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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)
Anhalt.
Abhandlung: Die Kunst und der deutsche Idealismus. Von Trautweiu 7. Febr. (Archäologisches; Vertretung Roms auf der wiener Ausstellung rc.)
v. Belle. (Forts.) Lunjt-LIirontk: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Königsberg, Nürnberg, Straß-
Lorrcspoudclycii: 8. Wien, 20. Febr. (Aus dem Oesterr. Kunstvcrein.) — bürg, Metz, Wien, Pesth, Rom, Pola, Paris, London.
-st Prag, Ans. Febr. (Atelierschau. Die Villa eines Kunstfreundes-c. Luiijtkritit!: Berliner Ausstellungs-Wanderung. Kllnstlervcreiu — Kunst-
Schluß.) — X Florenz, 2. Febr. (Gallori's „Nero".) — □ Rom, verein — Lepke. Forts.
Die Kunst und der deutsche Idealismus.
Ein Vortrag von Trautwcin v. Belle.
(Fortsetzung.)
saß die hellenische Kunst aus einer dem innersten
Kerne des deutschen Menschen fremden Welt
stammte, war eine Thatsache, über welche die
hochgespannte Genialität unserer neudeutschen
Klassiker hinwcgsah. Das Deutschthum besitzt
eine Gemüthstiefe, die den herrlichsten Denk-
mälern des antiken Genius mangelt! Schon
nach Herder's ausdrücklichem Eingeständniß
ist die Freiheit des Hellencnthums, welche
die klassische Philologie unserer Tage bis zur
unbedingten, ausschließlichen Wahrheit ihrer
ästhetischen Fühlung steigern möchte, durchaus
national, folglich mit den Schranken und Einseitigkeiten ihres
Volksthums behaftet; sie und ihr Aristoteles ist kein Kanon für
alle Zeiten und Völker, denn unter der Herrschaft der örtlichen
Umstände, der Ueberliefernngen, Gewohnheiten und Einrichtungen
und ans der plastischen Lebcnsfülle einer fest abgeschlossenen
Eigenart ist sie herausgewachsen, ein wahrer Abgrund von Kluft
trennt auf dem Boden der Wirklichkeit das antike und das mo-
derne Denken, wogegen die Kunstantike und die sociale Antike
das innigste Band verknüpft. Es ist von der äußersten Wichtig-
keit, daß die antike Kunst mit den Kultusformen der Alten
auf's Engste zusammenhing. So war das antike Drama nichts
anderes als die künstlerische Verherrlichung gottesdienstlicher
Handlungen, welche ihren religiösen Charakter dadurch keines-
wegcs verloren, daß die pelasgische Welt Staat und Religion
nicht von einander zu trennen vermochte. Wir können zwar noch
mitten im 19. Jahrhundert und in der geistigen Atmosphäre
des traditionellen Christenthums an dem bis heute fortblühenden
Ober-Ammergauer Passionsspiel von dem Jneinander-
greifen des Drama's und der Gottesdiensthandlnng uns eine
klare Vorstellung machen: Christus der Siegesheld, der Ueber-
winder der Sünde und des Todes ist im eminentesten Sinne
eine dramatische Gestalt, aber die unerläßliche Voraussetzung
eines christlich-geistlichen Schauspiels ist wiederum das strenge
Einhalten der kirchlichen Ueberlieferung, ohne welches dieser er-
habene Stoff sich verflüchtigt; während im Alterthum, indem
der antike Mensch nicht in einem individuellen Verhältniß zur
(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)
Anhalt.
Abhandlung: Die Kunst und der deutsche Idealismus. Von Trautweiu 7. Febr. (Archäologisches; Vertretung Roms auf der wiener Ausstellung rc.)
v. Belle. (Forts.) Lunjt-LIirontk: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Königsberg, Nürnberg, Straß-
Lorrcspoudclycii: 8. Wien, 20. Febr. (Aus dem Oesterr. Kunstvcrein.) — bürg, Metz, Wien, Pesth, Rom, Pola, Paris, London.
-st Prag, Ans. Febr. (Atelierschau. Die Villa eines Kunstfreundes-c. Luiijtkritit!: Berliner Ausstellungs-Wanderung. Kllnstlervcreiu — Kunst-
Schluß.) — X Florenz, 2. Febr. (Gallori's „Nero".) — □ Rom, verein — Lepke. Forts.
Die Kunst und der deutsche Idealismus.
Ein Vortrag von Trautwcin v. Belle.
(Fortsetzung.)
saß die hellenische Kunst aus einer dem innersten
Kerne des deutschen Menschen fremden Welt
stammte, war eine Thatsache, über welche die
hochgespannte Genialität unserer neudeutschen
Klassiker hinwcgsah. Das Deutschthum besitzt
eine Gemüthstiefe, die den herrlichsten Denk-
mälern des antiken Genius mangelt! Schon
nach Herder's ausdrücklichem Eingeständniß
ist die Freiheit des Hellencnthums, welche
die klassische Philologie unserer Tage bis zur
unbedingten, ausschließlichen Wahrheit ihrer
ästhetischen Fühlung steigern möchte, durchaus
national, folglich mit den Schranken und Einseitigkeiten ihres
Volksthums behaftet; sie und ihr Aristoteles ist kein Kanon für
alle Zeiten und Völker, denn unter der Herrschaft der örtlichen
Umstände, der Ueberliefernngen, Gewohnheiten und Einrichtungen
und ans der plastischen Lebcnsfülle einer fest abgeschlossenen
Eigenart ist sie herausgewachsen, ein wahrer Abgrund von Kluft
trennt auf dem Boden der Wirklichkeit das antike und das mo-
derne Denken, wogegen die Kunstantike und die sociale Antike
das innigste Band verknüpft. Es ist von der äußersten Wichtig-
keit, daß die antike Kunst mit den Kultusformen der Alten
auf's Engste zusammenhing. So war das antike Drama nichts
anderes als die künstlerische Verherrlichung gottesdienstlicher
Handlungen, welche ihren religiösen Charakter dadurch keines-
wegcs verloren, daß die pelasgische Welt Staat und Religion
nicht von einander zu trennen vermochte. Wir können zwar noch
mitten im 19. Jahrhundert und in der geistigen Atmosphäre
des traditionellen Christenthums an dem bis heute fortblühenden
Ober-Ammergauer Passionsspiel von dem Jneinander-
greifen des Drama's und der Gottesdiensthandlnng uns eine
klare Vorstellung machen: Christus der Siegesheld, der Ueber-
winder der Sünde und des Todes ist im eminentesten Sinne
eine dramatische Gestalt, aber die unerläßliche Voraussetzung
eines christlich-geistlichen Schauspiels ist wiederum das strenge
Einhalten der kirchlichen Ueberlieferung, ohne welches dieser er-
habene Stoff sich verflüchtigt; während im Alterthum, indem
der antike Mensch nicht in einem individuellen Verhältniß zur