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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0377

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364

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cutschcs Leben in Haus und Familie. Bremen,
K. Ed. Müller's Verlagsbuchhandlung. Pracht-
baud in 4to.

t Ein dem Interesse der Kunst gewidnietes Blatt muß
sich billigerweise einer Unterlassungssünde anklagcu, wenn
es die Rcihensolge der „Deutsches Leben" betitelten Pracht-
werke unberücksichtigt und unbesprochen läßt. Nicht völlig frei von dieser Unter-
lassungssünde sind die „Dioskuren", da sie seit dem Erscheinen des „Deutschen
Lebens im Glauben" (Diosk. 1866, Nr. 38) über die nachher erschienenen
Bände völlig geschwiegen haben. Das hätten sie um so weniger sollen, weil
die Vorzüge, welche jenes „Leben im Glauben" besitzt, sich in immer reicherem
Maaße in den folgenden Bänden finden. Das dem „Glauben" vorangegangene
„Leben in Liedern" (s. Diosk. 1865, Nr. 50) war also nicht etwa ein ver-
einzelt stehender glücklicher oder vielnichr geglückter Wurf, dem, wie es so ost
in: Leben der Fall ist, die Nachfolger an Kraft und Geist nachstehen; sondern
umgekehrt! mit jedem neuen Nachfolger wurde die künstlerische Entfaltung
des Werkes immer vollendeter, sein literarischer Inhalt immer gediegener und
vielseitiger. Dem „Glauben" folgten nämlich „Liebe und Treue", die Psalnien
Davids, „Kampf und Sieg" (1870) mit einem Nachtrage „Das Deutsche
Reich", und „Frieden und Arbeit". Diesem letzteren, das gegen das Ende
des vorigen Jahres mit allgemeiner Freude begrüßt wurde, schließt sich jetzt
das überschriftlich genannte „Deutsche Leben in Haus und Familie" an, das
niit Einschluß des Titelbildes 14 mit höchster Vollendung der Koniposition,
der Zeichnung wie der Farbe ausgeführte Chromolithographien enthält und
in ebensoviele Abschnitte zerfällt, deren Inhalt, wie in den früheren Büchern,
aus den gediegensten Schriftstellern (Dichtern und Prosaikern) aller Zeiten
und Völker entnomnien, uns das Haus und die Familie in ihren verschiede-
nen Bestrebungen und Lebcnsäußerungen vorführt. Wir wissen nicht, ob wir
jenen Arabeskentafeln in ihrer sinnvollen Erfindung, oder ob wir der Gediegen-
heit und Vielseitigkeit des Textes den Vorzug geben sollen. Darüber sich zu
entscheiden, ist ja nicht nöthig. So viel ist wenigstens gewiß, daß, wie die
Tafeln, wenn auch verschieden an Werth, in einzelnen derselben alles früher
von derselben Künstlerin (Frau Angelika von Wo ringen in Freiburg)
Gebotene übertrcffen, so auch der ganze Text durch seine aus stauncnswerther
Belesenheit hervorgcgangenen Vielseitigkeit, innere Gediegenheit und geistige
Durchbildung höher steht als der feiner Vorgänger. Daß er dies konnte,
lag freilich zum Theil an seinem Hauptthema „Haus und Familie", das
der Herausgeberin einen größeren Spielraum bot, als z. B. der Titel „Liebe
und Treue", oder „Glaube", und doch auch wieder nicht jenen allzu weiten
unbestimmten Spielraum, den der Titel „Deutsches Leben in Liedern" gewährte.

Die einzelnen Abschnitte, in welche der vorliegende Band zerfällt, sind:
1. das Elternhaus, mit einer im Tondruck ausgesührten Lithographie,
die uns in den inneren Hof eines altdeutschen Hauses versetzt. Es ist also
gleichsam eine Einleitung, die das Glück und den Segen des „Daheim" und

Ulbum.

