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adopürten romanischen und altitalienischen Richtung auch klassisch-
hellenische und gothische Kunstformen mit Liebe und Verständniß
kultivirte.
Unter den im hellenischen Style gehaltenen Entwürfen fällt
zunächst der eines „ Sieges-Thores" in die Augen. Zn beiden
Seiten eines von vier kannelirten Säulen getragenen Giebelbaues,
in dessen Mitte sich eine Kolossal-Statue erhebt, stehen mächtige
Pylonen, nach oben sich verjüngend und von plastischen Gruppen
gewaltiger Dimensionen gekrönt. Zwischen dem Giebelbau von
ungemein zierlichen Verhältnissen und den beiden Pylonen sind
Durchfahrten geöffnet, während die Pylonen selber Durchgänge
für den Verkehr der Fußgänger bilden. Der eine der beiden
Pylonen erhebt sich ohne die plastische Gruppe bis zur Fries-
höhe des Mittelbaues, der andere schließt bereits in der Höhe
des Artitravs des Mittelbaues ab, woraus zu ersehen, daß
Bürklein beim Entwurf noch schwankte, welche Höhe der Py-
lonen er vorziehen sollte. Der Eindruck des Ganzen ist ein
höchst bedeutender, würdiger und dabei ungemein heiterer. -— Der
Entwurf eines „Gymnasium" zeigt einen schlichten geradlinigten
Bau aus Back- und Bruchsteinen, einstöckig, mit je fünf Fenstern
zu beiden Seiten der bis zum Gesims hinaufreichenden Thüre
und einfachster Ornamentirung, welche sich auf Pilaster an den
Ecken und zu beiden Seiten der Thüre, ziemlich flache Thür-
und Fensterstürze und kreisförmigen Zierrath im Fries über
den Fenstern beschränkt. Eine zweite Bearbeitung bringt eine
Modifikation des ersten Entwurfs dahin, daß sich die Thüre
auf eine kleine Vorhalle öffnet, welche an der Front des Ge-
bäudes mit vier Pfeilern abschließt, von denen die beiden mitt-
leren freistehen.
Ein weiterer Entwurf scheint für ein „Museum" bestimmt.
Eine Säulenreihe läuft um alle vier Seiten eines langgestreckten
Baues, zu dessen Eingang drei Stufen emporführen, während
an den beiden Flügeln der Fayade plastische Gruppen vorspringen.
Triglyphen und Stirnziegel bilden außer den Säulenkapitälen den
einzigen Schmuck des mächtigen Baues. Gleiche oder doch ähn-
liche Bestimmung scheint der nächste Entwurf gehabt zu haben:
zwei Säulen und sechs Halbsäulen dienen zur Gliederung eines
oben waagrecht abschließenden Baues, über dem sich noch in gleicher
Linie eine an beiden Ecken Marmorgruppen» tragende Attika er-
hebt. Ob die beiden Oesfnnngen an den Enden Nischen oder
Fenster, läßt die halb verwischte Bleistift-Zeichnung nicht mehr
mit Sicherheit erkennen. Das Ganze erinnert an Schinkel'sche
Bauweise. Wie drei darauf bezügliche Entwürfe darthun, be-
schäftigte sich der Architekt eingehend mit dem Projekt einer
„Singhalle" oder eines „Koncertsaales". Auf dem ersten sehen
wir einen von zwei schlanken Voll- und zwei Halbsänlen ge-
tragenen unter dem Dache waagrecht abschließenden Mittelbau,
an den sich zwei schmale Flügel anschließen, welche Wohnräume
zu enthalten scheinen, während nach dem beigefügten Grundriß
hinter dem Vestibül sich eine geräumige Halle nebst Gartensalon
und Wirthschaftslokalitätcn befinden.
