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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 14.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.13561#0367

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Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Kunst-Cbronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Bergen, Rom, Exeter.

LXXIV. Friedrich Overbeck. Kunstkritik: Die internationale Kunst-Ausstellung zu München. (Forts.) —

Korrespondenzen: [?] Düsseldorf, Ende November. (Noch einmal die 5. Die deutsche Malerei. (Forts.)

Münsterschen Rathhausbilder rc. — R. Altenburg, Ende November. Kunstliteratur: lieber den Verfall der Restauration alter Gemälde rc., von
(Ein Ausflug nach Altenburg: das Rathhaus rc. — W Rom, im Karl Förster.

November. (Römische Kunstzustände rc. Forts, u. Schluß.) Ausstellungslalendrr.

Studien zur Hljarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

LXXIV. Friedrich Overbeck.

verbeck's Tod hat in die kleine Schaar
der noch vorhandenen echten Vertreter
der religiösen Malerei eine tiefe und
unausfüllbare Lücke gerissen. Es ist
möglich — wer vermag den im Zickzack
unberechenbarer Seitensprünge sich be-
wegenden Entwickelungsgang der Kul-
turgeschichte vorher zu bestimmen? —
daß noch einmal eine neue Aera der
religiösen Malerei im Laufe, der Zeit
anhebt: für jetzt, d. h. für die Geistes-
strömung der Gegenwart, die wesentlich den Charakter einer
realistischen Verständigkeit und theoretisirenden Reflexion besitzt,
ist keine Aussicht vorhanden, daß ein Epigonenthum der reli-
giösen Kunst, deren Blüthe in das erste Drittel des 19. Jahr-
hunderts fällt, Anspruch auf Lebensfähigkeit erheben dürfte.

Die Kunst kann nie mit dem wirklichen Zeitbewußtsein in
Widerspruch bleiben; ist sie nicht der ideale Spiegel dieses Zeit-
bewußtseins seinem wahren Inhalt und seiner wesentlichen Be-
deutung nach, so hat sie selber keine Wahrheit und führt höch-

stens ein künstliches Treibhausleben ohne natürliche Kraft des
Daseins und ohne Zukunft.

Nachdem Cornelius und Overbeck, diese beiden Säulen
der religiösen Kunst des 19. Jahrhunderts: jener der Vertreter
der energischen Kraft und männlichen Größe, dieser der Reprä-
sentant der weiblich-zarten Innigkeit der religiösen Empfindung,
dahin gegangen, beginnt der von ihnen und ihren Schülern
und Nachfolgern erbaute Tempel der religiösen Kunst zu wanken
und in Trümmer zu zerfallen; und noch dürfte der Baumeister
nicht geboren sein, der einen andern zu errichten im Stande
wäre. Aber der Versuch, ihn künstlich zu stützen und zu restau-
riren, kann seinen Verfall vielleicht eine kurze Zeit verzögern —
seinen endlichen Ruin aufzuhalten vermag er nicht.

Wenn es sonst wohl mißlich sein mag, über Künstler der
Gegenwart und nächsten Vergangenheit ein objektives Urtheil
zu fällen, weil dem kritischen Blick meist die nöthige Abstands-
weite für das richtige (parteilose) historische Sehen fehlt, so ge-
hören doch sowohl Cornelius wie Overbeck im vollsten Sinne
des Worts bereits der Kunstgeschichte an. Denn ihre Zeit,
ihr Anschauen und Denken ist — wir dürfen uns dies nicht
 
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