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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0178

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unbequem werden, als sie in einem Grade staubig sind, der den berüchtigten
Staub der berliner Straßen noch ost Uberbietet. Alles in Allein genommen,
läßt sich jedoch sagen, daß der Reisende in Athen vortrefflich aufgehoben ist.

Zu einer kurzen Besprechung der Sehenswürdigkeiten aus der Neuzeit
der Stadt übergebend, ist zunächst das nach den Plänen Hansen's vom Baron
Sinn errichtete Gebäude für die Akademie der Wissenschaften zu erwähnen.
Es war anfänglich die Absicht, dasselbe sowohl innen als außen von pen-
telischem Marmor herzustellen; bei der Ausführung hat man aber insoweit
zu Reductionen gegriffen, als für das Innere Putz, für das Dach Terrakotta
gewählt worden ist. Der Bau ist im höchsten monumentalen Styl ausgeführt
und gewährt in seinen klassischen Formen und dcni blendenden Weiß seines
Hauptbaumaterials die Möglichkeit, sich nachträglich ein Bild auszumalen
von der prachtvollen äußeren Erscheinung der monunientalen Bauwerke des
alten Athens, so lange dieselben in völlig intaktem Zustande erhalten blieben.

Athen besitzt gegenwärtig 3 Museen, von denen aber nur eins ganz
fertig ist, während die beiden anderen in Folge besonderer Verhältnisse un-
vollendet geblieben sind. Eins dieser Museen hat seine Lage hinter dem
Parthenon auf der Burg. Dasselbe soll speciell dazu dienen, kleinere Antikcn-
reste aller Art aufzunehmen, welche gegenwärtig zerstreut auf den Treppen-
stufen der Tempel, in provisorischen Magazinen und an sonstigen Stellen
1er Burg aufgestellt sind, Das zweite Museum ist das sogen. Barbakeion,
dessen Gegenstände im Erd- und Kellergeschoß eines, in den übrigen Räumen
anderweit benutzten Gebäudes untergcbracht sind. Das Barbakeion birgt
besonders werthvolle Schätze an Terrakotten und Bruchstücken von Bauwerken
aus der dem Steinbau in Griechenland vorhergehenden Backsteinperiode, deren
Schöpfungen zur Zeit des Xerxes der Zerstörung anheimfielen. Außerdem
enthält dasselbe eine große Anzahl von Portraitbüsten von Kosmeten, Gymna-
siarchen re., die bei der Eigenart ihrer Ausführung — Hinneigung zum
Realistischen und nur leicht stylisirt — als Meisterwerke zu bezeichnen sind
und das höchste Interesse erivecken. — Das dritte, noch nicht fertige Museuni
ist reich an alten Grabdenkmälern.

Die bedeutendsten Entdeckungen der letzten Jahrzehnte liegen, abgesehen
von der Aufdeckung der von deui Vortragenden soeben veröffentlichten Attalos-
Stoa, in der Erschließung eines großen Friedhofes vor, der an der Nord-
wcstseite der Stadt, 8—6 M. tief verschüttet, aufgefunden worden ist. Die
Verschüttung scheint eine absichtliche gewesen zu sein, was man daraus schließen
muß, daß die meisten freigelegten Monumente aufrechtstehend angetroffen
worden sind. Einige Grabstellen von diesem Friedhofe wurden schon früher
gefunden und gelangten theils nach Marseille, theils in den pariser Louvre;
die Anzahl dieser Stücke war jedoch sehr gering, und es betrug die Gesammt-
zahl der bekannt gewordenen Denkmäler bis zum Jahre 1870 etwa 60; bis
gegenwärtig ist diese Zahl schon auf mehr als 200 angewachscn, von denen
inan die kleineren wegtransportirt hat, während die größeren Denkmale an
ihrem Orte verblieben sind. Man hat es hier mit einem antiken Friedhof
zu thun, der etwa in die Zeit des 3. und 4. Jahrhunderts zu setzen ist,

