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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0236

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226

empfundenen Gruppe von Wolgast „Mutterfreude" die Gruppen
von Reusch „Psyche giebt dem Cerberus einen Honigkuchen" und
Gradler's „Faust und Mephisto", unter den Einzelfiguren Echter-
meyer's „Tanzende Bacchantin" und „Tanzender Faun", Herter's
„Antigone" und „Orest", Kaupert's „Eva", Schlüter's „Semi-
ramis", Selb ach's „Mädchen mit der Muschel" und die etwas
sentimentale „Mignon" Steinhäuser's; unter den Jdealbüsten,
außer den schon oben erwähnten, Breymann's „Römischer Knabe"
und „Römisches Mädchen", Hartz er's „Neapolitanischer Fischer-
knabe" und „Römischer Hirtenknabe", Reusch's „Büste eines Mäd-
chens aus dem Sabiner Gebirge" und Wittich's „Rebekka". -—
Das Genre, im realistischen Sinne, war leider ebenfalls ziemlich
zahlreich, und zwar sowohl durch Gruppen wie durch Einzelfiguren
vertreten. Bon den besseren Arbeiten dieser Art nennen wir Herter's
„Badender Jäger", Neumann's „Zechender Soldat", Pohl-
mann's „Lachendes Mädchen" und Pfuhl's „Tauben fütterndes
Mädchen". — An Portraitbüsten war die Ausstellung ebenfalls
ziemlich reich, und cs befanden sich darunter mehrere vortreffliche

Kunstüteratur

tllluii.

talien. Eine Wanderung von den Alpen bis zum
Aetna. In Schilderungen von Karl Sticler, Ed.
Paulus, Woldemar Kaden, mit Bildern von G.
Bauernfeind, A. Boecklin, A. Calame, G.
Cloß, L. Dill, Bh. Fiedler, L. Heilbuth,
A. Hertel, E. Kan old, H. Kaulbach, W.
v. Kaulbach, F. Keller, E. Kirchner, Lindemann-Frommel,
A. Metzener, L. Passini, P. F. Peters, Friedr. Preller,
R. Schick, G. Schoenleber, F. Skarbina, Th. Weber, A.
v. Werner und Anderen. — Holzschnitte von Adolph Cloß in
Stuttgart. — Stuttgart, Verlag von I. Engelhorn. (Lieferung
6 — 18.)

Nachdem wir bereits in Nr. 33 des vorigen Jahrganges die ersten drei,
in Nr. 45 die beiden folgenden Lieferungen besprochen und darin auf die
künstlerische Bedeutung des Werkes, unter Hervorhebung einiger vorzugsweise
anziehenden Blätter, hingewiesen, haben wir heute abermals eine Reihe neuer
Lieferungen (6—18) zur Anzeige zu bringen, welche einen außerordentlichen
Ncichthum sowohl an interessanten Textillustrationcn wie an größeren bild-
mäßig ausgeführten Ansichten in Tondruck der malerisch schönsten Punkte
Italiens enthalten. Indem wir aus der Zahl der letzteren einige- der ge-
lungensten namentlich hervorhcben, bemerken wir hinsichtlich des für uns vor-
zugsweise maaßgebenden Kriteriums der Auswahl, daß wir dabei weniger
auf den Gegenstand und das touristische oder sonstige Interesse, das er ein-
flößen mag, als auf die künstlerische Weise seiner Auffassung und Behand-
lung sowie auf die rein malerische Wirkung des Blattes reflektiren. Von
diesem Gesichtspunkte aus nennen wir als hervorragende Blätter, und zwar
aus der 6. Lieferung; „Aus der Villa des Hadrian bei Tivoli" von Gust.
Cloß; aus der 7. u. 8. Lieferung: „Salitc San Paolo in Genua" von
G. Schoenleber, „Nizza" von Peters, „Am Platani bei Montenegro"
von Metzener; aus 9. u. 10. Lieferung: die Textillustrationen „Pifferari"
von Kurella und „Rom, nach der Messe in S. S. Trinita de' Monti"
von Ferd. Keller; in der 11. u. 12. Lieferung: „Strand bei Savona"
von A. Calame; in der 13. Lieferung: „Ma Mala. Verlorenes Loch"
von R. Schick; in der 14. Lieferung: „Partie aus Giardino Giusti in
Verona" von E. Kirchner; in der 16. Lieferung: „Weinleese in Toskana"
von F. Keller; in der 17. u. 18. Lieferung: „Camposanto am Fest aller
Seelen in Neapel" von L. Dill, „Schlachtfeld bei Tagliacozzo" von E.
Kanold, „Am Brunnen in einem römischen Hofe" von F. Keller, „Aus
einer Villa in Castellamare" von L. Dill, „Lirisfall bei Jsola" von Th.
Weber.

