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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0034

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Die Bauwerke im Bezirk des Eleuthereus.

19

Es gehören daher entweder beide Stücke nicht zu demselben Bau, oder der eine
Stein ist vorpersisch, der andere eine nachpersische Erneuerung, oder aber die
obere Fläche des Rcliefstcincs ist später, als er bereits aus dem Giebel entfernt
war, aus irgend einem Grunde abgearbeitet worden. Ich weiss nicht, welcher von
diesen Möglichkeiten ich den Vorzug geben soll und lasse daher die Frage der
Zugehörigkeit der beiden Steine unentschieden. Die naheliegende Annahme, dass
der eine Giebelstein zum jüngeren, der andere zum älteren Tempel gehört habe,
ist dadurch ausgeschlossen, dass der Oberbau des jüngeren Baues jedenfalls aus
Marmor bestand.

Die gefundenen Fragmente von dorischen Porossäulen zeigen 20 Kanelluren
von geringer Tiefe und an ihren Lagerfugen grosse quadratische Löcher für Holz-
dübel. Ihr Durchmesser von etwa 0,75"' zeigt, dass die Stücke zum oberen Teile
der Säule gehören. Der untere Durchmesser wird bei einer Axweite von 2,50'"
etwa im gross gewesen sein.

Wann der Tempel gänzlich zerstört worden ist, lässt sich nicht sagen. Ver-
mutlich geschah es erst, als im Mittelalter die Festungsmauer gebaut wurde,
welche mitten durch das Skencngebäudc ging und den Südabhang der Burg um-
gab. Eine starke Beschädigung des Tempels wird von Gem. Alex. Protrept. IV,
53 (p. 47 Pott.) berichtet; ein Blitz xan$pei<|is to3 Aisvüsj'j tctÖ 'EXsuOspew; töv vsüv.
Allerdings kann sich diese Nachricht auch auf den jüngeren Tempel beziehen.

Der jüngere Tempel. Wenige Meter südlich von den Resten des äl-
tcien Tempels liegen mehrere aus Brecciaquadern erbaute Fundamentmauern,
die im Grundriss ein grosses, in der Mitte geteiltes Rechteck bilden. Schon bei
dei Ausgrabung hat man in ihnen die Fundamente eines Tempels erkannt. Ob
es der ältere oder der jüngere Tempel sei, haben Ziller - Julius (a. a. O. S. 242)
nicht zu entscheiden gewagt. Dass es der jüngere Tempel ist, für welchen Al-
Ivamenes das aus Gold und Elfenbein bestehende Cultbild angefertigt hatte, kann
>egen des Baumaterials, wegen der Grösse des ganzen Baues und wegen des
orliandenseins des Fundamentes für ein grosses Cultbild nicht zweifelhaft sein.

Der Grundriss besteht, wie die auf der umstehenden Abbildung Figur 4
vei zeichneten Fundamentmauern deutlich zeigen, aus zwei in westöstlicher Ridi-
ng nebeneinander liegenden Räumen, von denen der westliche der grös-
SCre ist' Der östliche war demnach der Pronaos, der westliche die geschlos-
sene Cella. Von einer Ringhallc ist nichts erhalten, sie ist auch sicherlich
t)10^ vorn-anden gewesen. Das in dem Innern der Cella erhaltene Fundament
r esteht aus den gleichen Brecciaquadern wie die Mauerfundamentc, wird also
^gleich mit dem Tempel selbst hergestellt sein. Es liegt scheinbar nicht in
^er Cella, sondern von der Axe nach Norden verschoben. Man
nvh'1 a^Cr an ^rt ur|d Stelle leicht erkennen, dass es an seiner Südseite nicht

r vollständig ist; bei der gänzlichen Zerstörung des Oberbaues des Tem-
rje S SU1C* aucn- einige der Fundamentquadern der Basis herausgebrochen wor-
Man darf daher das Fundament in der Zeichnung: soweit nach Süden
 
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