Die zweite Skizze einer Singhalle zeigt einen eleganten
Giebelbau, unter dein sich eine weite Vorhalle öffnet, während
ähnliche Giebelbauten links und rechts an den beiden Langseiten
des Gebäudes vorspringen und zierliche Kandelaber vor dem-
selben aufgestellt sind. — Die dritte mit „Koncertgebäude" be-
zeichnete Skizze ist reicher in den Hauptformen wie in der
Ornamentik. Das Aeußere wirkt sehr bedeutend. Acht jonische
Säulen tragen die für die An- und Abfahrt der Equipagen be-
stimmte Vorhalle, zu welcher der Fußgänger auf einer stattlichen
Freitreppe emporsteigt. — Die Skizze eines „Tanzhanses" ver-
rätst den Zweck des Gebäudes auf den ersten Blick. Auch hier
sehen wir einen stattlichen säulengeschmückten Giebclbau mit halb-
kreisförmiger Ausweitung zu beiden Seiten, so daß der eigent-
liche Tanzsaal die Forin einer Ellipse erhält. — Der mit flüch-
tigen Bleistiftstrichen gezeichnete Entwurf einer „Pinakothek"
stellte ein imposantes, an der Front mit sechszehn Säulen ge-
schmücktes Gebäude mit stattlicher Freitreppe in Aussicht, dessen
Jnnenränme ihr Licht durch einen von den Umfassungswänden
zurücktretenden Oberbau erhalten haben würden. (Schluß folgt.)
Korrespondenzen.
ünchen, 16. April. (Spaltung in der Künst-
ler sch a ft.) Seit einiger Zeit brachten hiesige Lokal-
blätter Andeutungen darüber, daß in Künstlerkreisen
Unzufriedenheit über die Bestallung solcher Persön-
lichkeiten herrsche, welche in der Ausstellung im In-
teresse der Münchener Künstlerschaft thätig sein sollen.
Schließlich ward ein Antrag auf Einberufung einer General-Ver-
sammlung der Münchener Kunstgenossenschaft in Umlauf gesetzt und
erhielt auch die statutenmäßige Anzahl von Unterschriften, bei deren
Prüfung sich jedoch ergab, daß sich Künstler dabei betheiligt hatten,
welche nicht Mitglieder der Genossenschaft sind. Da aber auch nach
deren Ausscheiden der Antrag noch formell zulässig war, fand die
Generalversammlung im Saale der Westeudhalle unter außerordent-
lich lebhafter Betheiligung der Genossenschaftsmitglieder statt.
Hier nun zeigte sich des Pudels Kern so recht eigentlich.
Zwei Künstlern, gegen deren Erfahrung so wenig mit Grund
vorgebracht werden kann als gegen die Ehrenhaftigkeit ihres Cha-
rakters, war die nichts weniger als beneidenswerthe Aufgabe gegeben
worden, das Aufhängen der für die Ausstellung bestimmten Bilder
zu besorgen, ohne der Genossenschaft die Wahl der Personen zu über-
lassen. Das gab die Handhabe, welche eine bekannte rührige Partei
sofort ergriff, um eine Agitation in Scene zu setzen, die darauf
hinauslief, Parteigenossen an die Stelle unabhängiger Männer zu
setzen. Es galt mit einem Worte, die Gewaltsherrschaft, welche Piloty
innerhalb der Grenzen der Akademie an sich gerissen hat, und mit
rücksichtsloser Energie ausübt, auch über die Kuustgenossenschaft aus-
zudehnen. — Die Bestallung der erwähnten Künstler sollte womöglich
zurückgenommeu, im ungünstigsten Falle ihnen ein Parteigenosse Pi-
loty's an die Seite gestellt werden. — Die Debatte war eine leb-
hafte. Die beiden in Frage stehenden Künstler waren bereit zurück-
getreten, wenn die Genossenschaft es wünsche. — Und nun zeigte
sich das für die herrschlustige Partei so tief beschämende Ergebniß
der Abstimmung: nur ein winziges Häuflein der Getreuen Piloty's
standen der ungeheueren Majorität unabhängiger Männer gegenüber,
welche den Bestallten ihr ganzes Vertrauen schenken. — Die mo-
ralische Niederlage konnte nicht größer sein.
