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Römer, auch vielfach aus der vaterländischen, worauf Edward
Raslawiecki in seinem „Wörterbuch der polnischen Maler" speciell
eingeht. Er lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf das Landvolk
und hinterließ wahrheitsgetreue Typen desselben wie in den Bil-
dern: „Litthauische Bauern", „Polnische Landleute und Kinder",
„Krakauer in einer Schenke bei Licht", „Lubliner Landleute im
Marsch", „Familie eines lubliner Landmanns". — Außerdem
hat er zu seinem beabsichtigten Werk: „Darstellung der pol-
nischen Geschichte in 100 Bildern" viele Zeichnungen hinter-
lassen. Von diesen sind 9, den Zeitraum von Mieczyslas I.
bis Boleslas II. darstellend, in Form von Kupferstichen zum
dritten Mal im Verlag von B. M. Wolfs in St. Petersburg
erschienen.
In den Werken dieser beiden Maler richtete sich die Be-
handlung des Stoffes genau nach den damaligen klassischen Be-
griffen, oft mit Umgehung der geschichtlichen Thatsachen. Zu
dieser Zeit erscheint der geniale Zeichner Alex. Orlowski
(geb. 1777, gest. 1832), auch Warschauer, welcher nach eigener
Eingebung einen selbstständigen Weg betrat, der sich dem wirk-
lichen Leben möglichst anschloß; er war als Maler ein Ro-
mantiker in dieses Wortes strengster Bedeutung.
Demselben Kreise gehört auch MichaelSlachowiez aus
Krakau an, der ausschließlich einheimische Themata wählte, un-
vergeßlich durch seine Malereien al fresco im Jagellonensaal
der krakauer Universität und im Palais der krakauer Bischöfe.
Außerdem hinterließ er viele Darstellungen in Oelmalerei und
Aquarell der wichtigsten Ereignisse zu Ende des XVIII. Jahrh.
Neben Stachowicz ist der weit talentvollere und mehr künst-
lerisch ausgebildete Maler Peter Michalowski (geb. 1802,
gest. 1855) zu erwähnen; seine Werke, meist aus der vater-
ländischen Geschichte zeichnen sich durch schöne Ausführung, ge-
schickte Handhabung des Pinsels und eine wahrheits- und natur-
getreue Darstellung der behandelten Gegenstände aus.
Schon war die Geschichtsmalerei aus ihren Anfängen her-
ausgetreten als bei der neu errichteten Universität in Warschau
eine Abtheilung für die schönen Künste entstand. Die leitenden
Kräfte derselben wurden zwei tüchtige Professoren: Anton Blank
und Anton Brodowski, der letztere an Genialität den ersteren
übertreffend. Beide jedoch berührten kein nationales Thema, außer
etwa Portraits einiger polnischer Berühmtheiten. Nur einmal hat
Brodowski ein historisches Gemälde ausgeführt und zwar „Die
Ertheiluug des Dilpoms zur Gründung der warschauer Univer-
sität durch den Kaiser und König Alexander I.", worauf sich
die Portraits in natürlicher Größe des Kaisers, der Minister
Stanislas Potocki und Stanislas Stassic und das gesammte
damalige Lehrerkollegium befinden. Der Einfluß dieser Lehrer,
die den Jüngern der Kunst es zur Aufgabe stellten, die römische,
griechische und biblische Geschichte darzustellen, entfernte dieselben
von der Geschichte ihres Vaterlandes. Den plötzlichen Umschwung
der Dinge verdanken wir nicht der Universität, sondern dem ihr
fern stehenden Manne January Suchodolski. Was auch
eine strengere Kritik ihm als Künstler vorwerfen mag, dies große
Verdienst kann sie ihm nicht absprechen, daß er es war, der einzig
und allein sich an die Spitze der neuen Schule der Geschichts-
malerei stellte. Heute kann sich der ehrwürdige Greis mit Recht
dieses wohl verdienten Ruhmes erfreuen.
