburg sind die beiden kolossalen Statuen Suwarow's und
Romanow's vollendet worden, welche einen Theil des Denkmals
bilden sollen, das zur Erinnerung an die Kaiserin Katharina II. er-
richtet wird. Der Verwaltungsrath der Kunstakademie hat beide
Standbilder kürzlich besichtigt und geprüft. An diesem Monumente
wird nun schon seit fünf Jahren gearbeitet, da aber seit Kurzem das
nothwendige Geld beisammen ist, so dürfte das Kunstwerk bald zur
Vollendung gelangen.

Die Aufstellung üer Aquarellen von kler
mul cke Mklelmmllt

sie fast
bringen.

er beneidenswertste Besitzer der mehre hundert Blätter um-
fassenden Aquarellensammlung von Ed. Hildebrandt's
„Reise um die Erde" hat sich, ehe diese kostbare und in
f ihrer Art einzige Kabinetsgallerie für immer dem öffent-
; lichen Genuß entzogen wird, in dankenswerther Weise
dazu verstanden, dieselben in der Gallerie Karfunkel, welche
vollständig füllt, im Zusammenhänge zur Aufstellung zu
Ergänzt durch eine ziemlich bedeutende Zahl von Aquarellen
aus dem Hildebrandt'schen Nachlaß, welche Ansichten der betreffenden
Länder darstellen, bietet diese Ausstellung ein ganz außerordentliches
Interesse für Kunstfreunde sowohl wie für Künstler dar.

Selbstverständlich ist es bei der großen Zahl der ausgestellten
Arbeiten des verewigten Meisters unmöglich, in eine Beschreibung
der einzelnen Blätter einzugehen; wir ziehen es daher vor, an die
Charakteristik der Hildebrandt'schen Aquarellmalerei zu erinnern, welche
wir, im Vergleich mit seiner Auffassung der Natur im Oelgemälde,
bei verschiedenen Gelegenheiten, namentlich bei der vor einem Jahre
in der Akademie stattgefundenen „Aquarellausstellung" und in unserer
Biographie des unvergeßlichen Künstlers gegeben haben. Wenn wir
einzelne unserer damaligen Bemerkungen sowohl über die Aquarell-
Malerei überhaupt, wie besonders über die Aquarellistik, unseren
Lesern bei dieser Gelegenheit in's Gedächtniß zurückzurufen uns ge-
statten, so geschieht dies nicht aus dem Grunde, weil wir auch heute

Kunstkritik.

um l!ie Grsie" von OM. Hilsieb rankt in äer Gallerte Hl
) Aufstellung im königl. Marstallgekäucle.

noch derselben Ansicht sind, sondern hauptsächlich aus dem, weil die
gegenwärtige Ausstellung unsere damals ausgesprochenen Ansichten in,
denken wir, schlagender Weise bestätigt. Wir haben bei Karfunkel
eine umfassende Ausstellung Hildebrandt'scher Aquarellen, im Mar-
stallsgebäude eine nicht minder bedeutende Ausstellung Hildebrandt'-
scher Oelgemälde: es kann also wohl keine günstigere Gelegenheit
geben, um beide mit einander, in Rücksicht ans individuelle Auffassung
und Behandlung, in Vergleich zu stellen und daran zu prüfen, wie
weit unsere Kritik beider Richtungen des Meisters zutreffend gewesen.
Es ist dies auch der Grund, warum wic beide Ausstellungen —
die Aquarell-Ausstellung bei Karfunkel und die Oelgemälde-
Ausstellung im königl. Marstallgebäude — in einer Besprechung
zusammenfassen.

Zunächst ein Wort über einen Kardinalpunkt für die Beurthei-
lung des Oelgemäldes und des Aquarells, nämlich über die zugleich
ästhetische und technische Wirkungsdifferenz beider Kunst-
gattungen. _ (Forts, folgt.)

Bemerkung der Nedaction. Der sehr in Anspruch ge-
nommene Raum unsers Journals nöthigt uns, sowohl die obige
Besprechung der „Hildebrandt-Ausstellungen" hier abzubrechen,
als auch die Fortsetzung unsers Berichts über die „Konkurrenz-
Entwürfe für den Dombau" zu unterbrechen.

-s Fortsetzung in der ücitngr.)
 
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