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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0039

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I. Abschnitt. Das Dionysos-Theater in Athen.

Anhalt zur Bestimmung der Fussbodenhöhe in dem südlichen Teile des Bezirks
liefert. Auf einem Fundament aus Breccia liegt eine Quader aus Piräuskalk
von etwa 1,10 zu 1,0"' und darüber der nicht ganz erhaltene Oberstein aus
dunkelblauem eleusinischem Kalkstein. Dass die Basis einst ein Standbild trug,
zeigen die erhaltenen Fusspuren. Genaueres über den Stifter oder den Künst-
ler wissen wir aber nicht, weil keine Inschrift erhalten ist. Man könnte
übrigens zweifeln, ob die Basis noch an ihrer alten Stelle steht: mir scheint
dieser Zweifel aber wenigstens für die unteren Steine nicht berechtigt.

Sodann muss die Wasserleitung erwähnt werden, welche von dem Altar-
fundament nach Nordosten lief und jetzt leider ganz zerstört ist. Höhenlage
und Richtung der Leitung wie auch die Form der Thonrohre machen es sehr
wahrscheinlich, dass wir hier ein Stück der grossen Wasserleitung vor uns
haben, die Peisistratos bei der Anlage der Enneakrunos herstellte, um Wasser
vom oberen Tlissos-Thalc zu der alten Kallirroe nach der Pnyx zu leiten. Das
hohe Alter dieses Stückes wird dadurch bestätigt, dass es offenbar älter sein
muss als die Erbauung des Altarfundamentes, also Wahrscheinlich älter als das
IV. Jahrhundert.

Nach Erbauung des Altars und des jüngeren Tempels ist die Wasserlei-
tung weiter nach Norden verlegt und zwischen beiden Tempeln hindurchge-
führt worden. Denn der dort im Jahre 1895 aufgedeckte und im Altertum
mehrfach reparirte Canal ist unzweifelhaft ein Stück der grossen Enneakrunos-
Wasserleitung. Im östlichen Teile des Bezirks ist die Leitung nochmals wei-
ter nach Norden verlegt worden. Die merkwürdigen Biegungen, welche sie
hier im Grundriss zeigt, erklären sich durch das ehemalige Vorhandensein von
Bäumen, Altären oder Standbildern, um welche der nicht sehr tief liegende
Canal herumgeführt werden musste. In römischer Zeit war die Leitung mit
einem teilweise noch jetzt erhaltenen Ziegelgewölbe überdeckt.

Die Wasserrinne, welche an der westlichen Grenze des Bezirks entlang
läuft, ist nicht für Trinkwasser bestimmt, sondern sollte das von dem Askle-
pieion und dem benachbarten Teile des Burgfelsens kommende Regenwasser
abführen. Sie besteht aus hartem Kalkstein und ist mit Brecciaquaclern in der
Weise ummauert und überdeckt, class ein begehbarer Canal gebildet wird.

Die byzantinischen und neueren Mauern und Wasserbehälter, welche an
mehreren Stellen des Bezirks zu Tage gekommen wären, sind in unserem Plane
nicht gezeichnet und brauchen auch hier, da sie für unsere Untersuchung
wertlos sind, nicht erwähnt zu werden.

C. Beschreibung und Geschichte des Dionysos-Theaters.

Wer das Dionysos-Theater betritt und die erhaltenen Ruinen untersucht,
um nach ihnen ein Bild zu gewinnen von dem ehemaligen Zustande des Baues
und von der Einrichtung des griechischen Theaters überhaupt, der kommt sehr
 
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