und welcher Grabdenkmäler der mannigfaltigsten Art und Form enthält.
Dieselben sind von hohem Werth für die Kunstgeschichte, obschon man es
großentheils mit Werken, die den alten Steinmetzwerkstätten entstammen, zu
thun hat. Einzelne Denkmälersorten wurden offenbar in Vorrath gehalten
und bekamen bei ihrer Verwendung nur noch die für den speciellen Fall sich
eignende besondere Zuthat. Das eigenartige Holde, Innige und Einfache
der attischen Kunst des 3. und 4. Jahrhunderts spiegelt sich in diesen Werken
in einer solchen Vollständigkeit, wie sie bislang noch unbekannt war. Dieser
alt-athenische Friedhof übertrifft durch die Anzahl seiner Monumente wie
durch die Mannigfaltigkeit der in denselben verkörperten Ideen die berühmte
pompejanische Gräberstraße vollständig.

Der Vortragende legt hier eine Anzahl ausgezeichneter photographischer
Darstellungen von Monumenten, Landschaften rc. aus Athen und Umgebung
vor, die von einem deutsch-französischen Philhellenen-Sohne, Herrn Baron
des Granges, ausgenommen worden sind, und bemerkt, daß eine, mehre
hundert Blätter umfassende Sammlung von solchen meisterhaften Aufnahmen
hier in Berlin beim Hofkunsthändlcr Ed. Quaas zu haben ist.

Die Aufdeckung des Friedhofes wurde die direkte Veranlassung zur end-
lichen Entscheidung der bislang zweifelhaften Frage nach der Lage und Bau-
weise des alt-athenischen Hauptthores, AmiXov genannt. Indem man in
der Richtung der Hauptstraßen des Friedhofs die Ausgrabungen fortsetzte,
stieß man auf Mauerreste und Skulpturenfunde, insbesondere die Figur eines
Diskusträgers, welche die Vermuthung gestatteten, daß man die themistokleische
Mauer erreicht habe. Erst durch weitere Ausgrabungen ist es, wie der Vor-
tragende in der Archäologischen Zeitung nachgewicfen hat, gelungen, diese An-'
nähme sicher zu bestätigen.

Der Vortragende geht schließlich noch kurz auf die Geschichte des bekannten
Vertrages wegen der bevorstehenden Ausgrabungen in Olympia ein. Den
Bestrebungen des französischen archäologischen Instituts zu Athen verdankt
die Archäologie neuerdings die Auffindung eines äußerst werthvollcn Monu-
nients auf der unwirthlichen Insel Delos. Hr. E. Burnouf fand dort
die Reste eines Bauwerks, welches zweifellos als das erste bekannte Beispiel
eines Hypäthral - Tempels anzusprechcn ist. Die Reste zeigen die Bedeckung
einer natürlichen, künstlich etwas nachgeholfenen Felsenfchlucht, die an der
Hinteren Schmalseite offen gelassen ist. Die Ueberdachung wird durch zehn
Steinquadern gebildet, welche sich sparrenartig gegen einander lehnen. Diese
Konstruction enthält direkt Rcminiscenzen ägyptischen Ursprungs und es er-
fährt dadurch das, ohnehin schon sehr große archäologische Interesse an dem
Bauwerk noch eine erhebliche Vermehrung. An geringe Reste von Skulpturen,
die im Innern des Tempels vorgefuuden sind, werden verschiedene Deutungen
geknüpft: die Einen wollen in dem Orte die Geburtsstättc des Apollo sehen,
während Andere die Fassung eines seitdem verstechten Flusses Jnopos vcr-
muthen. Der Vortragende glaubt beiden Annahmen keine besondere Wahr-
scheinlichkeit beilegen zu können, ohne den außerordentlichen Werth des Denk-
mals für die Denkniälcrkunde in Abrede stellen zu wollen.

Mirzvurg am Main.

Kunst-Auction

am 31. Mai, 1., 2., 3., 4. u. 5. Juni d. I.

