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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 18.1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.12974#0112

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I8tcr Jahrgang.

\ M18.

)Hii|ilm*jnn ht Axutsr^sn H^unsturrewr. |

Herausgegeben und redigirt

von

Dr. Mar Schasler.

^ 30. März

1873.

-I


Preis des Journals pro Quartal l’/j Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Bedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin. Landgrafenstr. 7.)

Anhalt.

fiomfpimticiijrn: F. K. München, Mitte März. (Ausstellung im Kunst- Lnnst-Llirontk: Lcckalnachrichtm aus Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Köln, Men,
Verein der für die wiener Weltausstellung bestimmten Gemälde.) — Lübeck, Riga, London, Genua, Kairo.

KU München, den 19. März. (Das Jsarthor; die Erzgießerei; vom Lmisttiteratur und Technik: Plastisch-anatomischer Atlas rc. (Schluß.) —
Kunstvereine.) — X Neapel, 19. März. (Ausgrabungen in Pom- Flächenvcrzierungen des Mittelalters rc. — Les merveilles de l’art

peji.) — H Rom, Mitte März. (Mommsen; Ausgrabungen; Museo hoUanckais etc. — Die Kunst im Gewerbe rc.

Campana; Archäologisches Institut. Schluß.) Liinst-Iiijlttute und -Vereine: Archäologische Gesellschaft in Berlin.

Korrespondenzen.

chen, Mitte März. (Ausstellung im
Kunst verein der für die wiener Welt-
Ausstellung bestimmten Gemälde.)
Schon der Anfang des Monats brachte uns
eine Reihe sehr bemerkenswerther Gemälde.
Aus den bisher ausgestellten Bildern, welche
für die Weltausstellung bestimmt sind, läßt sich
schließen, daß München qualitativ wie quan-
titativ auf der großen Ausstellung jedenfalls
in hervorragender Weise vertreten sein wird.

Eine schmutzige „Landstraße bei Mün-
chen", auf welcher der anhaltende Regen eine
Unzahl Pfützen gebildet hat, die den grauen,
wochentäglichcn Himmel zurückspiegeln, an der die letzten Häuser der
Stadt traurig dastehen, während die hohen Bäume der Straße ihre
entlaubten Aeste in die kalte Herbstluft recken, malte A. Lier für
die Weltausstellung und brachte damit jedenfalls eines der hervor-
ragendsten Bilder, eine Schöpfung, welche dem renommirten Künstler
viele neüe Verehrer zuführen wird. Das mit reicher und vortreff-
licher Staffage versehene Gemälde ist durchaus realistisch behandelt
bis auf die in langer Perspektive sich fortsetzenden Schmutzhaufen
herab, die zu beiden Seiten lagern. Das Bild wirkt in hohem

Grade poetisch. Die Beherrschung des grauen Tons, welche Lier
mehr als irgend einem anderen deutschen Maler zu Gebote steht,
konnte gerade bei diesem Motive vortrefflich verwerthet werden. Das
Bild wird jede Konkurrenz, von welcher Seite diese auch kommen
möge, glänzend aushalten.

Zwei junge Damen aus der höheren Aristokratie im engen
Boudoir malte A. Keller und bezeichnete das Bild „A. Chopin".
Den Schlüssel zu diesem Titel finden wir in der Dame, welche im
Hintergründe des Bildes am Pianino sitzt und vermuthlich eine
Piece Chopin's spielt, dessen Gedanken ein im Vordergründe sitzen-
des Mädchen lauscht. Dasselbe sieht kränklich, bleichsüchtig aus, die
schmale weiße Hand ruht auf einer Stickerei, die sich vom Schooße
herabrollt. Das Bild ist tief und schwermüthig gestimmt, etwa wie
die krankhafte Heine'sche Muse. Das mag freilich Vielen nicht ge-
fallen, wir wissen auch nicht, weshalb der Künstler gar so krankhaft
das junge Mädchen sich dachte. Das ist jedoch lediglich Sache der
eigenen Anschauung und wir wollen ihm daraus keinen Vorwurf
machen. Wohl aber freuen wir uns darüber, mit welch' erstaun-
lichem Fleiße, mit welcher technischen Vollkommenheit, mit welch'
feinem Verständniß für Arrangement und für die Gesetze der Har-
monie das Ganze gemalt ist. Wir gestehen, daß das Bild in Hin-
sicht auf Vortrag und Kolorit uns in hohem Grade imponirtc.
 
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