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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0194

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184

Gin Mifdtes Kuriosum aus äem Ituügnrter Kunstleben.

(Schluß.)

unserem Landsmann Schütz, der nach Düsseldorf
Lbergesiedelt ist, sind zwei Jdyllenlandschaften da,
welche den Honig an Süßigkeit überbieten und des

c 7y?%4'''1 duschen Marks entbehren, das sonst wenigstens noch
^EsÄiKin den Beispielen des Guten dieses vortrefflichen Klein-
meisters zu finden war. — Auch ein paar Landschaften
von Damen sind da, recht lieb und nett, die Tübinger Lindenallee
mit dem bekannten schönen Blick in's Neckarthal hinauf von einer
Tübingerin und eine gar grüne Landschaft von einer Julia Neher,
beide recht löblich und so weit wohl gelungen. Die Neherin ist
aber in der Kunst weiter vorwärts gekommen, als die Tübingerin
und merklich weiter, als sie früher selber war. Die hat etwas ge-
lernt und lernt auch noch mehr. Von Fräulein Peters ist ein
Korb „Früchte" da, prächtig zum Sehen und zum Zugreifen appetit-
lich. Sie ist eine Farbenhexe, welche nie um einen Zauber verlegen
ist. Ihr Papa und Lehrer, der Meister Peters selber, arbeitet
nach und nach die Tyroler Schlösser auf, die er vorigen Sommer
in Brixlegg und Umgegend in seine Mappe gesammelt hat. Immer
brillant, immer ein Mann von Geschmack und immer ein Münch-
hausen der Landschaft, dessen Flausen man mit eben so viel Behagen
genießt, wie die des weiland westfälischen Junkers, weil sie gleich
glaubhaft und ebenso gut vorgetragen sind. Von einem auswärtigen
Maler, dessen Namen ich leider nicht bemerkt habe, ist eine finstere,
ernste Landschaft da, vortrefflich gemalt. Zwei Herren reiten ein-
sam durch einen dunklen Föhrenwald und die melancholische Herbst-
landschaft stimmt zu philosophischer Betrachtung. Ein sonderbares,
romantisches Bild, wie ein Gedicht von Victor Hugo, an dessen
Deux Cavaliers es mich sofort erinnerte. — Schafe sind auch etliche
da, ein ganzes Bild voll von Korn deck, die aber noch dummer
aussehen als in der Natur; die von Mali sind natürlicher und
sehen sogar gescheidter aus als die eleganten Touristinnen, die er
ihnen diesmal beigesellt hat.

Vom Genre sei erwähnt von dem Münchner Hofmeister eine
Scene aus dem Bockkeller: der Alte aber, der eine Prise einem
Blumenstrauß vorzieht, den ihm dort das Blumenmädel anbietet,

ist, das erlaube ich mir Hrn. Hofmeistern hofmeisternd zu bemerken,
kein alter, sondern ein sterbender Mann. Was soll diese taoiss
hippocratica in einem Bierhaus und auf einem Genrebild? fort
mit dem in's Spital! — Auch nicht viel geistreicher ausgesonnen, aber
ebenfalls recht gut gemalt sind zwei Gegenstücke von einem andern
Münchner, Heyn: „Arbeit und Vergnügen", jedesmal drei Buben
um einen Tisch. Es fehlt denen in München selten an guter Technik,
aber bisweilen an guten Gedanken. Wie oft wundern wir uns,
daß all' diesen vielen Malern so wenig gescheidte Stoffe einfallen.
Die Herren von Genre nehmen es meistens viel zu ernst, wenn sie
„humoristisch" sein wollen. Schaumann, auch in München,
hat eine „schwäbische Hochzeit", ins Dorf einziehend, gemalt. Un-
endliches Gewimmel, Federvieh, Rosse, Menschen die schwere Menge,
aber aller Mühe zum Trotz entsteht kein Glauben an die Wahrheit
des Vorgangs. Unter anderm fehlt's auch ein bischen an Perspektive.
Federvieh allein ohne menschliche Beigabe von Roh de. Das gackert
und ein wenig gackelt's auch. Neben mir stand Einer, der sich besser
auf Bilder versteht als unsereins. Der hat's rechtschaffen gelobt. —
Von einem Italiener, Tarenghi, ist ein bedeutendes Kleider- und
Möbelstoffbild da, „Der Lautenspieler". Eigenartig, sonderbar, hohe
und konträre Farben bis zum Exceß, aber mit Absicht gemischt,
anfremdend pikant, wie von einem Japanesen gemalt. Kuriose Käutze,
die Maler! Damit ging ich für diesmal die Treppe hinab. Lebet
wohl und zürnet nit! Aber, fragt mich Einer: „Warum sagt Ihr
denn nichts von den beiden Bildern von Steinhaufen in München,
der „Ruhe auf der Flucht" (aus Egypten), wo die Engelein mit
Distelfinkenflügelchen mit Josephs Eselein im grasgrünen Gras
spielen, und von dem andern, dem „Noch nicht", wo in einem gräu-
lichen Jüngsten-Gerichts-Frühroth der Heiland, ein langer Engel
und der knöcherne Tod in Person, alle drei hintereinander drein
auf dem Weg zu einem Kranken daherkonimen, immer einer häßlicher
und abschreckender als der andre? Warum ich nichts sage? Was
soll man von solchem absoluten Blödsinn sagen? Pietismus bis
in die Kunst herein! Contradictio in adjecto. Da seht ihr's ja,
was dabei herauskommt. Laßt's mi aus'!"

