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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0321

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VI. ABSCHNITT.

THEATERDARSTELLUNGEN AUF
ANTIKEN BILDWERKEN.

In der Reihe der Zeugnisse, die über den Spielplatz des altgriechischen
Theaters Aufschluss geben, kommt den Darstellungen auf antiken Bildwerken
nur eine untergeordnete Stelle zu. So viele Vorbilder und Anregungen die Künst-
ler des V. Jahrhunderts und der Folgezeit dem Dramenspiel verdankten, so
wenig vertrug es sich mit den Absichten und Anschauungen, aus denen heraus
sie schufen, getreue Abbilder der Theatervorgänge und ihres Schauplatzes zu
geben. Daher kommt es, dass wir aus den Vasenbildern der älteren Zeit zwar
für die Geschichte der Dionysosfeste und des Dramas manche wichtige Thatsache
entnehmen, für die Art der Aufführung aber kaum etwas lernen können.

So sind die von F. Dümmler (Rhein. Mus. 43, 358) behandelten schwarzfigu-
rigen Vasen (eine in Bologna, Museo ital. di antich. class. II, T. I, 4, eine andere
bei Judica, Antichitä di Acre, Inghirami, Vasi fittili I, 33), die uns den Wagenumzug
des Dionysos zeigen, von hervorragender Bedeutung für unsere Kenntnis der
dionysischen Pompe, aber über die Formen des ältesten Tragödienspieles erlau-
ben sie uns keine Schlüsse.

Auch die schwarzfigurigen Vasen mit Darstellungen komischer Choreuten
(Bolte, De monumentis ad Odysseam pertinentibus, 45, 95, Poppelreuter, De co-
moediae atticae primordiis, 9 f.) können über die Art des Spiels nur das Eine
lehren, was ohnehin selbstverständlich ist, dass solche Gestalten sich nur in der
Orchestra bewegen konnten. Ähnliches gilt von einer Gruppe von Vasenbildern,
in denen der Einfluss des Satyrdramas deutlich ist, z. B. von dem Psykter des
Duris im British Museum (Catal. III. E, 768, Wiener Vorlegeblätter f. arch. Übun-
gen VI, 4, Klein, Meistersignaturen'2, S. 161, n. 23), von dem Pandora-Krater (Brit.
Mus. Catal. III, E, 467, Journ. of Hell. Stud. XI, T. 11) und den von O. Jahn
(Philol. XXVII, 18) behandelten Bildern.

Lehrreicher ist in dieser Hinsicht die Schale des Brygos (Brit. Mus. Catal.
III, E, 65, Klein, Meistersign. S. 183, 8, Mon. d. Inst. IX, 46), die in deutlicher
Abhängigkeit vom Drama Hera und Herakles, Iris und Dionysos auf demselben
Boden mit den Satyrn zeigt. Aber wer nicht schon aus anderen Gründen an ein
Spiel in der Orchestra glaubt, wird diese Darstellungen eines unmittelbaren Ver-
kehrs von Göttern und Satyrn nicht als getreue Bilder der dramatischen Auf-
führungen gelten lassen, sondern nur als freie bildliche Umsetzung des Dramen-
stoffes betrachtet wissen wollen. Uns freilich darf die Schale als eine willkommene
Bestätigung für das gelten, was S. 178 über die Beschaffenheit des ältesten Spiel-
 
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