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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0379

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Gründen unzugänglich ist. Die Kunst ist zu allen Zeiten nach
Brod gegangen und nur ein Phantast kann ihr das veriibeln.
Wenn aber die edle Stechkunst trotz der eminenten Fortschritte
der Photographie noch immer Schüler findet, so gereicht das
nicht blos dem Gefühle, sondern auch dem Verstände der Letzteren
zur Ehre. Dem Gefühle, weil sie dem Drange nach künst-
lerischem Schaffen in dieser Richtung auch da noch folgen, wo
sie wissen, daß anderwärts höherer materieller Gewinn in Aus-
sicht stünde; dem Verstände, weil sie sich durch unstichhaltige
Befürchtungen Dritter nicht zu dem Glauben treiben lassen, ein
ganzer Kunstzweig könne aus dem Leben verschwinden, weil sich
neben ihm das Handwerk breit macht. Wäre das möglich, dann
drohte auch dem Schönen und Edlen der Untergang, weil das Un-
schöne und Unedle neben ihm Raum findet, und zwar nur zu viel.

Als unser Meister sich der edlen Stechkunst zuwendete, lag
die Erfindung Daguerre's noch in den Windeln; wär' er aber
auch später geboren, sein warmes Gefühl für die echte Kunst
und sein klarer Blick für's Leben hätten ihn sicher denselben
Weg Anschlägen lassen, den er zu Anfang der vierziger Jahre
einschlug.

I. L. Raab ist im Dorfe Schwaningen bei Ansbach im
bayerischen Regierungsbezirke Mittelfranken am 29. März 1825
geboren und ward daselbst bis zu seinem vierten Lebensjahre
erzogen, wonach er zu einem Oheim in Nürnberg gebracht wurde,
in dessen Familie er ein Jahr verlebte, dessen er sich noch heute
mit aufrichtiger Dankbarkeit erinnert.

Sechs Jahre alt, kehrte er in's Elternhaus zurück und es
dauerte nicht lange, so trat der Ernst des Lebens, der Kampf
um's Dasein, der uns in so verschiedenen Formen erscheint, auch
an den Knaben heran. Bald sah derselbe, in welchem sich früh
der Wunsch regte, Maler werden zu dürfen, eine Erholung
darin, zeichnen zu dürfen.

So verflossen weitere sechs Jahre. Da sollte denn auch
der Wunsch seines Herzens in Erfüllung gehen: er ward an
der polytechnischen Zeichnenschule zu Nürnberg eingeschrieben und
damit war der erste Schritt gethan, der ihn den Weg zur ge-
liebten Kunst führen sollte.

Inzwischen gestalteten sich die Familienverhältnisse durch
Ableben des Vaters ungünstiger und es war für die Mutter
keine leichte Aufgabe, einen Maler zu finden, der den nun ans
der Schule entlassenen Knaben als Schüler aufnehmen mochte.
Unter diesen Umständen mußte es schon als Glück angesehen
werden, als derselbe in der Kunstanstalt Carl Meyer's in
Nürnberg Aufnahme und einige Förderung fand. Bald durfte
er auch die von dem rühmlichst bekannten Kupferstecher Reindl
geleitete Kunstschule besuchen und machte dort im Zeichnen von
Bildnissen sowie in der Technik der Aquarellmalerei anerkennens-
werthe Fortschritte. Von Entscheidung aber für sein ganzes
künftiges Leben war, daß er sich unter Direktor Reindl mit
den Elementen der Stechkunst vertraut machte und so viel Ge-
fallen daran fand, daß er sich derselben ganz zu widmen beschloß.

(Schluß folgt.)

