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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0022

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Die verschiedenen Bezirke und Feste des Dionysos.

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der Bezirk umschloss. Ausserdem ist auch die Baugeschichte des Theaters nur
im Zusammenhang mit derjenigen der übrigen Anlagen des Heiligtums zu ver-
stehen. Der Beschreibung des Bezirks schicken wir eine kurze Untersuchung über
die verschiedenen Heiligtümer und Feste des Dionysos in Athen voraus, um da-
durch festzustellen, welche Nachrichten der litterarischen Überlieferung auf unse-
ren Bezirk bezogen werden dürfen.

i. Die verschiedenen Bezirke und Feste des Dionysos.
Es gab in Athen zwei grosse Heiligtümer des Dionysos und dem entsprechend
auch zwei Hauptfeste des Gottes. Der eine Bezirk lag am südöstlichen Fusse der
Akropolis und war dem Dionysos Eleuthereus geweiht, der andere lag ev A^.vaic,
in den Sümpfen, und gehörte dem älteren Dionysos, den wir als den Limnaios oder
Lenaios bezeichnen dürfen. Bis vor kurzem glaubte man allgemein, dass beide
Heiligtümer identisch seien. Die Limnai suchte man südöstlich von der Burg
und nahm an, dass in dem Hieron beim Theater nicht nur der Eleuthereus, son-
dern auch der Lenaios verehrt worden sei. Dass diese Ansicht nicht haltbar
ist, hat zuerst U. v. Wilamowitz in seinem Aufsatze über die Bühne des Aischylos
(Hermes XXI, S. 597) mit Erfolg dargelegt. Zwar hatten schon früher einige Ge-
lehrte verschiedene Theater für die verschiedenen Feste angenommen (vergl. A.
Müller, Lehrbuch S. 85 und 319), ohne jedoch ihrer Ansicht Geltung verschaffen
zu können.

Jetzt ist die Frage durch den Spaten entschieden. Wie ich in dem II. Be-
richte über die Ausgrabungen am Westabhange der Akropolis (Athen. Mitth.
1895, S. 161) bewiesen habe, ist der Bezirk des älteren Dionysos, welchem
das Fest der Anthesterien galt, in der Thalmulde am Westabhange der Akro-
polis und südlich vom Areopag thatsächlich aufgefunden und freigelegt. Ich
darf daher hier darauf verzichten, die Frage nochmals eingehend zu behan-
deln. Mit Rücksicht auf ihre Wichtigkeit scheint es mir aber geboten, hier
wenigstens auf die litterarischen Gründe für die Trennung der beiden Heiligtü-
mer kurz einzugehen.

a. Thukydides führt in seiner Schilderung des ältesten Athen (II, 15) unter
den bei der alten Polis gelegenen Heiligtümern als letztes das des Dionysos^ in
den Limnai an, w Ti «pX«WTepa Aiovöaia xrj SwSsxatY] icoiettai ev p)vV 'Av0saTYjpiuvt.
Der Comparativ lehrt, dass es damals in Athen noch ein zweites und zwar jünge-
res Fest des Dionysos gegeben haben muss, welches an einer anderen Stelle und
in einem anderen Monat gefeiert wurde. Dieses jüngere Fest waren zweifellos die
grossen oder städtischen Dionysien, welche am Südost-Fusse der Burg im Monat
Elaphebolion begangen wurden. Ganz in Übereinstimmung mit Thukydides nennt
auch Demosthenes (oder Apollodor) gegen Neaira 76 das Dionysion in den Lim-
nai das älteste und heiligste Hieron des Gottes und unterscheidet es damit
deutlich von dem jüngeren, beim Theater gelegenen Bezirk.

b. Die amtlichen Namen der athenischen Dionysos-Feste mit skenischen
 
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