3 18ter Jahrgang.
\ M 46. i
tattjtlxrrgmt W Arulsr^rn AunsIuLrsms.
lipr 1
Herausgegeben und redigirt
von
vr. Max Schasler.
y 14. DccemLer
^ 1873.
Preis des Journals pro Quartal 1’/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
Zn
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.
XCV. Johann Leonhard Raab.
LorrejpoiibcnM: n. Dresden, 7. December. (Jrrthum bei dem Entwurf
der Statue von Albrecht dem Beherzten.) — f Rom, Ende Novbr. —
A Turin, Ende Novbr. (Massimo Azeglio's künstlerischer Rücklaß.)
llnnst-Llironlll: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Leipzig, Dresden, Schwerin,
Eschenbach, Celle, Mainz, Bonn, Stuttgart, Murchardt, Frankfurt a. M.,
alt.
Haag, Genf, Florenz, Rom, Avallon, Wien, St. Petersburg, London,
Brocklyn.
Lunstkritik: Kunst und Kunstindustrie in der Weltausstellung. (Forts.)
Äldnni: Eduard Hildcbrandt's Aquarelle der Reise um die Erde. — Chromo-
lithographien aus den, Gebiet der Blumenmalerei. — Mittelalterliche
Holzschnitzerei aus der Kirche zu Bechtolsheim in Rheinhessen.
Änsjiclliingskalcnder.
Studien zur Kharakteriliik bedeutender Künstler der Hegenwart.
XCV. Johann Leonhard Raab, Kupferstecher.
Von <£. A. Regnet.
gab eine Zeit, in der Viele glaubten und noch
Mehrere fürchteten, die Photographie könne den
Kupferstich und die Lithographie verdrängen.
W^^Sie hat beide geschädigt, aber nicht aus dem
»Kunstleben verdrängt und wird das auch nie
vermögen, so lange es noch Kreise giebt, in
denen die Kunst höher geachtet wird als das
i Handwerk.
Der künstlerischen Reproduction durch Stich
,und Steinzeichnung gegenüber, welche zugleich eine
Vervielfältigung möglich macht, kommt natürlich die
Frage nicht in Betracht, inwieweit die Photographie
einem Künstler die Mittel in die Hand giebt, seine Ideen zu
verwirklichen, indem er z. B. ein lebendes Bild stellt und dann
aufnnnmt. Auch hier liegt das künstlerische Element einzig und
.Mein im Stellen des Bildes, und das photographische Ver-
fahren fällt mit ■ demselben nicht nothwendig zusammen, da es
ja auch von einem Dritten in die Hand genommen und dnrch-
geführt werden kann. Die Verbindung beider ist sonach eine
rein zufällige. — Ganz anders liegen die Dinge, wenn es sich
um die Thätigkeit des Stechers oder Steinzeichners handelt, der
ein gegebenes künstlerisches Objekt zu reproduciren hat. Diese
Thätigkeit beschränkt sich weitaus nicht auf eine blos mechanische
Wiedergabe, sondern sie ist basirt auf künstlerisches Gefühl und
eine mit diesem innigst zusammenhängende künstlerische Technik.
Und darin liegt eben der Unterschied zwischen beiden Repro-
duetionsweisen, zwischen Handwerk und Kunst. Das Handwerk
kann die Kunst überwuchern und überwuchert es gerade in un-
seren Tagen selbst an solchen Anstalten, denen die Pflege der
Kunst anvertraut ist; es kann den Künstler in seinen materiellen
Interessen schädigen, die sich neben den ideellen zu allen Zeiten
geltend machen, aber es kann die Kunst nicht aufheben, so lange
das Bedürfniß des Jdealschönen dem Menschen innewohnt.
Aus diesem Grunde wird die künstlerisch ungebildete Menge
sich mit der handwerksmäßigen Reproduction durch die Photo-
graphie nicht blos zufriedenstellen, sondern sogar befreunden, der
Kenner aber sich mit dem ärmlichen Surrogate nur dann be-
gnügen, wenn ihm die künstlerische Reproducllon aus äußeren
\ M 46. i
tattjtlxrrgmt W Arulsr^rn AunsIuLrsms.
lipr 1
Herausgegeben und redigirt
von
vr. Max Schasler.
y 14. DccemLer
^ 1873.