So stand bei uns die Kunst der Malerei, als 2 Jahre vor
Eröffnung der warschauer Universität, nämlich im Jahre 1814,
daselbst Alexander Lesser geboren wurde, dem wir diese Zeilen
widmen. Seine Schnlbildung genoß Lesser im warschauer Lyceum
und wurde im Jahre 1830 an der dasigen Universität immatri-
kulirt, wo er Unterricht außer im Zeichnen, auch in der Bild-
hauerei und Lithographie genoß. Die Abtheiluug für schöne
Künste wurde jedoch in wenigen Monaten schon aufgehoben.
Diese Schwierigkeit, welche sich der Erreichung seines Zwecks
entgegenstellte, entmuthigte ihn indeß nicht, er beschloß vielmehr,
als er die Gemälde von Bacciarelli im kgl. Schloß sah, sich ganz
der Kunst zu widmen. So begab er sich denn noch in demselben
Jahre an die Kunstakademie zu Dresden, wo er sich einen ersten
Preis errang. Hier blieb er bis zum Jahre 1835; doch als
er sah, daß er, abgesehen von den gründlichen akademischen
Studien, wenig Nahrung für sein Talent fand, indem die kgl.
Gemäldegallerie für Anfänger zu wenig verständlich ist und er
am bloßen Kopiren von Bildern zu wenig Geschmack fand, zumal
dort zu jener Zeit die neuere Kunst noch in ihren Anfängen
war, begab er sich zur weiteren Ausbildung nach München.
Hier standen die Künste und besonders die Geschichtsmalerei
auf einer hohen Stufe der Entwickelung. Obwohl sich diese nicht
gerade sehr durch die technische Ausführung hervorthat, so war
es doch der Fall in Bezug auf die Erfindungsgabe und Schön-
heit der Zeichnung. Diese Richtung gerade hatte keinen geringen
Einfluß auf die weitere Ausbildung unseres jungen Künstlers.
Er trat denn also in die Akademie, damals unter Leitung des
berühmten Cornelius, ein und beschäftigte sich mit Studien
nach der Natur, als z. B. „Der betende Greis" (angekauft
durch den Künstlerverein zu Krakau) und „Der Fechtmeister aus
dem XVII. Jahrhundert" (angekauft nach Moskau). Sodann
kam er unter Leitung von Julius Schnorr und führte, als
er sich dessen persönliche Zuneigung erworben, seine ersten künst-
lerischen Werke aus. Zu diesen gehören: „David dankte Gott
für seinen Sieg über Goliath" von fast natürlicher Größe und
„Die Töchter des Cid im Walde" nach dem spanischen Gedicht.
Dies letztere Bild wurde nach Rosenstein für die Bildergallerie
des Königs von Württemberg angekauft.
Nach Beendigung der akademischen Studien führte er in
seinem eignen Atelier die folgenden Gemälde aus: „Der gesegnete
Wincens Kadlubek" in natürlicher Größe (das Bild befindet sich
jetzt in Niechmirow), „Szarka und Slirad", eine tschechische Le-
gende, ausgestellt auf der pariser Ausstellung vom Jahre 1852,
und „Die Bertheidignng von Trembowla gegen die Türken". —
Das letztgenannte Bild erregte besonders die Aufmerksamkeit der
Kenner wegen der dramatischen Ausfassung des Gegenstandes und
der wahrheitsgetreuen Darstellung, die eine genaue Kenntniß der
damaligen Zeit verräth. Es ist dies eins jener seltenen Bilder,
die selbst, durch ihre künstlerische Ausführung, den Gegenstand
des historischen Faktums erklären. Nicht weniger ausgezeichnet
war der „Kadlubek", und zwar besonders durch warmes Gefühl
und einen würdigen Styl, der an die besten alten kirchlichen
Arbeiten erinnerte.
Das Heimweh ließ endlich den jungen Künstler nicht länger
im Ausland verweilen und so kehrte er denn im Jahre 1846
nach Warschau zurück, wo er sich von da ab niedergelassen hat.
