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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0274

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Preis des Journals pro Quartal l1/, Thlr. — Kreuzband - Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.

Inhalt.

Abhandlung: Das Siegesdenkmal auf dem Königsplatz. band mit Mustern für Goldschmiede und andern Ornamenten aus dem

Lunjk-Llironik: Lokalnachrichten aus Berlin, Düsseldorf, Brieg, Tübingen, 16. Jahrhundert. (Schluß.)

München, Wien, Venedig, Florenz, Paris, London, Konstantinopel. Lmist-Injtitutc und -vereint: Verein für die Geschichte Berlins.

Lnnjlindnjkne und Technik: Ein kostbarer, seither noch nicht bekannter Sammel- AusstelliingÄmlender.

Aas Siegesdenkmat auf dem Königsplatz.

;ie Enthüllungsfeier des kolossalen
Siegesdenkmals ist vorüber, und
es wird daher einem dem aus-
schließlichen Interesse der Kunst
gewidmeten Journal nun wohl
gestattet sein, ohne Rücksicht auf
die patriotische Beziehung des
seiner Einweihungsfeier ein ru-
higes Urtheil über seinen ästhetischen Werth und
nebenbei auch eine Beschreibung desselben zu geben.

Indem wir im Begriff stehen, dies zu ver-
suchen, fühlen wir uns veranlaßt zu der unum-
wundeneu Erklärung, daß, wo es sich um rein
ästhetische Fragen handelt, wir uns weder durch
die dimensionale Größe des Werks noch durch die großen Kosten,
die seine Herstellung verursacht, noch auch durch den prunkenden
äußeren Glanz seines dekorativen Eindrucks im Geringsten im-
poniren, geschweige denn unser Urtheil davon beeinflussen lassen.
Das viele Geld thut's nicht, und das viele Gold auch nicht,
am wenigsten die kolossale Höhe und Dicke. Was ästhetisch in
Wahrheit imponiren soll, muß auch auf einer Quartblattzeich-
nung groß erscheinen, d. h. seine Größe muß einmal in der
Idee selbst, wie sie künstlerisch koncipirt in die Erscheinung tritt,

sodann in der harmonischen Art der Durchführung liegen. Liegt
sie hierin nicht, so hilft ihr keine Dimension — und überträfe
sie die der Pyramide des Cheops — und keine glänzende Aus-
stattung mit Gold- und Farbenprunk.

Nun behaupten wir, daß die Idee in vorliegendem Falle,
da sic in sich widerspruchsvoll oder doch mit vielerlei störenden
Einschränkungsmomenten behaftet ist, sich überhaupt gar nicht zu
innerlich harmonischer Größe gestalten läßt, da ihr die Seele
— nämlich die Einheit — fehlt. Diesen Entwurf müssen wir,
um nicht mißverstanden zu werden, zuerst zu begründen suchen:
übrigens ist es nicht erst heute, nach der Vollendung, daß wir
diese Ansicht aussprechen; bereits früher, bei Beginn der Arbeiten
haben wir, nachdem der Plan bekannt geworden war, das heutige
Resultat in Aussicht gestellt. Fragen wir also, was das Denk-
mal eigentlich bedeuten soll?

Bekanntlich war es seinem anfänglichen Zweck gemäß der
glücklichen Beendigung des dänischen Krieges gewidmet; wenig-
stens wurde der erste Plan dazu unmittelbar nach diesem Feld-
zuge entworfen. Als nun an die Ausführung desselben gegangen
wurde, brach der österreichische Krieg aus, nach dessen sieg-
reichem Abschluß man, um auch diesem ungleich großartigeren
Erfolge der preußischen Waffen einen Antheil an dem Denkinal
einzuräumen, zwar nicht den Grundplan desselben zu ändern,
 
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