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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0078

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\ 18ter Jahrgang.

\ M 9. '

tamjtbrgmt ir$r Aruisrl^n H^mlsivkrmnk.

Herausgegeben und redigirt
von

vr. Mar Schasler.

2. März ^
1873.

.^L-Lk^

Preis dee Journals pro Quartal 1'/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Bedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Die Kunst und der deutsche Idealismus. Von Trautwein □ Rom, 7. Februar. (Archäologisches; Vertretung Roms auf der wiener

v. Belle. (Forts.) Ausstellung; Städtische Museen. (Schluß.)

Lorrespondcnir»: 1'. L. Mü nchen, Ende Februar. (Skrupel über die Welt- Lunst-Lbroni!!: Lokal-Nachrichtm aus Berlin, Thorn, Hannover, Wien.
Ausstellung. Kunstverein.)— tz Düsseldorf, im Februar. (Aus dem üuujl-Institute und -Vereine: Gesetzentwurf rc. Schluß. — Königl. Akademie

Malkasten rc. Schluß.) — X Florenz, 12. Febr. (Gallori's „Nero".) der Künste in Berlin. — Änsstelluiigstzalcndcr. — Lricfkajtcn.

pie Kunst und der deutsche Idealismus.

Ein Vortrag von Trautwcin v. Belle.

(Fortsetzung.)

st es Wahr, was der gelehrteste französische Kri-
tiker der Neuzeit, Charles Nodier (dereinst
Stadt-Bibliothekar zu Laibach in Kram), be-
hauptet hat, Schiller's Räuber, Goethe's
Götz und Weither seien die idealen Vor-
läufer der französischen Revolution, so
trug also selbst das Moment der Natur und der
freien Natürlichkeit, der dritte und wohl
mächtigste Umschwungsantrieb der Sturm- und
Drangperiode, ein internationales Gepräge und wies deutlich
genug auf die Gesammtbürgschaft hin, welche alle Kultur
des Auslands verbindet. Deutschland ist das Herz von Europa,
das alle politischen, socialen, alle literarischen Srömungen in sich
zusammenfaßt; wer deutsche Zustände erkennen will, der muß es
aus der centralen Stellung des deutschen Geistes heraus, welcher
die Lichtstrahlen und Weckerrufe aller gebildeten Völker sammelt
und einigt und sie zurücksendet, geklärt und gehoben zum Stamm
seines eigenen Wesenskerns wie zu den andern Völkern und
Geistern, von denen er empfangen hat. Wenn sogar die Geuie-

periode mit ihrem unbezähmbaren Drange nach fesselloser Eigeu-
thümlichkeit des deutschen Charakters und ihrer rücksichtslosen
Betonung des freien Rechts der Individualität die unbedingte
Abhängigkeit dieses individualistischen Gebahreus von den Ge-
sammtströmungen der überlieferten Bildungselemente und der
großen Geistesbcwegungeu zu Tage brachte, so ist der Schluß
auf unsere eigenste Volksnatur, auf deren Wesen und Walten von
selbst gegeben: jene Maienzeit des deutschen Geistes, zumal als
die Genieperiode zu wahrhaften Genien sich emporraug, entwickelt
uns die Knospen und Blüthen der fruchtbarsten Einsicht in alles
Dasjenige, was die Hoheit und die Größe, den Segen und das
Verhängniß der deutschen Begabung ansmacht, aber auch Gegen-
wart und Zukunft des Vaterlandes uns aufschließt.

Geschichtsschreiber und Kulturhistoriker haben oft sich ge-
wundert, daß der Aufschwung der deutschen Klassicität in der
zweiten Hälfte des achtzehnten und auf der Schwelle des neun-
zehnten Jahrhunderts, ferner die Wiedergeburt der deutschen
Musik, der deutschen Malerei, der deutschen Plastik unverhältniß-
mäßig geringe Rückwirkungen auf die Kämpfe mit der Eroberungs-
 
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