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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0026

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Die Bauwerke im Bezirk des Eleuthereus

Die östliche Grenzmauer ist besser erhalten, aber leider noch nicht ganz
ausgegraben. Die wichtige S. O. Ecke liegt zu Tage und im Nordosten ist auch
der Anschluss an das Theatergebäude erhalten. Wenn das letztere Stück im
Gegensatz zu den übrigen aus anderem Materiale (Kiesclconglomerat oder Brec-
cia) besteht, so erklärt sich dies vermutlich daraus, dass nur die Fundament-
schichten, nicht aber die sichtbaren Teile vorhanden sind.

Aus topographischen Gründen dürfen wir im Zuge der Ostmauer ein Ein-
gan.gsthor des Bezirkes annehmen. Pausanias (I, 20, 2) betritt nämlich das Hei-
ligtum von Osten, von der Tripodenstrasse her, und verlässt es wieder an
derselben Stelle, um das nordöstlich vom Bezirk gelegene Odeion des Perikles
zu" besuchen und sich erst darauf zum Theater selbst zu wenden. Ein Nebenthor
darf vermutungsweise an der Westseite angenommen werden, weil ein directer
Zugang von der Seite des Marktes und der Pnyx kaum gefehlt haben kann.
Für das Hauptthor passen am besten die Angaben, welche bei Andokides (I, 38)
der Sklave Diokleides über die Hermenfrevler macht. Er will vom Propylon des
Dionysion aus gesehen haben, wie jene von dem Odeion kommend in die Orchestra
hinabgingen und dort tanzten. Da zur Zeit dieses Vorfalles noch kein festes
Skenengebäude den Blick auf die Orchestra verdeckte, war die letztere und
der Weg vom Odeion zur Orchestra von einem in der Ostmauer gelegenen
Thorgebäude aus gut zu übersehen.

Sichere Reste" eines Thores haben sich aber bisher nicht gefunden. Seine
genaue Lage wird sich erst bestimmen lassen, wenn die elenden Häuser abge-
brochen sind, welche jetzt noch über dem östlichen Teile des Bezirkes stehen.
Nach den Bodenverhältnissen muss dies Thor nicht weit von der N. O. Ecke
des Hieron gelegen haben; möglicherweise können einige der dort sichtbaren,
aber noch nicht ganz freigelegten Steine dazu gehören. Von dem westlichen
Thore etwas zu finden, ist keine Hoffnung mehr vorhanden.

Im Inneren des Bezirks sind vier Gebäude in ziemlich spärlichen Resten
erhalten: 1. Ein langgestreckter, an die Südseite des Skenengebäudes sich an-
schliessender Bau, welcher nach seinem Grundrisse zu urteilen nur eine Säu-
lenhalle gewesen sein kann; 2. der Rest eines Baues, der an die S. W. Ecke
dieser Stoa anstösst und meines Erachtens der ältere Tempel des Dionysos
war; 3. weiter südlich die Fundamente eines grossen, aus zwei Räumen beste-
henden Bauwerkes, in dem man den jüngeren Tempel des Gottes er-
kennen darf; 4. östlich von dem letzteren eine breite Mauer, in welcher vielleicht
das Fundament des grossen Altars erhalten ist.

Die Säulenhalle. Dass der Bezirk eine Säulenhalle enthielt, durfte man
aus Vitruv V 9, 1 schliessen, weil dort unter den in der Nähe des athenischen
Theaters befindlichen Hallen neben der Stoa des Eumenes und dem Odeion des
Perikles auch der Bezirk des Dionysos genannt wird. Wie unser Plan zeigt, sind
von der Stoa ausser den Fundamenten noch einzelne Stufensteine der südlichen
Säulenwand und einige hochkantio-e Platten der übrigen geschlossenen Wände
 
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