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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0362

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f mtptorgmt hr Isulsrhrn Aunstuereino.

Herausgegeben und redigirt

vr. Max Schasler.

kreis des Journal» pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf. Berlin.)

Inhalt.

Abhandlung: Der ästhetische Standpunkt des Pessimismus. (Forts.) Liinst-LKroniK: Lokalnachrichten aus Berlin, Goslar, Braunschweig. Hannover,

LorrrspondriiM: f Düsseldorf, 24. November. (Salon von Schulte.) — Lübeck, Düsseldorf, Detmold, München, Rom, Brienza, Pest, Port,

t Schwerin, im November. — K. München, Ende November. (Li.- Lnnjtindujkrie »nd Technik: Ueber Kunstverglasung der Profanbauten. (Forts.)
Regenerations-Arbeiten in der Pinakothek und der Korrespondent der Erwiederung.

A. A. Ztg.) — □ München, 17. November. — X Regensburg. Alisstcilungskalcndcr.

Per ästhetische Standpunkt des Pessimismus,

mit besgiiderer Neriilksichtigiing von 8. v. Harimann's „piiilosophie des Unbewußten"

(Fortsetzung.)

kndem wir, unserm am Schluß der letzten Fort-
setzung dieses Berichts gegebenen Versprechen
gemäß, die Ansichten des Verfassers über den
„Naturgenuß" mitzutheilen im Begriff sind, be-
merken wir noch zum näheren Verständniß des
Folgenden, daß der Vers, die Natur nach den
beiden Seiten der realen physischen wie der
ästhetischen Eindrücke, die sie auf den Menschen
hervorbringt, unterscheidet und daß er auf keiner
Seite ein Ueberwiegen der dadurch gewährten Lust über die Un-
lust oder auch nur ein Gleichgewicht zwischen beiden anerkennt.

Wir sind indeß — um dies von vornherein zu bemerken —
der Ansicht, daß dieser Gegensatz der real-physischen und der
ästhetischen Eindrücke keineswegs ein so einfacher und fester ist,
wie der Vers, es anznnehmen scheint, sondern daß beide nicht
nur in sich eine große Mannigfältigkeit von Stufen oder genauer
ansgcdrückt von Arten enthält, sondern daß sie auch mehrfach
einander berühren und dadurch auch modificiren. Die weitere
Unterscheidung wird also den Punkt abgeben, an welchem an-
knllpfend wir vielleicht im Stande sind, nicht die Grundansicht

des Verfassers zu widerlegen, sondern sie theils durch neue Be-
läge zu unterstützen, theils aber auch in ihren Konsequenzen zu
beschränken.

Vorerst lassen wir jedoch den Vers, selbst reden. Er be-
trachtet zunächst den materiellen Natnrgenuß. Hier befinden wir
uns also im Gebiet der Physiologie der Sinne. Allein von
diesem Gesichtspunkt abstrahirt der Vers. Das Wort „Natur"
bedeutet für ihn eigentlich nur die anschauliche, nicht die allen
Sinnen sich zum Genuß darbietcnde Natur. Er sagt:

„Ein anscheinend nicht ungegründeter Einwurf gegen Hart-
mann bezieht sich auf den Natnrgenuß, dessen Freuden der
letztere bei seiner Abwägung des Erdenlcides und der Erden-
lust nicht mit berücksichtigt. Ein ans den ersten Blick aller-
dings berechtigt scheinender Vorwurf, der sich bei näherer
Betrachtung jedoch ebenso wie die vorhergehenden zu Nichts
verflüchtigt. Zunächst ist hervorzuheben, daß H., wenn er einer-
seits die Freuden des Naturgenusses nicht anführt, dafür anderer-
seits auch das Heer von Leiden und Unlustempfindungen nicht er-
wähnt, welche die Natur, in diesem Sinne genommen, über die
Menschheit ergehen läßt, also z. B. schlechtes Wetter, ebensolche
 
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