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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 14.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.13561#0317

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| 14ter Jahrgang. 1"

I 39. E

Herausgegeben und rebigirt von

vi. Max tzchaster.

A4. Oktober
1869.


Preis des Journals pro Quartal Tlilr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.

LXXIII. Wilhelm Camphausen. (Schluß.)

Korrespondenzen: ch München, im Septbr. (Die Ausstellung alter Ge-
mälde. Schluß. Nachschrift der Redaction.)

Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Halberstadt, Köln, Aachen,
Breslau, Dresden, Wien.

Kunstkritik: Die internationale Kunstausstellung zu München. (Forts.)
Kunstlitcratur: Shakespeare's sämmtliche Werke u. s. f. — Geschichte der ita-
lienischen Malerei u. s. f. — Eduard Hildebrandt u. s. f.

Album: Deutsche Volkstrachten u. s. f.

Kunst-Institute und -Vereine: Westdeutscher Kuustvereins-Cyklus.

Trucksehlcr-Verzeichnis). — Briefkasten.

Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

LXXIII. Wilhelm Lamphausen.

(Schluß.)

nser Künstler ist Realist im besten Sinne
des Worts; und dies möchte für Viele,
im Hinblick auf seine im tiefsten Grunde
ideal angelegte Natur, ein psycho-
logisches Räthsel sein. Für uns
ist es dies nicht. Die Gewohn-
heit der Reflexion, welche immer
mit den in unserem vorigen Artikel erwähnten
Eigenschaften verbunden ist, hat ihm eine Schärfe
des Bewußtseins nicht nur über die Dinge außer-
halb, sondern auch über sich selbst verliehen, die
ihn gegen jede Selbsttäuschung, gegen jedes Sicheinwiegen in
eine traumhafte Welt schützt, die ihn aber auch von jenem Ver-
gessen seiner selbst und seiner Umgebung zurückhält, welche für
einen ungehinderten Aufschwung der Phantasie, für eine enthu-
siastische Hingabe an die Idee durchaus erforderlich ist. Wir
kennen den Künstler persönlich nicht genau genug, um mit
Bestimmtheit sagen zu können, ob er sich jener gegenseitigen

Behinderung in der Entfaltung seiner reichen Gaben bewußt
ist: wir schließen zum großen Theil auf seinen künstlerischen
Charakter nur durch das gewissenhafte Studium seiner Werke.
Allein wir möchten fast mit Sicherheit solches klare Selbstbe-
wußtsein folgern aus dem Umstande, daß sich in dem Arran-
gement seiner Kompositionen, namentlich seiner größeren, immer
ein gewisses verständiges Element erkennen läßt, welches mehr
durch die Apellation an den Takt, d. h. an die verständnißvolle
Abwägung des Passenden und Ziemlichen, als durch die freie
Hingabe an begeisterungsvolle Stimmung hervorgerusen scheint.
Dies drückt seinen Werken für das tiefer blickende Auge nicht
selten das Gepräge einer gewissen Kälte und Berechnung auf.

Camphausen ist ein höchst korrekter und feiner Zeichner;
in der Charakteristik seiner Figuren hält er überall die rechte
Mitte zwischen der blos momentanen und daher zufälligen Wirk-
lichkeit und der abstrakten Jdealisirung. Er ist durchaus indi-
vidualisirend, d. h. prägnant im Ausdruck und drastisch in der
Bewegung; vor jener prosaischen und oft gemeinen, ja karri-
 
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