Bereits, wurde von mehreren Partei-Mitgliedern der Austritt
aus der Genossenschaft angemeldet. Unter ihnen befindet sich auch
adopürten romanischen und altitalienischen Richtung auch klassisch-
hellenische und gothische Kunstformen mit Liebe und Verständniß
kultivirte.
Unter den im hellenischen Style gehaltenen Entwürfen fällt
zunächst der eines „ Sieges-Thores" in die Augen. Zn beiden
Seiten eines von vier kannelirten Säulen getragenen Giebelbaues,
in dessen Mitte sich eine Kolossal-Statue erhebt, stehen mächtige
Pylonen, nach oben sich verjüngend und von plastischen Gruppen
gewaltiger Dimensionen gekrönt. Zwischen dem Giebelbau von
ungemein zierlichen Verhältnissen und den beiden Pylonen sind
Durchfahrten geöffnet, während die Pylonen selber Durchgänge
für den Verkehr der Fußgänger bilden. Der eine der beiden
Pylonen erhebt sich ohne die plastische Gruppe bis zur Fries-
höhe des Mittelbaues, der andere schließt bereits in der Höhe
des Artitravs des Mittelbaues ab, woraus zu ersehen, daß
Bürklein beim Entwurf noch schwankte, welche Höhe der Py-
lonen er vorziehen sollte. Der Eindruck des Ganzen ist ein
höchst bedeutender, würdiger und dabei ungemein heiterer. -— Der
Entwurf eines „Gymnasium" zeigt einen schlichten geradlinigten
Bau aus Back- und Bruchsteinen, einstöckig, mit je fünf Fenstern
zu beiden Seiten der bis zum Gesims hinaufreichenden Thüre
und einfachster Ornamentirung, welche sich auf Pilaster an den
Ecken und zu beiden Seiten der Thüre, ziemlich flache Thür-
und Fensterstürze und kreisförmigen Zierrath im Fries über
den Fenstern beschränkt. Eine zweite Bearbeitung bringt eine
Modifikation des ersten Entwurfs dahin, daß sich die Thüre
auf eine kleine Vorhalle öffnet, welche an der Front des Ge-
bäudes mit vier Pfeilern abschließt, von denen die beiden mitt-
leren freistehen.
Ein weiterer Entwurf scheint für ein „Museum" bestimmt.
Eine Säulenreihe läuft um alle vier Seiten eines langgestreckten
Baues, zu dessen Eingang drei Stufen emporführen, während
an den beiden Flügeln der Fayade plastische Gruppen vorspringen.
Triglyphen und Stirnziegel bilden außer den Säulenkapitälen den
einzigen Schmuck des mächtigen Baues. Gleiche oder doch ähn-
liche Bestimmung scheint der nächste Entwurf gehabt zu haben:
zwei Säulen und sechs Halbsäulen dienen zur Gliederung eines
oben waagrecht abschließenden Baues, über dem sich noch in gleicher
Linie eine an beiden Ecken Marmorgruppen» tragende Attika er-
hebt. Ob die beiden Oesfnnngen an den Enden Nischen oder
Fenster, läßt die halb verwischte Bleistift-Zeichnung nicht mehr
mit Sicherheit erkennen. Das Ganze erinnert an Schinkel'sche
Bauweise. Wie drei darauf bezügliche Entwürfe darthun, be-
schäftigte sich der Architekt eingehend mit dem Projekt einer
„Singhalle" oder eines „Koncertsaales". Auf dem ersten sehen
wir einen von zwei schlanken Voll- und zwei Halbsänlen ge-
tragenen unter dem Dache waagrecht abschließenden Mittelbau,
an den sich zwei schmale Flügel anschließen, welche Wohnräume
zu enthalten scheinen, während nach dem beigefügten Grundriß
hinter dem Vestibül sich eine geräumige Halle nebst Gartensalon
und Wirthschaftslokalitätcn befinden.
