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Herausgegeben und redigirt
von
Dt. Mar Lchasler.
Preis des Journals pro Quartal 1'/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)
Inha l 1.
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. (Kunsthalle der Weltausstellung. Forts.) — Prag, im Mai. (Aus-
XCIJ. Karl Rottmann. (Forts.) stcllung des Kunstoercins. Forts.)
Lorrctplmdcnicn: ^/Düsseldorf, Mitte Juni. (Die Ausstellung des Kunst- Lnnjt-Lhranik: Lokalnachrichtm aus Berlin, Magdeburg, Gernrode, Goslar,
Vereins für die Rheinlande und Wcstphalen.) — F. K. München, Mitte Görlitz, Köln, Nürnberg, Basel, Rom, London, Petersburg.
Juni. (Ausstellung im Kunstverein. Forts.) — 8. Wien, Mitte Juni. Lnnjtindustrjr »nd Technik: lieber Kunstverglasung der Profanbauten.
jC I8'er Iahrgany. \
% -K 25. ?
Studien zur Eljarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.
XOII. Karl Nottmann.
(Fortsetzung.)
►in April dcs darauf folgenden Jahres 1835 hatte
Rottmann den wichtigsten Theil seiner Aufgabe
vollendet, soweit dieser auf Athen und seine
Umgebung Bezug hatte. Es handelte sich nun
um die Fortsetzung der Reise in's Innere des
Landes. Noch jetzt, trotz der vielen Opfer, welche
das Land gebracht, gehört eine solche Reise nicht
zu denjenigen, die mit einer gewissen Bequemlich-
keit gemacht werden können. Noch viel weniger
war dies natürlich damals der Fall, in einer Zeit, in der ein
Jahr hindurch mit aller Erbitterung geführter Krieg kaum be-
endigt worden war. Die Reisegesellschaft bestand zunächst nur aus
den Ateliergenossen; Stademann aber hatte sich ans Rottmann's
besonderen Wunsch angeschlossen. Im Mai machte man sich ans
den Weg, zunächst nach Marathon, immer zu Roß. Bon Ma-
rathon, wo das berühmte Schlachtfeld gezeichnet wurde, ging's
weiter nach Aulis, Chalkis und in's Innere von Euböa;' dann
wanderte Rottmann, nachdem seine bisherigen Reisegenossen über
Platäa nach Athen zurückgekehrt, weiter nach dem Norden und
über die Grenzen des jungen Königreichs hinaus. Rottmann
nützte die Zeit mit der größten Gewissenhaftigkeit, ohne alle
Rücksicht auf sich selbst nur seinen Zweck im Auge behaltend.
Daß ein tagelanger Ritt auf ungebahnten Wegen unter einem
glühenden Himmel die Reisenden das Nachtlager mit Sehnsucht
erwarten ließ, wird Niemand bezweifeln. Dies hielt aber Rott-
mann nicht ab, Angesichts dcs bläulichen Rauches, der ans den
ärmlichen Hütten emporstieg, aus denen damals die meisten
griechischen Städte bestanden, ruhig aus dem Sattel zu steigen,
sein Portefeuille hervorzuziehen, sich irgend einen Stein zum Sitz
auszusuchen und nun in aller Ruhe, als ob er gar keine Ahnung
von Dem hätte, was man Hunger und Durst nennt, an eine
mehrstündige Arbeit zu gehen. Da fehlte cs wohl nicht an
schüchternen Bemerkungen dieses oder jenes Gefährten, daß es
Abend werden wolle, daß der Ritt wohl noch ein Stündchen
kosten werde und daß man morgen vom neuen Standquartier
wieder auf diesen Punkt zurückzukommen die beste Gelegenheit
haben würde. Aber das Alles scheiterte an der ihm eigenthüm-
lichen Gelassenheit und Bedächtigkeit, die sich durch nichts aus
Herausgegeben und redigirt
von
Dt. Mar Lchasler.
Preis des Journals pro Quartal 1'/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)
Inha l 1.
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. (Kunsthalle der Weltausstellung. Forts.) — Prag, im Mai. (Aus-
XCIJ. Karl Rottmann. (Forts.) stcllung des Kunstoercins. Forts.)
Lorrctplmdcnicn: ^/Düsseldorf, Mitte Juni. (Die Ausstellung des Kunst- Lnnjt-Lhranik: Lokalnachrichtm aus Berlin, Magdeburg, Gernrode, Goslar,
Vereins für die Rheinlande und Wcstphalen.) — F. K. München, Mitte Görlitz, Köln, Nürnberg, Basel, Rom, London, Petersburg.
Juni. (Ausstellung im Kunstverein. Forts.) — 8. Wien, Mitte Juni. Lnnjtindustrjr »nd Technik: lieber Kunstverglasung der Profanbauten.
jC I8'er Iahrgany. \
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Studien zur Eljarakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.
XOII. Karl Nottmann.
(Fortsetzung.)
►in April dcs darauf folgenden Jahres 1835 hatte
Rottmann den wichtigsten Theil seiner Aufgabe
vollendet, soweit dieser auf Athen und seine
Umgebung Bezug hatte. Es handelte sich nun
um die Fortsetzung der Reise in's Innere des
Landes. Noch jetzt, trotz der vielen Opfer, welche
das Land gebracht, gehört eine solche Reise nicht
zu denjenigen, die mit einer gewissen Bequemlich-
keit gemacht werden können. Noch viel weniger
war dies natürlich damals der Fall, in einer Zeit, in der ein
Jahr hindurch mit aller Erbitterung geführter Krieg kaum be-
endigt worden war. Die Reisegesellschaft bestand zunächst nur aus
den Ateliergenossen; Stademann aber hatte sich ans Rottmann's
besonderen Wunsch angeschlossen. Im Mai machte man sich ans
den Weg, zunächst nach Marathon, immer zu Roß. Bon Ma-
rathon, wo das berühmte Schlachtfeld gezeichnet wurde, ging's
weiter nach Aulis, Chalkis und in's Innere von Euböa;' dann
wanderte Rottmann, nachdem seine bisherigen Reisegenossen über
Platäa nach Athen zurückgekehrt, weiter nach dem Norden und
über die Grenzen des jungen Königreichs hinaus. Rottmann
nützte die Zeit mit der größten Gewissenhaftigkeit, ohne alle
Rücksicht auf sich selbst nur seinen Zweck im Auge behaltend.
Daß ein tagelanger Ritt auf ungebahnten Wegen unter einem
glühenden Himmel die Reisenden das Nachtlager mit Sehnsucht
erwarten ließ, wird Niemand bezweifeln. Dies hielt aber Rott-
mann nicht ab, Angesichts dcs bläulichen Rauches, der ans den
ärmlichen Hütten emporstieg, aus denen damals die meisten
griechischen Städte bestanden, ruhig aus dem Sattel zu steigen,
sein Portefeuille hervorzuziehen, sich irgend einen Stein zum Sitz
auszusuchen und nun in aller Ruhe, als ob er gar keine Ahnung
von Dem hätte, was man Hunger und Durst nennt, an eine
mehrstündige Arbeit zu gehen. Da fehlte cs wohl nicht an
schüchternen Bemerkungen dieses oder jenes Gefährten, daß es
Abend werden wolle, daß der Ritt wohl noch ein Stündchen
kosten werde und daß man morgen vom neuen Standquartier
wieder auf diesen Punkt zurückzukommen die beste Gelegenheit
haben würde. Aber das Alles scheiterte an der ihm eigenthüm-
lichen Gelassenheit und Bedächtigkeit, die sich durch nichts aus