Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0062

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband - Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Anhalt.

Abhandlung: Die Kunst und der deutsche Idealismus. Von Trautwein Liinst-Lhronlk: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Dresden, Königsberg, Prag,
v. Belle. Wien, Innsbruck, Rom, Madrid, Hartem, Haag, Antwerpen, Kopen-

Karrrspolideiykn: § Düsseldorf, Ans. Febr. (Aus dem Malkasten rc.)— Hagen, Stockholm.

+ Prag, Ans. Febr. (Atelierschau. Die Villa eines Kunstfreundes. Lunslkritib: Berliner Ausstellungs-Wanderung.

Interessanter Fund. Forts.) — F. K. München. Ans. Febr. (Aus- Lunjl-3»stilulc und -vereine: Münchener Alterthumsverein,
stellung im Kunstverein. Forts.) Lrlefkasten.

pie Kunst und der deutsche Idealismus.

Ein Vortrag von Trautwein v. Belle.

nter allen Nationen des Erd-
balls gebührt vermöge der
gesammten Verkettnng ihres
Schicksals der deutschen an
idealem Lebensgehalt der erste
Platz. Die Kunst auf allen
ihren Gebieten, die bildende,
redende, die darstellende ist nirgends so sehr
! in Deutschland eine der großen treibenden
Kräfte des nationalen Genius; denn mit Recht
darf gesagt werden, der ideale Kern und Grundstock des deutschen
Charakters ist ein kulturhistorisches Axiom, und nicht minder ist
es eine unbestreitbare Wahrheit: der deutsche Geist hat in Folge
der langen, in den letzten Jahrhunderten vorwiegend blos literar-
historischen Entwickelung des Volks den Fortschritt der äußeren
praktischen Lebensmächte weit überflügelt und, was seiner Natur-
Anlage nach schon idealistisch genug war, unter dem Druck der
Verhältnisse noch idealistischer gemacht. Die Kunst und vor
Allem die Dichtkunst ist es gewesen, die während des Dahin-
sinkens der Reichsgewalt und des Versiegens fast aller Quellen

politisch-nationaler Begeisterung, inmitten der Zerklüftung und Ab-
schwächung des Ganzen und des Ueberwucherns einzelner Glieder,
dem gesammtdeutschen Vaterlandsgefühl oft die einzige
wirksame Stütze bot, ja die schöpferische Thätigkcit jener prak-
tischen Lebensmächte oft geradezu hat ersetzen müssen.

Werfen wir einen Blick auf die Vergangenheit unseres
Volks, so ergiebt sich alsbald, daß deren Bild eben in dieser
Beziehung, inkraft unseres nationalen Idealismus, am ergreifend-
sten wirkt! Es ist nun genau ein Jahrhundert her, da erschienen
(Hamburg 1773 bei Bode) unter dem Titel „Bon deutscher
Art und Kunst": „Einige fliegende Blätter", die beiden ersten
aus Herder's, das dritte aus Goethe's damals noch sehr
jugendlicher Feder. Ich habe sie einstmals genannt Frühlings-
stimmen gleichsam des wiedererwachendeu deutschen Volksthums,
das sich seiner geschichtlichen Größe, wie seiner Hoheit in
Sage und Sitte wieder zu erinnern begann! Nichts war
deutscher, nichts patriotischer als Herder's und Goethe's Aufruf.
Aber diese nationalste That des deutschen Geistes der Väter war
aus den innersten Tiefen der Zeitstimmung und sie war zugleich
aus der ganzen Fülle der internationalen Eindrücke der unser
 
Annotationen