Imijtlurgmt hr Deutsr^rn Amisluerrlne.
Herausgegeben und redigirt
von
vr. Mar Schasler.
kreis des Journals pro Quartal l'/s Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)
Inhalt.
Korrespondenzen: n. Dresden, 18. August. (Schilling's Maximiliansstatue. Kunst-LiironiK: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Tübingen, Baden, Köln,
Piloty's „Thusnelda im Triumphzuge des Gcrmanikus". „Bacchanten- Rapperswyl.
zug" von Marshall.) — f München, im August. (Ausstellung des Lnnstindiistrit unL Technik: Ucber Kunstverglasung der Profanbauten. (Forts.)
Kunstvereins.) — 8. Wien, im August. (Weltausstellung. Kunst-Ab- Änsstcllungskalender.
theilung. Forts.) — ß Florenz, im August. („David" Michel-Angelo's.) üricfkastcn.
\ I8ter Jahrgang. %
| M Bl. ?
Korrespondenzen.
esdcn, 18. August. (Schilling's Maxi-
miliansstatue. Piloty's „Thusnelda
im Triuiuphzuge des Germanikus".
Der „Bacchautenzug" von Marshall).
Unter der Voraussetzung, wieder einer gedie-
genen Kunstleistung entgegen zu sehen, betraten
wir kürzlich das Atelier des Herrn Professor
Johannes Schilling zur Besichtigung einer
seiner neuesten Arbeiten, des Denkmals für den
unglücklichen Kaiser Max von Mexico. Diese
hochgestimmte Meinung im Voraus rechtfertigte,
wie wir erwarteten, sich nicht nur auf's Voll-
giltigste, nein, sie wurde wesentlich übertroffeu
und zu einer Ueberraschung der erhebendsten Art. Wir tragen fast
Bedenken, dem bloßen Worte einen Reichthum von Schönheit, welcher
eben angeschaut werden muß, anzuvertranen. Darum nur wenige
Worte. Unstreitig zu dem Schönsten, was die neuere plastische
Kunst überhaupt geschaffen hat, gehört der bildnerische Schmuck des
Postamentes, bestehend in 4 Eckhalbfiguren und dem Fries. Wir
wissen in der That kaum, was wir hier am Meisten bewundern
sollen: ob die geistvoll originelle Erfindung oder die wunderbare
Anmuth und Formenschönheit der Figuren, die sich nicht zu scheuen
braucht, mit der reinsten Klassicität in die Schranken zu treten, oder
deren sinnige Verbindung mit den architektonischen Theilen des Mo-
numentes. Jene 4 Halbfiguren, durch entsprechende Attribute cha-
rakterisirt, bezeichnen die 4 Weltgegenden; 2 männliche, Süd und
Nord, und 2 weibliche, Ost und West. Sie sind geflügelt und von
der Mitte des Körpers ab in Blattwerk übergehend und verbinden
sich durch dasselbe aus das Glücklichste und Geschmackvollste mit dem
Unterbau. Welch' wundervolle Gestalten sind das! — Der Fries,
welcher den cylindrischen Mitteltheil des Postamentes umkreis't, be-
bcsteht aus einem Hautrelief und stellt in prachtvoller Gruppirung
allegorisirend, die österreichische Flotte dar. Der Kriegsflotte voran
schwebt eine Genie mit dem entrollten österreichischen Banner, die
Handelsflotte (die Statue ist ja für die Handelsstadt Triest bestimmt) .
wird Dom Genius des Handels mit dem Merkurstabe angeführt.
Die Schiffe sind sinnreich unter der Gestalt von Seerossen mo-
dellirt, deren Füße in Flossen auslaufen, wieder sehr vortheilhaft
zum Uebergange in die Architektur. In einfach schlichter, ruhig,
würdiger Haltung tritt uns nun die Hauptfigur, das Standbild
des Kaiser Max selbst, vor das Auge. Mild und leutselig sind
die Züge des Gesichts. Die eine Hand etwas vorgestreckt, die an-
dere auf die Brust gelegt, als ob er sagen wollte: „Ich habe das
Beste gewollt." Im Ganzen und Großen aber hat der Künstler
mit feinster Intention den Maximilian der Geschichte, der Wclt-
und der Personalgeschichte, vor uns hingestellt: in Haltung, Miene,
Herausgegeben und redigirt
von
vr. Mar Schasler.
kreis des Journals pro Quartal l'/s Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)
Inhalt.
