Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen,
(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
Inhalt.
Abhandlung: Der ästhetische Standpunkt des Pessimismus, von M. Sr. Liiiiß-LbroinK: Lokatnachrichten aus Berlin, Breslau, Leipzig, Frankfurt,
(Fortsetzung.) Coblcnz, München, Wien, Paris, London, Kcrtsch.
Lorrespondcnien: n. Dresden, 10. November. („Mbrecht der Beherzte" Liinstbritik: Kunst und Kunstindustrie in der Weltausstellung. Von C. A.
von Hultzsch; Preisvertheilung in der königlichen Akademie der bilden- Regnet. (Forts.)
den Künste.) ÄnssteUnngslüilender.
Aer ästhetische Standpunkt des Pessimismus,
mit besonderer §nM|id|tipiij) von 8. n. fjnrtmnun’s „Philosophie des Unbewußten"
(Fortsetzung.)
>ür die Ansicht, daß gerade die feinfühligsten
Gemüther und die durchgebildetsten Geister
am tiefsten den Schmerz des Daseins und
die Nichtigkeit alles Lebensglücks empfin-
den, lassen sich bei den größten Dichtern
aller Zeiten zahlreiche Beläge auffinden.
Unser Verfasser wählt seine Beispiele mit
großem Bedacht: nicht an die mit krank-
haftem Weltschmerz behafteten Sentimen-
talisten wendet er sich, sondern vielmehr an
die harmonischsten, klarsten, weil auf der
Höhe des Geistcrlebens stehenden Heroen
der Dichtung, an einen Sophokles, einen
Shakespeare, einen Goethe, einen Schiller,
einen Jean Paul, einen Rückert u. a. ni.
„Als Vertreter des Hellenenthums ^ — bemerkt er —
„nehmen wir die gleichmäßig durchgebildetste Dichternatur, welche
dasselbe auszuweisen hat, Sophokles, welcher die goldene Mitte
hält zwischen der herben urwüchsigen Kraft des Acschylos und der
reslektirten Weichheit des Euripides. Die Summe seiner reifsten
Welt- und Lebensanschaunng hat er in seinem tiefsinnigsten Dicht-
werke „Oedipus ans Kolouos" nicdergelcgt, in welchem wie in
einem Schwanenlidde der greise Dichter die Rechnung mit dem
Leben abschließt. Hier steht jene wunderbare, an Koheleth an-
klingende bekannte Chorstelle, welche die angefeindete Formel Hart-
mann's anticipirt, daß das Nichtsein dem Sein vorzuziehen ist.
„Nie geboren zu werden, ist
Weit das Beste; doch, wenn du lebst,
Ist das Andere, schnell dahin
Wieder zu gehen, woher du kämest." sUebers. von Donner.)
Der universalste Dichter des Reformationsalters ist S h a k e -
speare. Da bei diesem als Dramatiker einzelne Citate stets nur
aus dem Munde bestimmter Charaktere gesprochen sind, so läßt
sich eine Ucberzengung von der pessimistischen Ansicht des großen
Britten nur aus dem Gesammteindrncke seiner Dichtungen ge-
winnen. Ans eine Diskussion hierüber kann an dieser Stelle
natürlich nicht cingegangen werden, daher ich mich begnüge, ein
hieraus bezügliches Urtheil Rud. Gottschall's statt vieler anzu-
sühren. „Ueber den so scharfen Charakteren Shakespeare's, die
in der Bestimmtheit ihrer Züge bis zum Schroffen, Eckigen und
(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
Inhalt.
Abhandlung: Der ästhetische Standpunkt des Pessimismus, von M. Sr. Liiiiß-LbroinK: Lokatnachrichten aus Berlin, Breslau, Leipzig, Frankfurt,
(Fortsetzung.) Coblcnz, München, Wien, Paris, London, Kcrtsch.
Lorrespondcnien: n. Dresden, 10. November. („Mbrecht der Beherzte" Liinstbritik: Kunst und Kunstindustrie in der Weltausstellung. Von C. A.
von Hultzsch; Preisvertheilung in der königlichen Akademie der bilden- Regnet. (Forts.)
den Künste.) ÄnssteUnngslüilender.
Aer ästhetische Standpunkt des Pessimismus,
mit besonderer §nM|id|tipiij) von 8. n. fjnrtmnun’s „Philosophie des Unbewußten"
(Fortsetzung.)
>ür die Ansicht, daß gerade die feinfühligsten
Gemüther und die durchgebildetsten Geister
am tiefsten den Schmerz des Daseins und
die Nichtigkeit alles Lebensglücks empfin-
den, lassen sich bei den größten Dichtern
aller Zeiten zahlreiche Beläge auffinden.
Unser Verfasser wählt seine Beispiele mit
großem Bedacht: nicht an die mit krank-
haftem Weltschmerz behafteten Sentimen-
talisten wendet er sich, sondern vielmehr an
die harmonischsten, klarsten, weil auf der
Höhe des Geistcrlebens stehenden Heroen
der Dichtung, an einen Sophokles, einen
Shakespeare, einen Goethe, einen Schiller,
einen Jean Paul, einen Rückert u. a. ni.
„Als Vertreter des Hellenenthums ^ — bemerkt er —
„nehmen wir die gleichmäßig durchgebildetste Dichternatur, welche
dasselbe auszuweisen hat, Sophokles, welcher die goldene Mitte
hält zwischen der herben urwüchsigen Kraft des Acschylos und der
reslektirten Weichheit des Euripides. Die Summe seiner reifsten
Welt- und Lebensanschaunng hat er in seinem tiefsinnigsten Dicht-
werke „Oedipus ans Kolouos" nicdergelcgt, in welchem wie in
einem Schwanenlidde der greise Dichter die Rechnung mit dem
Leben abschließt. Hier steht jene wunderbare, an Koheleth an-
klingende bekannte Chorstelle, welche die angefeindete Formel Hart-
mann's anticipirt, daß das Nichtsein dem Sein vorzuziehen ist.
„Nie geboren zu werden, ist
Weit das Beste; doch, wenn du lebst,
Ist das Andere, schnell dahin
Wieder zu gehen, woher du kämest." sUebers. von Donner.)
Der universalste Dichter des Reformationsalters ist S h a k e -
speare. Da bei diesem als Dramatiker einzelne Citate stets nur
aus dem Munde bestimmter Charaktere gesprochen sind, so läßt
sich eine Ucberzengung von der pessimistischen Ansicht des großen
Britten nur aus dem Gesammteindrncke seiner Dichtungen ge-
winnen. Ans eine Diskussion hierüber kann an dieser Stelle
natürlich nicht cingegangen werden, daher ich mich begnüge, ein
hieraus bezügliches Urtheil Rud. Gottschall's statt vieler anzu-
sühren. „Ueber den so scharfen Charakteren Shakespeare's, die
in der Bestimmtheit ihrer Züge bis zum Schroffen, Eckigen und