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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0087

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(Eedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Anhalt.

.Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. gewerbcschule und Industrieschule re.) — W. Genf, Ans. März. (Kunst-

CV. Gustav Courbet. (Schluss.) zustande.)

Aorrespcndciyen: r. Kassel, 9. März. (Ans den Ausstellungen.) — X Karls- ßimjl-dijnmik: Lokalnachrichten aus Berlin, Hamburg, Kassel, Kadolzburg rc.
ruhe, Ans. März. (Von der Ausstellung des Kunstvereins.)— w. Mün- fiiinjlltritilt: Die akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) XI. Land-
chen, 1. März. (Fcuergcfährlichkeit des daher. Nationalmuseums; Kunst- schaftsmalerei. — Äusjtclluiigskalendcr.

Studien zur Kljarakleristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

OV. Gustav Comliet.

(Schluß.)

ehrere Jahre brachte Courbet unter Ent-
behrungen aller Art bei Suisie zu. Das
Gabelfrühstück, welches gewöhnlich aus
Wurst und Brod bestand, wurde nach Art
und Weise der alten Peripatetiker unter
freiem Himmel auf dem Pont St. Michel
oder einem der Quais verzehrt, das Diner
aber, wenn es die Mittel erlaubten, bei
einem Garloche in der Rne de l'Enfer
oder sonst wo in einer obskuren Kneipe
unter Arbeitern und Blousenmännern. —
Als er sich endlich stark genug glaubte
können, erschien er mit einem großen Bilde
vor der Ausstellungsjury. Allein diese wies ihn zurück. Courbet
ließ sich nicht entmuthigen. Im nächsten Jahre erschien er aber-
mals und zwar mit drei Bildern. Auch diesmal wurde er zurück-
gewiesen; neunmal hatte er dasselbe Schicksal, bis sich ihm end-
lich im zehnten Jahre die Pforten der Ansstcllnng öffneten.
Aber welchen Skandal erregten seine Bilder! Der Name Courbet
war in aller Munde. Die Zunftmeister der Malerei, die

Medaillirten, die Dekorirten, die grande prix de Rome waren
empört, die Kritiker rissen den frechen Menschen herunter, der es
wagte, dem Schlendrian der Kunst in's Gesicht zu schlagen, allen
Gesetzen des Schönen Hohn zu sprechen, das große Publikum
aber nahm wie immer Partei für und wider ihn.

Obschon Courbet bei seinem ersten Auftreten im Grunde
eine Niederlage erlitten hatte, so erzielte er dennoch einen be-
deutenden Erfolg. Aus dem unbekannten Maler, der kümmerlich
von Wurst und Brod lebte, war plötzlich eine Berühmtheit ge-
worden. Man war begierig ihn kennen zu lernen, die Kunst-
händler suchten ihn ans, man kaufte seine Gemälde, die Zeiten
wurden besser. Er hatte sich in den letzten Jahren nach Ornans
zuriickgezogen und dort eine große Scheune in eine Malerwerk-
stätte umgewandelt, wo auch seine großen Gemälde, jene enormen
Leinwände, das „Begräbniß zu Ornans", ein „ländliches Mahl",
seine „betrunkenen Pfarrer", die „Steinklopfer" entstanden, von
welchen namentlich das Letzte so viel Aufsehen erregte und von
der Kritik so erbarmungslos heruntergemacht wurde.

Die Gunst der Unsterblichen blieb ihm jedoch nicht treu.
Noch oftmals glänzte sein Name ans der Liste der refuses;
 
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