Die zweite Skizze einer Singhalle zeigt einen eleganten
Giebelbau, unter dein sich eine weite Vorhalle öffnet, während
ähnliche Giebelbauten links und rechts an den beiden Langseiten
des Gebäudes vorspringen und zierliche Kandelaber vor dem-
selben aufgestellt sind. — Die dritte mit „Koncertgebäude" be-
zeichnete Skizze ist reicher in den Hauptformen wie in der
Ornamentik. Das Aeußere wirkt sehr bedeutend. Acht jonische
Säulen tragen die für die An- und Abfahrt der Equipagen be-
stimmte Vorhalle, zu welcher der Fußgänger auf einer stattlichen
Freitreppe emporsteigt. — Die Skizze eines „Tanzhanses" ver-
rätst den Zweck des Gebäudes auf den ersten Blick. Auch hier
sehen wir einen stattlichen säulengeschmückten Giebclbau mit halb-
kreisförmiger Ausweitung zu beiden Seiten, so daß der eigent-
liche Tanzsaal die Forin einer Ellipse erhält. — Der mit flüch-
tigen Bleistiftstrichen gezeichnete Entwurf einer „Pinakothek"
stellte ein imposantes, an der Front mit sechszehn Säulen ge-
schmücktes Gebäude mit stattlicher Freitreppe in Aussicht, dessen
Jnnenränme ihr Licht durch einen von den Umfassungswänden
zurücktretenden Oberbau erhalten haben würden. (Schluß folgt.)
Korrespondenzen.
ünchen, 16. April. (Spaltung in der Künst-
ler sch a ft.) Seit einiger Zeit brachten hiesige Lokal-
blätter Andeutungen darüber, daß in Künstlerkreisen
Unzufriedenheit über die Bestallung solcher Persön-
lichkeiten herrsche, welche in der Ausstellung im In-
teresse der Münchener Künstlerschaft thätig sein sollen.
Schließlich ward ein Antrag auf Einberufung einer General-Ver-
sammlung der Münchener Kunstgenossenschaft in Umlauf gesetzt und
erhielt auch die statutenmäßige Anzahl von Unterschriften, bei deren
Prüfung sich jedoch ergab, daß sich Künstler dabei betheiligt hatten,
welche nicht Mitglieder der Genossenschaft sind. Da aber auch nach
deren Ausscheiden der Antrag noch formell zulässig war, fand die
Generalversammlung im Saale der Westeudhalle unter außerordent-
lich lebhafter Betheiligung der Genossenschaftsmitglieder statt.
Hier nun zeigte sich des Pudels Kern so recht eigentlich.
Zwei Künstlern, gegen deren Erfahrung so wenig mit Grund
vorgebracht werden kann als gegen die Ehrenhaftigkeit ihres Cha-
rakters, war die nichts weniger als beneidenswerthe Aufgabe gegeben
worden, das Aufhängen der für die Ausstellung bestimmten Bilder
zu besorgen, ohne der Genossenschaft die Wahl der Personen zu über-
lassen. Das gab die Handhabe, welche eine bekannte rührige Partei
sofort ergriff, um eine Agitation in Scene zu setzen, die darauf
hinauslief, Parteigenossen an die Stelle unabhängiger Männer zu
setzen. Es galt mit einem Worte, die Gewaltsherrschaft, welche Piloty
innerhalb der Grenzen der Akademie an sich gerissen hat, und mit
rücksichtsloser Energie ausübt, auch über die Kuustgenossenschaft aus-
zudehnen. — Die Bestallung der erwähnten Künstler sollte womöglich
zurückgenommeu, im ungünstigsten Falle ihnen ein Parteigenosse Pi-
loty's an die Seite gestellt werden. — Die Debatte war eine leb-
hafte. Die beiden in Frage stehenden Künstler waren bereit zurück-
getreten, wenn die Genossenschaft es wünsche. — Und nun zeigte
sich das für die herrschlustige Partei so tief beschämende Ergebniß
der Abstimmung: nur ein winziges Häuflein der Getreuen Piloty's
standen der ungeheueren Majorität unabhängiger Männer gegenüber,
welche den Bestallten ihr ganzes Vertrauen schenken. — Die mo-
ralische Niederlage konnte nicht größer sein.
Bereits, wurde von mehreren Partei-Mitgliedern der Austritt
aus der Genossenschaft angemeldet. Unter ihnen befindet sich auch