Korrespondenzen: n. Dresden, 18. August. (Schilling's Maximiliansstatue. Kunst-LiironiK: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Tübingen, Baden, Köln,
Piloty's „Thusnelda im Triumphzuge des Gcrmanikus". „Bacchanten- Rapperswyl.
zug" von Marshall.) — f München, im August. (Ausstellung des Lnnstindiistrit unL Technik: Ucber Kunstverglasung der Profanbauten. (Forts.)
Kunstvereins.) — 8. Wien, im August. (Weltausstellung. Kunst-Ab- Änsstcllungskalender.
theilung. Forts.) — ß Florenz, im August. („David" Michel-Angelo's.) üricfkastcn.
\ I8ter Jahrgang. %
| M Bl. ?
Korrespondenzen.
esdcn, 18. August. (Schilling's Maxi-
miliansstatue. Piloty's „Thusnelda
im Triuiuphzuge des Germanikus".
Der „Bacchautenzug" von Marshall).
Unter der Voraussetzung, wieder einer gedie-
genen Kunstleistung entgegen zu sehen, betraten
wir kürzlich das Atelier des Herrn Professor
Johannes Schilling zur Besichtigung einer
seiner neuesten Arbeiten, des Denkmals für den
unglücklichen Kaiser Max von Mexico. Diese
hochgestimmte Meinung im Voraus rechtfertigte,
wie wir erwarteten, sich nicht nur auf's Voll-
giltigste, nein, sie wurde wesentlich übertroffeu
und zu einer Ueberraschung der erhebendsten Art. Wir tragen fast
Bedenken, dem bloßen Worte einen Reichthum von Schönheit, welcher
eben angeschaut werden muß, anzuvertranen. Darum nur wenige
Worte. Unstreitig zu dem Schönsten, was die neuere plastische
Kunst überhaupt geschaffen hat, gehört der bildnerische Schmuck des
Postamentes, bestehend in 4 Eckhalbfiguren und dem Fries. Wir
wissen in der That kaum, was wir hier am Meisten bewundern
sollen: ob die geistvoll originelle Erfindung oder die wunderbare
Anmuth und Formenschönheit der Figuren, die sich nicht zu scheuen
braucht, mit der reinsten Klassicität in die Schranken zu treten, oder
deren sinnige Verbindung mit den architektonischen Theilen des Mo-
numentes. Jene 4 Halbfiguren, durch entsprechende Attribute cha-
rakterisirt, bezeichnen die 4 Weltgegenden; 2 männliche, Süd und
Nord, und 2 weibliche, Ost und West. Sie sind geflügelt und von
der Mitte des Körpers ab in Blattwerk übergehend und verbinden
sich durch dasselbe aus das Glücklichste und Geschmackvollste mit dem
Unterbau. Welch' wundervolle Gestalten sind das! — Der Fries,
welcher den cylindrischen Mitteltheil des Postamentes umkreis't, be-
bcsteht aus einem Hautrelief und stellt in prachtvoller Gruppirung
allegorisirend, die österreichische Flotte dar. Der Kriegsflotte voran
schwebt eine Genie mit dem entrollten österreichischen Banner, die
Handelsflotte (die Statue ist ja für die Handelsstadt Triest bestimmt) .
wird Dom Genius des Handels mit dem Merkurstabe angeführt.
Die Schiffe sind sinnreich unter der Gestalt von Seerossen mo-
dellirt, deren Füße in Flossen auslaufen, wieder sehr vortheilhaft
zum Uebergange in die Architektur. In einfach schlichter, ruhig,
würdiger Haltung tritt uns nun die Hauptfigur, das Standbild
des Kaiser Max selbst, vor das Auge. Mild und leutselig sind
die Züge des Gesichts. Die eine Hand etwas vorgestreckt, die an-
dere auf die Brust gelegt, als ob er sagen wollte: „Ich habe das
Beste gewollt." Im Ganzen und Großen aber hat der Künstler
mit feinster Intention den Maximilian der Geschichte, der Wclt-
und der Personalgeschichte, vor uns hingestellt: in Haltung, Miene,