Preis des Journals pro Quartal 1’/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
Zn
Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.
XCV. Johann Leonhard Raab.
LorrejpoiibcnM: n. Dresden, 7. December. (Jrrthum bei dem Entwurf
der Statue von Albrecht dem Beherzten.) — f Rom, Ende Novbr. —
A Turin, Ende Novbr. (Massimo Azeglio's künstlerischer Rücklaß.)
llnnst-Llironlll: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Leipzig, Dresden, Schwerin,
Eschenbach, Celle, Mainz, Bonn, Stuttgart, Murchardt, Frankfurt a. M.,
alt.
Haag, Genf, Florenz, Rom, Avallon, Wien, St. Petersburg, London,
Brocklyn.
Lunstkritik: Kunst und Kunstindustrie in der Weltausstellung. (Forts.)
Äldnni: Eduard Hildcbrandt's Aquarelle der Reise um die Erde. — Chromo-
lithographien aus den, Gebiet der Blumenmalerei. — Mittelalterliche
Holzschnitzerei aus der Kirche zu Bechtolsheim in Rheinhessen.
Änsjiclliingskalcnder.
Studien zur Kharakteriliik bedeutender Künstler der Hegenwart.
XCV. Johann Leonhard Raab, Kupferstecher.
Von <£. A. Regnet.
gab eine Zeit, in der Viele glaubten und noch
Mehrere fürchteten, die Photographie könne den
Kupferstich und die Lithographie verdrängen.
W^^Sie hat beide geschädigt, aber nicht aus dem
»Kunstleben verdrängt und wird das auch nie
vermögen, so lange es noch Kreise giebt, in
denen die Kunst höher geachtet wird als das
i Handwerk.
Der künstlerischen Reproduction durch Stich
,und Steinzeichnung gegenüber, welche zugleich eine
Vervielfältigung möglich macht, kommt natürlich die
Frage nicht in Betracht, inwieweit die Photographie
einem Künstler die Mittel in die Hand giebt, seine Ideen zu
verwirklichen, indem er z. B. ein lebendes Bild stellt und dann
aufnnnmt. Auch hier liegt das künstlerische Element einzig und
.Mein im Stellen des Bildes, und das photographische Ver-
fahren fällt mit ■ demselben nicht nothwendig zusammen, da es
ja auch von einem Dritten in die Hand genommen und dnrch-
geführt werden kann. Die Verbindung beider ist sonach eine
rein zufällige. — Ganz anders liegen die Dinge, wenn es sich
um die Thätigkeit des Stechers oder Steinzeichners handelt, der
ein gegebenes künstlerisches Objekt zu reproduciren hat. Diese
Thätigkeit beschränkt sich weitaus nicht auf eine blos mechanische
Wiedergabe, sondern sie ist basirt auf künstlerisches Gefühl und
eine mit diesem innigst zusammenhängende künstlerische Technik.
Und darin liegt eben der Unterschied zwischen beiden Repro-
duetionsweisen, zwischen Handwerk und Kunst. Das Handwerk
kann die Kunst überwuchern und überwuchert es gerade in un-
seren Tagen selbst an solchen Anstalten, denen die Pflege der
Kunst anvertraut ist; es kann den Künstler in seinen materiellen
Interessen schädigen, die sich neben den ideellen zu allen Zeiten
geltend machen, aber es kann die Kunst nicht aufheben, so lange
das Bedürfniß des Jdealschönen dem Menschen innewohnt.
Aus diesem Grunde wird die künstlerisch ungebildete Menge
sich mit der handwerksmäßigen Reproduction durch die Photo-
graphie nicht blos zufriedenstellen, sondern sogar befreunden, der
Kenner aber sich mit dem ärmlichen Surrogate nur dann be-
gnügen, wenn ihm die künstlerische Reproducllon aus äußeren