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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0313

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298

V. Abschnitt. Die griechischen Bezeichnungen für die Teile des Theaters.

Auf die freie Verwendung, die proscaenium, bei späteren Dichtern gefunden
hat (z. B. Claudian, De laud. Stilich. II, 403 : Pompeiana daburit quantos proscae-
nia plmisus) brauchen wir hier nicht einzugehen.

7- üapaau^vta.

Ilapaffx^via sind die «Räume neben der Skene», die vorspringenden Neben-
räume zu beiden Seiten des Schauspielersaales.

Das Wort begegnet uns zuerst um die Mitte des IV. Jahrhunderts in De-
mosthenes Rede gegen Meidias, 25 : jtal oux evxaüS' fax?) xy]? uSpswg, «XX« xoaoüxov
auxw 7tspi5jv, waxs ... tu. 7tap«sx^via opaxxwv, upocrjXwv iSiwxy;? wv xä Syrien«, v.ay.a
v.a: icfirf^axä ajj.uövjxa u.01 ^aps^wv SisxeXsasv. Wir sind über die Verteilung der Thü-
len in den Paraskenien zu wenig unterrichtet, um feststellen zu können, in Avelcher
Weise Meidias dem Chore des Demosthenes durch Verrammelung der Paraske-
nien einen Possen gespielt hat; vermutlich sollte dadurch bewirkt werden, dass
der Chor nicht im richtigen Augenblick auf dem Plan erscheinen konnte. Die
Choreuten haben also entweder, als sie zum Spielhause kamen, um sich anzuklei-
den, die Thüre ihres in den Paraskenien gelegenen Ankleidesaales, oder aber wahr-
scheinlicher, als sie zum Wettkampf antreten sollten, die Thüre, durch die sie
aus den Paraskenien in die Orchestra heraustreten sollten, versperrt gefunden.

Ulpianos, der Erklärer des Demosthenes, hatte kein klares Bild mehr von
dem griechischen Spielhaus, wenn er sagt: xä ■Kxpxa-A.r^ia opäxxwv, xouxeaxiv ön:o-
fpäxxwv xb.c k%\ xfj; axvjvfjg slaoSou?, ivoc b yppcq ävayxä^vixcn Ttspuevai Siä Tfjs scjtoOsv
eluoSou, xoil ouxu ßpaStivovxoc; exeivou ffU|/6a(vst xaxaysXajQai Av]|Jt.oa6e'vY]v, Denn gewiss
zog in demosthenischer Zeit der Chor durch die Parodoi ein, nicht durch eine
Thür der Skene. Wir können noch verfolgen, wie Ulpianos zu dieser Erklärung
kam. Harpokration überliefert nämlich s. v. napcuixfyna: AqfKooOlvqc £V TV ^aT« Msi-
Sfoü eöixs TtapauK^via xaXstaSai, xat ©si^paaxog £v Eixoaxw Nsp.(öv Ü7tooY][xa£v£t, 6
itapa tyjv ukvjvyjv ä-oScäiiyij.evos xozo? Tat? e!<; xbv äywva uapaaxeuaT?' ö Se Af§u[/.o? xäs
exaxspu>6=v xfjs öp'/'oaipa^ staöSou? outw ovjsi y.aXstaOai. Diese letztere Erklärung ist
dann von späteren Grammatikern in etwas anderer Weise wiedergegeben wor-
den: Tcapara^vta' a;. eiaoSoi a\ eiQ ty;v dXYjvrjy (Phot.; Etym. m. 653; Bekker, Anecd.
292, 12). Damit scheinen auch die Angaben bei Suidas, s. v. axv]vy), in Zusam-
menhang zu stehen : Ttapocay.Yjvia Ss xä svöev xai evOsv xvj? [^sar]? Güpa; . . . |j.£xä 8s
tvjv ffXY]vi]v eö6i>; xai xä uapaay^via öp^r/jaxpa ( = Bühne, s. S. 2J7).

Ob wirklich die Orchestrazugänge oder die Nebenthüren der Skene jemals
mit dem Namen Tcapotax^vioc bezeichnet worden sind, oder ob diese Behauptung nur
aus falscher Erklärung einzelner Stellen, in denen rcapacx^via erwähnt waren, ge-
flossen sind, mag dahingestellt bleiben. Schon bei vielen Theatern mit festem
Proskenion, noch mehr dann im Theater des römischen Typus hat sich das Ver-
hältnis der Nebenräume zu dem Hauptraum wesentlich anders gestaltet, als bei
dem lykurgischen Typus, bei dem die vorspringenden Seitenteile des Baues als
deutlich gekennzeichnete Bauglieder dem Beschauer entgegentraten. Daher ist es
 
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