Römer, auch vielfach aus der vaterländischen, worauf Edward
Raslawiecki in seinem „Wörterbuch der polnischen Maler" speciell
eingeht. Er lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf das Landvolk
und hinterließ wahrheitsgetreue Typen desselben wie in den Bil-
dern: „Litthauische Bauern", „Polnische Landleute und Kinder",
„Krakauer in einer Schenke bei Licht", „Lubliner Landleute im
Marsch", „Familie eines lubliner Landmanns". — Außerdem
hat er zu seinem beabsichtigten Werk: „Darstellung der pol-
nischen Geschichte in 100 Bildern" viele Zeichnungen hinter-
lassen. Von diesen sind 9, den Zeitraum von Mieczyslas I.
bis Boleslas II. darstellend, in Form von Kupferstichen zum
dritten Mal im Verlag von B. M. Wolfs in St. Petersburg
erschienen.
In den Werken dieser beiden Maler richtete sich die Be-
handlung des Stoffes genau nach den damaligen klassischen Be-
griffen, oft mit Umgehung der geschichtlichen Thatsachen. Zu
dieser Zeit erscheint der geniale Zeichner Alex. Orlowski
(geb. 1777, gest. 1832), auch Warschauer, welcher nach eigener
Eingebung einen selbstständigen Weg betrat, der sich dem wirk-
lichen Leben möglichst anschloß; er war als Maler ein Ro-
mantiker in dieses Wortes strengster Bedeutung.
Demselben Kreise gehört auch MichaelSlachowiez aus
Krakau an, der ausschließlich einheimische Themata wählte, un-
vergeßlich durch seine Malereien al fresco im Jagellonensaal
der krakauer Universität und im Palais der krakauer Bischöfe.
Außerdem hinterließ er viele Darstellungen in Oelmalerei und
Aquarell der wichtigsten Ereignisse zu Ende des XVIII. Jahrh.
Neben Stachowicz ist der weit talentvollere und mehr künst-
lerisch ausgebildete Maler Peter Michalowski (geb. 1802,
gest. 1855) zu erwähnen; seine Werke, meist aus der vater-
ländischen Geschichte zeichnen sich durch schöne Ausführung, ge-
schickte Handhabung des Pinsels und eine wahrheits- und natur-
getreue Darstellung der behandelten Gegenstände aus.
Schon war die Geschichtsmalerei aus ihren Anfängen her-
ausgetreten als bei der neu errichteten Universität in Warschau
eine Abtheilung für die schönen Künste entstand. Die leitenden
Kräfte derselben wurden zwei tüchtige Professoren: Anton Blank
und Anton Brodowski, der letztere an Genialität den ersteren
übertreffend. Beide jedoch berührten kein nationales Thema, außer
etwa Portraits einiger polnischer Berühmtheiten. Nur einmal hat
Brodowski ein historisches Gemälde ausgeführt und zwar „Die
Ertheiluug des Dilpoms zur Gründung der warschauer Univer-
sität durch den Kaiser und König Alexander I.", worauf sich
die Portraits in natürlicher Größe des Kaisers, der Minister
Stanislas Potocki und Stanislas Stassic und das gesammte
damalige Lehrerkollegium befinden. Der Einfluß dieser Lehrer,
die den Jüngern der Kunst es zur Aufgabe stellten, die römische,
griechische und biblische Geschichte darzustellen, entfernte dieselben
von der Geschichte ihres Vaterlandes. Den plötzlichen Umschwung
der Dinge verdanken wir nicht der Universität, sondern dem ihr
fern stehenden Manne January Suchodolski. Was auch
eine strengere Kritik ihm als Künstler vorwerfen mag, dies große
Verdienst kann sie ihm nicht absprechen, daß er es war, der einzig
und allein sich an die Spitze der neuen Schule der Geschichts-
malerei stellte. Heute kann sich der ehrwürdige Greis mit Recht
dieses wohl verdienten Ruhmes erfreuen.