Korrespondenzen.

resden, 7. December. (Jrrthum bei dem Entwurf
der Statue von Albrecht dem Beherzten.) Mit
Bezug auf meine letzte Korrespondenz habe ich Ihnen zu
melden, daß man der „A. A. Z." unterm 30. Novbr.
d. I. aus Dresden nachstehendes fatale Quid pro quo
schreibt: „In diesen Tagen sind die Vorbereitungen zum
Gusse des von Hultzsch modellirten Standbildes Albrecht's des Be-
herzten sistirt worden, weil die auch schon in weiteren Kreisen als
tüchtige Numismatiker bekannten Brüder Julius und Albert Erb-
stein hier, DDr. juris, nachgewiesen haben, daß dasselbe gar nicht
den ruhmvollen Sohn unseres Königshauses darstellt. Vielmehr ist
das Monument nach einem Bilduiß des ernestinischen Kurfürsten
Johann des Beständigen (1467 — 1532) ausgeführt worden, welch'
letzteres man bisher allgemein für dasjenige Albrecht des Beherzten
gehalten hat, so daß man es auch zur Vorlage für den vom König
Friedrich August II. zum Andenken an den Stammvater der alberti-
nischen Linie 30. December 1850 gestifteten Albrechtsorden benutzte!
Näheres über diesen Jrrthum ist in der jüngst erschienenen Schrift
der Gebrüder Erbstein: ,Das wahre Bildniß Albrecht's des Be-
herzten, Herzogs zu Sachsen', zu finden." —

Ich habe mir nun die Mühe genommen, die eben genannte
Schrift von den Gebrüdern Erbstein selbst nachzulesen, und bin
überzeugt, daß sie Recht haben, daß mithin das Standbild von
Hultzsch nach einem Gemälde gemacht worden ist, welches Albrecht
den Beherzten nicht darstellt. Auch das bei der im Jahre 1850
vorgenommenen Stiftung des sächsischen Albrechts-Ordens be-
nutzte Bildniß ist nicht das Bildniß Albrecht's des Beherzten, son-
dern das Bildniß von Herzog Johann, dem nachherigen Kur-
fürsten Johann des Beständigen.

f Nom, Ende November. Wie erinnerlich, dekretirte Seine
Heiligkeit unmittelbar nach der Eröffnung des vatikanischen Concils
die Errichtung eines Denkmals zum ewigen Gedächtniß an dasselbe,
und Professor Galli, dem der Auftrag zu Theil geworden, das
Denkmal zu entwerfen, ward zugleich davon verständigt, daß es
vor der Kirche San Pietro auf dem Janicnlus aufgestellt werden
sollte, welcher Platz bekanntlich als derjenige gilt, auf dem Petrus
hiugerichtet worden. Professor Galli hat inzwischen nicht blos den
Entwurf gezeichnet, sondern denselben auch ausgeführt, wobei es
bekanntlich dem Gießer begegnete, daß der heilige Petrus, der das
Denkmal oben abschließt, ohne Kopf blieb. Der zweite Guß ge-
lang besser und nun ist die ganze Arbeit fix und fertig, so daß
man sie jeden Augenblick aufstellen könnte. Obwohl die italienische
Regierung keinen Augenblick daran gedacht hat, dieser Aufstellung
irgend welche Hindernisse zu bereiten, hält man es im Vatikan nicht
für opportun selbe zu verfügen, und es ließ sich deshalb der Papst
ein hölzernes Modell von etwa zwei Meter Höhe anfertigen, das
sich seines vollen Beifalles zu erfreuen hatte und in seiner Privat-
bibliothek aufgestellt ward. Das Denkmal besteht aus einer Granit-
säule, welche aus einem breiten, mit Basreliefs geschmückten Sockel
ruht, der die Form eines Fünfecks zeigt. An jeder Ecke sehen wir
ein anderes Thier einen der fünf Welttheile repräsentiren, während
die von Professor Galli's Hand ausgeführten Basreliefs in 33 Fi-
guren die Hauptmomente des Concils zur Anschauung bringen. Die
Aufgabe war in der That keine leicht zu lösende, der Künstler hat
aber das Seinige redlich gethan. Die Säule aber krönt, wie be-
reits erwähnt worden, die Kolossalstatue des hl. Petrus, modellirt
von Guaccarina und in Erz gegossen von Mazzocchi. Vor
Kurzem wurden die einzelnen Bestandtheile des Denkmals in den
 
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