Durch mehrfache Aufforderungen an-
geregt, wird der Unterzeichnete seine
üuusi- und Äutiquitätcii-Zammlung am
31. Mai d. 3., früh S Uhr, und den
folgenden Tagen, dahier, in dem am
Schloßplatze gelegenen f. g. Gesandten-
bau, der öffentlichen Versteigerung
unterstellen. Die, wie er sich schmei-
cheln darf, eines guten Rufes sich er-
freuende Sammlung besteht in unge-
fähr 1300 Nnmmern aus Bildern,
Silbergefäßen, Hängleuchtern, Krügen,
Gläsern, Uhren, Holzschnitzereien, Mö-
beln, Steingut-, Porzellan-, Thon-, Fa-
yence-Arbeiten, alterthümlichen Haus-
geräthen u. s. w. Die Versteigerung
wird mit den Bildern beginnen; de-
taillirte Verzeichnisse über die Samm-
lung stehen gratis zu Diensten.

Würzlmrg, im Mai 1878.

[im] Carl Streit.


Anton Elb

Btp&sdtem

Ge wandhaus-Strasse No. 1
(k. Ministerium d. Äusseren).

Leipziger Kunst-Auction von C. G. Boerner.

Mittwoch, den 16. Juni 1875:

Das Rupferstich-Cabinet des Herrn Dr. Friedrich Karl Heinrich Marx,

Hofrath und Professor zu Göttingen. Zweite Abtheilung, ent-
haltend: ausgezeichnete Kupferstiche, Radirungen, Schwarzkunstblätter,
Holzschnitte etc., von alten und neuen Meistern.

Katalog gratis und franco von der

[900b] Kunsthandlung von C. G. Boerner in Leipzig.

Im Verlage von Colien & Kisch in Hannover und Leipzig ist
vollständig erschienen:

Herdtle (Professor un der Baugewerbeschule zu Stuttgart),

Fläclienverzierimgen des Mittelalters und der
Renaissance.

Nach den Originalen gezeichnet und in Lithographie ausgeführt.
102 Blätter in gr. Fol.; nebst einem Schlüssel zur Construction der
Muster. In eleganter Mappe. Mark 60.

Durch die soeben erschienenen Lieferungen III—IV (Stoffmuster)
ist dieses Prachtwerk vollständig. Dasselbe wurde wiederholt von den
Autoritäten äusserst lobend besprochen und auf den Ausstellungen zu
Moskau und Wien prämiirt Für Museen, Gewerbeschulen, Archi-
tekten, Zeichenlehrer, Maler u. s. w. bieten diese Vorlagen ein sehr
reiches Material. Die Königl. Centralstelle für Handel und
Gewerbe in Stuttgart schaffte eine Anzahl Exemplare zur Einführung
in Schulen an und befürwortete die Verbreitung sehr warm.

Lieferungen I—II (Fliesse) stehen auch ä Lfg. zu Mark 15 noch
zur Verfügung. [918]

Preis-Medaillen:

London 1862. Moskau 1872. Wien 1873.

Polygrades-Bleistifte in 16 Bleihärten,
Anker-Bleistifte in 5 Bleihärten,
Schul-Stifte in 4 Bleihärten,
Künstler-Bleistifte in 5 Bleihärten,
Künstler-Bleie, feinste u. beste, in 5 Blei-
härten,

Taschen- & Patent-Stifte in ca. 300 Sorten,
Bleie dazu in allen Qualitäten und circa
25 Stärken,

Farbige Oelkreidc-Stifte in 48 Farben.

Vorrätliig in allen Zeichnen-Materialien-
Handlungen. [830]

Schwanhäusser,

vorm. Grossberger &Kurz in Nürnberg.

Theodor Lichtenbcrg

Kunsthandlung

BEESLAU [839]

Schweidnitzer Strasse 30.

Für bedeutende Werke bin ich
gern bereit Honorar zu zahlen. Cor-
respondenee franco gegen franco.

Auskunft ertheilt auf Wunsch
die hiesige Kunstgenossenschaft.

Breslau, 1875.

Theodor Lichtenberg.

Kommissions-Verlag der Nicolai'srhen Verlags-Buchhandlung (Stricker) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin, Jüdenstr. 37.
 
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