der Grundmauern, auf denen das Daheim ruht, vorführt; für den 2. Ab-
schnitt Erziehung bringt uns die Künstlerin zu den Worten „Geh' mir
ja nicht an's gefährliche Wasser" rc. ein reizendes Bildchen, das uns freilich
ein ganz ungefährliches, durststillendes Wasser bringt und in seinem Text
das Wesen der Erziehung im physischen wie im geistigen Sinne des Wortes
behandelt. Von diesen, wenn nmn will, allgemeiner gehaltenen Abschnitten
schreitet die Herausgeberin zum Besonderen vor und behandelt im 3. Abschnitt
die Mutter, im 4. das Kind im Hause. Zu jenem eine durch ihre
Farbenpracht glänzende Arabeske, zu diesem ein kräftiger Bube, der in einer
um einen Zweig geschlungenen Hängematte schläft. Tanz, Bübchen,
tanz ist uns mit seiner Arabeske (5. Abschn.) der ganz natürliche Vertreter
der kindlichen Spiele und ihrer Poesie, die dem allerdings prosaischen Schul-
leben vorangehen. Es bildet mit seinen zum Theil voll Lust, zum Theil
unter Thränen zur Schule wandernden Kindern den 6. Abschnitt, dessen Text
begreiflicherweise etwas umfassenderen Inhalts sein mußte, als der des vorigen
Abschnitts. Wie in dem Bilde zu Vertrauen und Wahrhaftigkeit
(Nr. 7) das Symbol der Treue, ein in der Kinderwclt lebender Hund, die
Hauptrolle spielt, so im Text die Liebe zur Wahrheit und die mit ihr ver-
bundenen Eigenschaften, immer natürlich ini Hinblick auf das, was das
Elternhaus für die Ausbildung dieser Eigenschaften zu wirken vermag. Dem
Abschnitt Muttersprache mit dem unsere sprachliche Bildung behandelnden
Text (Nr. 8) ist eine Komposition beigegeben, deren innere Beziehung zum
Text zwar weit hergeholt, aber doch geistvoll ist. Nun folgt in den beiden
nächsten Abschnitten die Thierwelt (Unsere Thiere, Nr. 9) und die Pflan-
zenwelt (Unsere Blumen, Nr. 10), Themata, welche der Künstlerin für
den Arabeskenschmuck eine Fülle von naheliegenden Motiven boten. Das zu
letzterem gehörende Blatt ist in seinem zarten Blumenhauche ein wahres
Meisterstück des Kolorits. Aus den dann folgenden Abschnitten 11—14:
Gute Nacht, Gesund sein geht vor reich sein, Unsere Feste und
Die Kindlein im Walde heben wir als die uns am meisten fesselnde
Arabeske nur noch das Hühnerhails mit seinen unten auf Beute lauernden
Füchsen hervor, das allerdings mit seinem Inhalt „Unsere Feste" in kaum
erkennbarem Zusammenhänge steht. Die „Kindlein ini Walde" sind der
Repräsentant der Heimatlosigkeit und Verwaistheit; dazu ein herrliches Wald-
bild mit den verirrten Kindern, die sich ermüdet unter cineni Baume nicder-
legten und — entschliefen; und im Text das hübsche Märchen „Die Hexe",
ein Meditum des verstorbenen Gatten der Künstlerin, Franz v. Woringen.

Das ist der künstlerisch ebenso vollendete, wie wohl durchdachte reiche
Inhalt des vorliegenden Prachtwerkes, dem es an günstiger Aufnahme ebenso
wenig fehlen wird, wie es seinen Vorgängern daran fehlte. Sie gehören
unverkennbar zu denjenigen künstlerischen Erzeugnissen, deren Anpreisung
weder ^vom Urheber, noch vom Verleger bisher erstrebt worden ist. Daß sie
dennoch eine überaus günstige Anfnahnie fanden, beweist der Umstand, daß
sich bisher fast jedes Jahr ein würdiger Nachfolger seinem Vorgänger anschloß.

Verlag von Franz Haiifst;engl in München.

Hans Makart, Moderne Amoretten.
Gabriel Max, Stillleben.

-— — Frühlingsmärchen.

— — Licht.

— — Walpurgisnachterseheinung.
W. V. Kaulbach, Unter den Linden.

— — Mutterliebe.

Matth. Schmid, Die Karrenzieher.

— — Bettelmönche.

— — Der Sittenrichter.

R. Seitz, Noble Passionen.

A. Braitil, Kuhheerde.

C. Karger, Die Post-Station.

A. Keller, Chopin.

preis pro ülall in Groji-Imperialforinal 6 Waler. [817]

Montag den 8. Decomber a. e.

Lottische Kunst-Sammlung.

Eine reiche Auswahl meist älterer Kupferstiche, Radirungen und
Holzschnitte von den besten Meistern — Portraits Heinrich Heine’s
und Andreas Hofer’s in Oel auf Leinwand. — Kupferwerke und Kunst-
bücher. — Kataloge franco gegen franco von

[807c.] W. Drugulin in Leipzig.

Kunst-Ausstellungen.

Die vereinigten Kunst-Vereine in Augsburg, Stuttgart,
Wiesbaden, Würzburg, Fürth, Nürnberg, Bamberg, Bayreuth
und RegenSburg veranstalten, wie bisher, in den Monaten Januar
bis December 1874 gemeinschaftliche, permanente Ausstellungen
unter den bekannten Bedingungen für die Einsendungen, von welchen
nur diejenige hervorgehoben wird, daß alle Kunstwerke von Nord-
und West-Deutschland nach Wiesbaden, von O esterreich nach
Regensbnrg, vom Süden und aus München nach Augsburg
einzusenden sind, und vorstehenden Turnus vor- oder rück-
wärts zu durchlaufen haben.

Die verehrlichen Herren Künstler werden daher zu zahlreicher
Einsendung ihrer Kunstwerke mit dem Ersuchen eingeladen, vor
Einsendung von größeren und werthvolleren Bildern, unter
Anzeige ihres Umfanges und Gewichtes, gefällige Anfrage stellen
zu wollen, und zugleich darauf aufmerksam gemacht, daß die vor
Kurzem zu Ende gegangene Weltausstellung in Wien Veranlassung
geben könnte, einen Theil der dort ausgestellten Kunstwerke für
obigen Turnus zu bestimmen.

Regensburg, im December 1873. *- 1

Im llontfit der oerbundeimi Vereine: der Kniistarreiii Kegensburg.

Kommissions-Verlag der Nicolai'fchen Verlags-Buchhandlung (Stricker) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin, Zimmerstr. 98.
 
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