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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0025

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IO

I. Abschnitt. Das Dionysos-Theater in Athen.

Diese kurze Besprechung der verschiedenen Bezirke und Feste des Diony-
sos musste der Beschreibuno- des Hieron des Eleuthereus voränsreschickt -wer-
den, um entscheiden zu können, welche Nachrichten der alten Schriftsteller auf
den beim Theater gelegenen jüngeren Bezirk und welche auf das ältere beim
Areopag gelegene Dionysion bezogen werden müssen. Früher brachte man alle
Zeugnisse, die von einem Bezirk des Dionysos berichten, mit dem Hieron beim
Theater in Verbindung, und diesem Umstände ist es zum Teil zuzuschreiben,
wenn die verschiedenen Ruinen des Bezirks nicht richtig erklärt worden sind.
Wir dürfen nur diejenigen Nachrichten heranziehen, welche ausdrücklich von dem
Bezirk des Eleuthereus sprechen oder mit Sicherheit auf ihn bezogen werden
können. Alle Angaben, welche sich auf das Lenaion oder den Bezirk in den
Limnai oder auf ein Theater am Markte beziehen, sind auszuschliessen1).

2. Die Bauwerke im Bezirk des Eleuthereus.

Die Ruinen, welche bei den Ausgrabungen südlich vom Theater gefunden wur-
den, sind in ihrem gegenwärtigen Zustande auf Tafel I, ergänzt dagegen, auf Tafel
II Miedergegeben. Indem wir das Theater selbst vorläufig ausschliessen, besprechen
wir zunächst die Grenzen des Heiligtums und die darin gefundenen Bauwerke.

Obwohl die Umfassungsmauern des Bezirks nicht überall erhalten sind,
lässt sich ihre Lage mit einiger Sicherheit so bestimmen, wie es in dem ergänzten
Grundrisse geschehen ist. An der Südseite ist die Peribolosmauer auf eine längere
Strecke aufgedeckt. Einst eine hohe Futtermauer, welche den hochgelegenen Bezirk
nicht nur begrenzte, sondern auch stützte, ist sie jetzt nur wenige Quaderschichten
hoch erhalten. Ihr Material ist der poröse Kalkstein vom Piräus, gewöhnlich kurz
Porös genannt. Die ehemalige Flöhe der Mauer lässt sich nicht genau angeben,
weil südlich ausserhalb des Bezirks, wo noch fast keine Grabungen gemacht
sind, die antike Bodenhöhe nicht bekannt ist. Der Unterschied zwischen dem
Fussboden im Inneren und Äusseren des Bezirks war aber hier auf jeden Fall
so gross, dass kaum daran zu denken ist, dass der Zugang zu dem Hieron je-
mals an der Südseite gelegen hat. Nach den Bodenverhältnissen müssen wir
ihn vielmehr an der östlichen oder westlichen Seite des Bezirks suchen, an den
Stellen, wo der äussere und innere Boden ungefähr in einer Höhe lagen.

Im Westen ist auch von der alten Grenzmauer nichts gefunden. Da man bis
unter den antiken Boden gegraben hat, ist auch von weiteren Ausgrabungen
keine neue Auskunft zu erwarten. Der Verlauf der Mauer lässt sich aber nach
den beiden Tempeln, nach einigen römischen Mauern und nach einer alten
Wasserleitung, M-elche wahrscheinlich in dem neben der Mauer anzunehmenden
Wege lag, ungefähr so herstellen, wie es auf Tafel II geschehen ist.

') Ich bemerke hier ausdrücklich, dass Reisch mehrfache Bedenken sowohl gegen die Ansetzung
des älteren Dionysion beim Areopag, als auch gegen die Gleichsetzung der Lenaien und Antheste-
rien hat. Die ersteren halte ich für nicht berechtigt, die letzteren scheinen mir den von Gilbert
und mir dargelegten Argumenten gegenüber nicht auschlaggebend zu sein.
 
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