Einladung.

Die Unterzeichneten haben sich unter heutigen: Datunr als Comite con-
stituirt, um dem zu früh der Kunst durch den Tod entrissenen Herrn

Freiherr» Georg Arthur von Kamlierg

königl. Professor an der Akademie der bildenden Künste in München

ein seinen hohen Verdiensten entsprechendes Denkmal aus seiner Grabstätte zu
errichten. Das Denkmal, einfach aber würdig, soll durch die von: Bildhauer
Julius Zumbusch in München modellirte, in Bronceguß herzustellende
Büste des Verstorbenen auf schönen: Steinsockel am Grabe des Dahingeschie-
denen hergestellt werden.

Die Kosten hiezu sollen durch freiwillige Beiträge der Freunde und Ver-
ehrer Ramberg'scher Muse aufgebracht werden, und ergeht an alle diese das
ergebene Ersuchen, sich dem Unternehmen durch reichliche Beiträge geneigt zu
zeigen; der hier Mitunterzeichnete Herr Banquicr ISeidcrt, Firma: Hut-
lcücn & Weidcrt in München, Theatinerstraße, wird alle Beiträge in
E:npfang nehmen.

München, den 14. Mai 1875.

Das Go mit 6

für Errichtung eines llainberg-Orninnnles.

Felix Paufingcr. - Albert Keller. - Hans Hanfstcngel. - Schambcrgcr. -
I>r. tzrhardt. - Julius v. Hubucr. - Joh. Carl Wcidcrt. - Graf Bla:,. —
Rath vr. Carl Förster. — L. v. Niethammer. — Carl li. Piloty. — Graf
Kalckrcuth. — L. Graf Breda. — Eduard Hellberger. — Kurz.

Leipziger Kunst-Audion von C. G. Boerner,

Mittwoch, den 16. Juni 1875:

Das Kupfersticli-Cabinct des Herrn Dr. Friedrich Karl Heinrich Marx,

Hofrath und Professor zu Göttingen. Zweite Abtheilung, ent-
haltend: ausgezeichnete Kupferstiche, Radirungen, Schwarzkunstblätter,
Holzschnitte etc., von alten und neuen Meistern.

Katalog gratis und franco von der

[900b] Kunsthandlung von C. G. Boerner in Leipzig.


Anton Ellb

©pgsdtem

Gewandhaus-Strasse No. 1
(k. Ministerium d. Äusseren).

In den Parterre - Pavillons :

Werke der gediegensten Meister
der Gegenwart.

In der ersten Etage:
Originalgemälde alter berühmter
Meister. [885]

gf^-Ausstellungs-Reglements ver-
sende auf Verlangen franco.

PrrMneutrMMellmlg

Theodor Lichteubcrg

Kunsthandlung

BRESLAU [839]

Sehweidnitzer Strasse 30.

Für bedeutende Werke bin ich
gern bereitHonorar zu zahlen. Cor-
respondenee franco gegen franco,
Auskunft ertheilt auf Wunsch
die hiesige Kunstgenossenschaft.
Breslau, 1875.

Theodor Lichtenberg.

Kommissions-Verlag der Nieolai'schen Verlags-Buchhandlung (Stricker) in Berlin. — Druck von H. Theinhardt in Berlin, Jüdenstr. 37.
 
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