So stand bei uns die Kunst der Malerei, als 2 Jahre vor
Eröffnung der warschauer Universität, nämlich im Jahre 1814,
daselbst Alexander Lesser geboren wurde, dem wir diese Zeilen
widmen. Seine Schnlbildung genoß Lesser im warschauer Lyceum
und wurde im Jahre 1830 an der dasigen Universität immatri-
kulirt, wo er Unterricht außer im Zeichnen, auch in der Bild-
hauerei und Lithographie genoß. Die Abtheiluug für schöne
Künste wurde jedoch in wenigen Monaten schon aufgehoben.
Diese Schwierigkeit, welche sich der Erreichung seines Zwecks
entgegenstellte, entmuthigte ihn indeß nicht, er beschloß vielmehr,
als er die Gemälde von Bacciarelli im kgl. Schloß sah, sich ganz
der Kunst zu widmen. So begab er sich denn noch in demselben
Jahre an die Kunstakademie zu Dresden, wo er sich einen ersten
Preis errang. Hier blieb er bis zum Jahre 1835; doch als
er sah, daß er, abgesehen von den gründlichen akademischen
Studien, wenig Nahrung für sein Talent fand, indem die kgl.
Gemäldegallerie für Anfänger zu wenig verständlich ist und er
am bloßen Kopiren von Bildern zu wenig Geschmack fand, zumal
dort zu jener Zeit die neuere Kunst noch in ihren Anfängen
war, begab er sich zur weiteren Ausbildung nach München.
Hier standen die Künste und besonders die Geschichtsmalerei
auf einer hohen Stufe der Entwickelung. Obwohl sich diese nicht
gerade sehr durch die technische Ausführung hervorthat, so war
es doch der Fall in Bezug auf die Erfindungsgabe und Schön-
heit der Zeichnung. Diese Richtung gerade hatte keinen geringen
Einfluß auf die weitere Ausbildung unseres jungen Künstlers.
Er trat denn also in die Akademie, damals unter Leitung des
berühmten Cornelius, ein und beschäftigte sich mit Studien
nach der Natur, als z. B. „Der betende Greis" (angekauft
durch den Künstlerverein zu Krakau) und „Der Fechtmeister aus
dem XVII. Jahrhundert" (angekauft nach Moskau). Sodann
kam er unter Leitung von Julius Schnorr und führte, als
er sich dessen persönliche Zuneigung erworben, seine ersten künst-
lerischen Werke aus. Zu diesen gehören: „David dankte Gott
für seinen Sieg über Goliath" von fast natürlicher Größe und
„Die Töchter des Cid im Walde" nach dem spanischen Gedicht.
Dies letztere Bild wurde nach Rosenstein für die Bildergallerie
des Königs von Württemberg angekauft.
Nach Beendigung der akademischen Studien führte er in
seinem eignen Atelier die folgenden Gemälde aus: „Der gesegnete
Wincens Kadlubek" in natürlicher Größe (das Bild befindet sich
jetzt in Niechmirow), „Szarka und Slirad", eine tschechische Le-
gende, ausgestellt auf der pariser Ausstellung vom Jahre 1852,
und „Die Bertheidignng von Trembowla gegen die Türken". —
Das letztgenannte Bild erregte besonders die Aufmerksamkeit der
Kenner wegen der dramatischen Ausfassung des Gegenstandes und
der wahrheitsgetreuen Darstellung, die eine genaue Kenntniß der
damaligen Zeit verräth. Es ist dies eins jener seltenen Bilder,
die selbst, durch ihre künstlerische Ausführung, den Gegenstand
des historischen Faktums erklären. Nicht weniger ausgezeichnet
war der „Kadlubek", und zwar besonders durch warmes Gefühl
und einen würdigen Styl, der an die besten alten kirchlichen
Arbeiten erinnerte.
Das Heimweh ließ endlich den jungen Künstler nicht länger
im Ausland verweilen und so kehrte er denn im Jahre 1846
nach Warschau zurück, wo er sich von da ab niedergelassen hat.