Von den beiden letzten -Lieferungen ab hat der Verleger den Text zu
Gunsten der Vermehrung von Tondruckblättern beschränkt, ein Verfahren,

Werke. Eins der hervorragendsten war Alb. Wolff's „Marmor-
büste der Kaiserin"; ferner zeichneten sich durch frappante Aehnlichkeit
und edle Auffassung aus: Ca st an's „Büste des Prinzen Georg",
Enke's „Büste der Kronprinzessin", Schweinitz' „Büste des Kron-
prinzen" und besonders auch die beiden Büsten Steiner's „Gene-
ral von Zastrow" und „Generalfeldmarschall von Steinmetz". —
Die Portraitstatuetten des verstorbenen „G. Bläser" von Schüler
und „Michelangelo's" von Wagner sind ebenfalls anerkennend zu
erwähnen.

Unter den Reliefs fand sich nichts Hervorragendes, mit Aus-
nahme etwa des „Urtheils von Salomon" von K. de Kesel sowie
des mittelalterlichen „Jagdauszuges" von W. David. — Auch die
Thierplastik war ebensowenig zahlreich wie bedeutend vertreten. Das
einzig erwähnenswerthe Werk war etwa Roemer's „Reineke Fuchs
nach Kaulbach".

Und hiemit sind wir denn endlich an den Schluß unserer Be-
richte gelangt.

M. Sr.

und M'bum.

was wir nur billigen können. Das Werk erhält dadurch einen noch höheren
Werth und wird sich sicherlich in der Gunst des Publikums befestigen. Die
Ausführung der Holzschnitte, welche der durch ihre tüchtige» Leistungen in
diesem Fache bewährten xylographischen Anstalt von Cloß in Stuttgart an-
vcrtraut ist, läßt an Kraft und Feinheit nichts zu wünschen übrig; auch der
Druck, Dank allerdings zum großen Theil dem vorzüglichen Papier, ist durch-
aus tadellos; nur hie und da wünschten wir die Vordergründe etwas kräftiger,
die Hintergründe etwas zarter gehalten. — Einer Empfehlung des Werkes
bedarf es wohl nach diesen anerkennenden Worten nicht weiter. M. Sr.

Flächenverzierungen des Mittelalters und der Renaissance, nach
den Originalen gezeichnet von Ed. Herdtle, Professor bei der
königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel und bei der
königlichen Kommission für die gewerblichen Fortbildungs-An-
stalten in Stuttgart. HI. u. IV. Abth.: Stoffe (50 Blätter in
Folio). Hannover und Leipzig, Verlag von Cohen u. Risch. 1875.

Die Flächen- oder, wie der Verfasser sich ausdrückt „Flachdekoration" —
den Grund davon haben wir bereits in unserer Besprechung der ersten beiden
Abtheilungen (1873 Nr. 13) angedeutet — ist, im Gegensatz zu der aus der
Fläche heraustretenden plastischen Ornamentatiou, wesentlich malerischen Cha-
rakters, wenn auch die Farbendisferenzen, wodurch das Muster in die Er-
scheinung tritt, nur stofflicher Art sind. Daß durch diesen Gegensatz auch
die Form der Muster in Mitleidenschaft gezogen werden muß, liegt von vorn
herein auf der Hand, ganz abgesehen von der Verschiedenheit der ästhetischen
Zwecke, welche sich mit der Vorstellung der Fläche und des Körpers ver-
binden. Und doch — unsere großen kunstindpstriellen Ausstellungen, na-
mentlich auch die Wiener, haben zahlreiche Beläge dafür geliefert — werden
in der Nichtachtung oder Verwischung dieses principiell wichtigen Unterschiedes
die meisten Sünden gegen den korrekten Geschmack begangen.

Es ist daher ein nicht zu unterschätzendes Verdienst des Verfassers obigen
gediegenen Werkes, wenn er, im Unterschiede von den gewöhnlichen Orna-
mcntwerken, welche alle Gebiete der Ornamentik zu umfassen suchen, auf
Grund jener principiellen Differenz sich auf die Flächendekoration beschränkt
und dabei hauptsächlich das Charakteristische derselben im Gegensatz zur
plastischen Dekoration hervorhebt. Schon in dem Vorwort zu den ersten
Leiden Abtheilungen betonte er die heutigen Tages in der Ornamentation
herrschende Zerfahrenheit und Styllosigkeit; auch in den einleitenden Worten
zu der vorliegenden III. und IV. Abtheilung weist er unter Berufung auf
die Worte von Ludwig Pfau im Text zu seinen „Gewerblichen Musterblättern"
auf die Wichtigkeit jener Differenz für ein- sthlgerechte Anwendung eines
Musters hin; und können wir ihm darin nur unbedingt zustinnuen.

Die Flächendekoration hat aber auch, abgesehen von jenen, Gegensatz
gegen die plastische Dekoration, in sich Unterscheidungen zu machen, welche
wesentlich stylistischc Bedeutung haben. Bleiben wir bei der Dekoration
 
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