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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0318

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9. Aoystov. 10. 'OxpiSac, ßfj}j.a, TtdBwua. 303

6:a(veiv skiyexo to eiü tb XoyeTov elailvoa. Gramm, de com. p. XX, 4, Dübn.: «5 TVjV
°PX'ÖOTpo:v, Sy] y.al Xoyetov xaXoücriv, vgl. S. 278.

Nach Vitruv V, 8 hiess auch das pulpitum des Proskenion im hellenistischen
Theater XoyeTov (vgl. S. 159). Wenn das richtig ist, so muss die Benennung sich
entweder daraus erklären, class von dem Dache des Proskenion herab die Götter
die Prologe und Epiloge sprachen (das Wort GsoXoyeiov bezeugt Pollux als Na-
men eines solchen «Götterplatzes»), oder es müssen bei Volksversammlungen in
späterer Zeit zuweilen die Redner von dort aus gesprochen haben. Wenn wirk-
lich, wie wir im VII. Abschnitt wahrscheinlich zu machen versuchen werden, Vi-
truv nur irrtümlich das Proskenion als Spielplatz der komischen und tragischen
Schauspieler angesehen hat, indem er es der römischen Bühne gleichsetzte, dann
wäre es denkbar, dass er den griechischen Namen für die Schauspielerbühne
irrtümlich von dem pulpitum proscaenii des römischen Theaters auf das helle-
nistische Proskenion übertragen hat; andererseits könnte freilich auch gerade die
gleiche Benennung XoysTov für beide Podien jenen Irrtum bei ihm veranlasst oder
wenigstens gefördert haben.

IO. 'Oy. p t 6 a ? , ßvju. a, ö 8 w (A a.

Des Wortes öy.p{6as müssen wir hier gedenken, weil es vielfach als Name der
griechischen Theaterbühne betrachtet worden ist. Den Anlass hierzu hat eine Stelle
in Piatons Symposion (p. 194 B) geboten, wo Sokrates zu Agathon sagt: tSüv ty]v
aväpsfav äoci ^.eyaXofpoauviQV ävaSai'vovtog eict tbv öxpi'SavTa \i.eia twv ü-cypixcov y.al ßXe-
'iav-co? svaVTfov TOtjouiou Geärpou, p.eXXovio? E7riSs(i;aa0ai aauTOü Xiyou;. Aber mit Öeatpov
ist hier wie so häufig die Gesamtheit der Zuhörer bezeichnet, und die Worte des
Sokrates beziehen sich nicht auf die Aufführung im Theater, sondern auf die Vor-
ankündigung der Dramen und die Vorstellung der Dichter, die vor den Agonen
stattfand. Wir wissen, dass diese IwfSsi^is an den grossen Dionysien im Odeion vor
sich ging, und es ist das Nächstliegende anzunehmen, dass sie auch an dem Le-
naienfeste (Agathon hat sein Drama an den Lenaien aufgeführt) ebendort abgehalten
wurde. Damit entfiele also von vorneherein jeder Zusammenhang des o*p£6a<; mit
dem Theater. Aber selbst wenn der von Piaton geschilderte Auftritt im Theater der
Lenaien sich abgespielt haben sollte, würde öx.p£6a? noch immer nicht als Name
einer ständigen Schauspielerbühne gelten können. Wie Rohcle (Rhein. Museum
38, 255) gezeigt hat, bezeichnet ö-/.p!Sa? einen «Bock», und Sokrates konnte daher
wohl im Scherze ein provisorisches, von Böcken getragenes Gerüst, nicht aber
eine ständige Bühne äy.pt'Sas nennen; daher glaubte auch Timaeus (Lex. Piaton.
P- 190, Ruhnk.) aus der Bezeichnung öy.piSa? geradezu folgern zu können, dass
es zur Zeit des Piaton eine wirkliche Bühne nicht gegeben habe: OüyiXyj yäp
oüBeTtw v]v. Wenn Timaeus bei der Erklärung des Wortes ferner berichtet: Xeyet
youv Ti"?, Xoyetov e<ru ufjqi? eGTops<t[a£Vvi äjuXwv, sfta £?vjs- cypiSa; §' övojAa^eTat, so ist
unter XoysTov nicht die Schauspielerbühne, sondern ein provisorisches Podium zu
verstehen, das für den Redner aufgeschlagen wird; das zeigen die vorausgehenden
 
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