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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0207

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VI. Abschnitt. Das altgriechische Theater nach den erhaltenen Dramen.

selbst bis in die Nähe der Zuschauer vorgehen können, lassen sich in den Ko-
mödien einige Beispiele nachweisen. So scheint es nicht selten gewesen zu sein,
dass komische Schauspieler den Zuschauern Näschereien zuwarfen, vgl. Aristoph.
Eq. 59 f., Plut. 790 f., 800. Darauf gründet sich der Scherz in Aristophanes
«Frieden» 926, wo Trygaios sagt: y.al toT; ösatati; pX%xs twv stpiOüv . . . . eSwaa?
•i]§y) ; und der Sklave antwortet: vyj tbv "Epjj.vjv, wuts ye toütwv isonzip sloi xiov
Oswpiviov oüv. forw oüSs'is oazxc ob xpiÖTjv 'iysi- In derselben Komödie scheint die
Theoria V. 881 f. bis zu den Prytanen (deren Plätze wir nicht kennen) heran-
geführt worden zu sein. