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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0312

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6. npouxrjviov,

297

cra exercentur. Caper, De orthogr. VII, p. 104, Keil: sie errant, qui proscenia
appellant (id est scenam) operosam fabricam ex adverso caveae . . . Wide pro-
scenia rectins pulpita, quae ante scaenam sunt, appellabuntur. Es ist aber gut
möglich, dass bei dieser Begriffsbestimmung auch solche Anschauungen über die
hellenistische Theaterform eingewirkt haben, wie sie Vitruv vertritt, der V, 7, 2
das griechische proscaenium als pulpittim bezeichnet (vgl. S. 159)-

Auch im späteren Latein verbleibt aber dem Worte proscaenium dort, wo
die einzelnen Teile des Theaters schärfer geschieden werden sollen, die alte Be-
deutung (Fassade der Skene oder Säulen-Vorbau der Skene). So erzählt Sueton von
Nero (Cap. 11): kos ludos spectavit e proscaenii fastigio, und (26): interdiu dam
gestatoria sella delatus in theatrum seditionibus pantomimoricm e parte proscaenii
superiore signifer simul ac spectator aderat; et cum ad manus ventum esset
lapidibusque et subselliorum fragminibus decernerehir, multa et ipse iecit in po-
pulum atque etiam praetoris caput consauciavit. Da Nero heimlich in das Theater
gebracht worden ist und von einem Orte, an dem er sonst nicht zu erscheinen
pflegte, die seditiones der Pantomimen belauscht hat, so muss er sich im oberen
Geschosse der Skenenvorderwand befunden haben, sei es, class er auf dem
Dache der unteren Säulenstellung,—man vergleiche das Proskeuion des atheni-
schen Heroclestheaters —, sei es, dass er an einer darüber befindlichen Thür- oder
Fensteröffnung Platz genommen hatte.

Ganz im Sinne der griechischen Schriftsteller verwendet auch Apuleius das
Wort, Metam. III, 2, p. 130: tunc me per proscaenium medium velut quandam
victimam publica ministeria produeunt et orchestrae mediae sistunt. Es ist klar,
dass man eine victima, die man in die Orchestra führen will, nicht über eine
Bühne herabsteigen lassen kann; vielmehr ist in dem von Apuleius vorausgesetzten
Theater, wie in den meisten griechischen Theatern der Kaiserzeit überhaupt, keine
Bühne vorhanden gewesen; sondern man trat durch die Mittelthüre des Proske-
nion unmittelbar in die Orchestra heraus.

An die mit Statuennisclien versehene Fassade der römischen Skene ist auch
noch zu denken, wenn es im Cod. Theodos. XV, 7, 12 (394 nach Chr.) heisst:
m aditu vero circi vel in tkeatrorum proscaeniis ut collocentur (statuae) non veta-
mus, vgl. CIL. XIV, 2416 (Bovillae): statua in proscenio.

In allgemeiner Bedeutung scheint proscae?iium verstanden werden zu sollen
bei Apul. Flor. 18, p. 28, 5. Kr.: praeterea in auditorio hoc genus spectari debet,
non pavimeuti marmoratio, nee proscaenii contabulatio, nee scaenae columnatio,
sed nec culminum eminentia, nec lacunarum refulgentia, nec sedilium circumfe-
rentia..., wenn contabulatio hier als Dielenboden zu übersetzen ist, wie z. B. bei
Vitruv X, 21, 3. Denkbar wäre aber auch, dass das unterste vorspringende Ge-
schoss der scaenae frous oder die Seitenwände des Bühnenraumes mit Holzta-
feln (Pinakes) verkleidet waren, vgl. Vitruv V, 5, 71 : omnia publica lignea thea-
tra tabulationes habent complures, quas necesse est sonare. Val. Max. II, 4, 6:
scaenam... vaeuis ante pictura tabulis extentam.

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