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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0136

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18tcr Jahrgang.

M 16.

|mtplxrrgmt btt Jeutsr^sn I^msivorLins.

Herausgegeben und redigirt
von

vr. Mar -Zchasler.

\ 20. April

\ 1873.

Preis des Journals pro Quartal l1/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Will), v. Kaulbach's „Christenverfolgung unter Nero". (Schluß.) Domes.) — □ Nom, 20. März. (Aus dem archäologischen Institut;

Üorrkspoiideiycn: n. Dresden. Mitte April. (Die permanente Ausstellung Gräber in Corneto rc. Forts.)

des Kunstvereins auf der Brühl'schen Terrasse.) — F. K. München, fimt|l-(£J)romk: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Köln, Königsberg, Bremen,
Ende März. (Ausstellung im Kunstverein der für die wiener Weitaus- Stuttgart, München, Luzern, Joachimsthal, Wien, Paris, Valparaiso,

stellung bestimmten Gemälde. Forts.) — Z Düsseldorf, 11. April. ßunflkrltik: Berliner Ausstellungs-Wanderung. (Forts.)

(Die Ausstellung der Entwürfe für die innere Ausstattung des kölner ßniijUiteratur und Technik: Unter-Italien von Dr. Gsell-Fcls. — ßritfkafitn.

Etwaige Verspätungen in der Ausgabe unsers Journals bitten wir mit den Feiertagen entschuldigen zu wollen.

Die Expedition.

Wilhelm von Kaulbach's „Khristenverfolgung unter Wero".

(Schluß.)

sie Schulbücher freilich neunen Nero
einen Schlächter und Mordbren-
ner und meinen damit sein ganzes
Wesen gekennzeichnet zu haben,
denn sie wissen nichts von jener
unerhörten Mischung von rohester
Grausamkeit und feinstem ästhe-
tischen Sinne, von unbezähmbarem Zerstörnngs-
trieb und unersättlicher Genußsucht, von maaß-
loser Selbstüberschätzung und alle Grenzen über-
springender Sinnenlust, von bodenloser Menschen-
verachtung und an's Läppische streifenden Eitelkeit
und Gefallsucht. Man hat kein Recht, Nero mit
dem gewöhnlichen Maaße zu messen, denn er war
mehr als ein gewöhnlicher Mensch. Selbst der von ihm angestiftete
Brand Roms ist mehr als ein gemeines Verbrechen. Dem an
Formenschöne gewohnten Auge des Despoten waren die winkeligen
Straßen der alten Roma mit ihren theilweise noch strohbedeckten

Lehmhütten ein Gräuel. Ein neues Rom sollte erstehen, ihm
zur Augenweide und zum ewigen Ruhme. Die erbärmliche
Schmeichelei eines in den Staub gebückten Volkes hatte alles
Rechtsgefühl in ihm erstickt und so wählte er den kürzesten, viel
raschesten Weg, sich des verhaßten Weges zu entledigen. Wenn
Zeus seinen Donnerkeil auf die Wohnstätten der Menschen schlen-
dert, warum sollte Nero, nicht minder ein Gott, nicht Aehnliches
thun, um so mehr, wenn er dabei die Absicht hat, Marmor-
paläste an die Stelle von Hütten zu setzen.

So steht er, ein Don Juan auf dem Throne des Welt-
reichs, umgeben von nur halb bekleideten, wollüstig lockenden He-
tären, die ihm duftende Blumen und glühende Blicke zuwerfen,
und lechzt mitten im Genüsse nach neuen Genüssen, berauscht von
schrankenloser Macht, er selber sein eigener Gott. Ihm zur Rechten
drängen sich Senatoren heran. Allen voraus jener Tigellinus,
der Rom in Brand steckte und nun katzbuckelnd, jeder Zoll ein
Schurke, dem Gesänge seines Herrn und Meisters Beifall klatscht.
Wie widerlich verzerrt sind die alten grinsenden Züge, auf welche
 
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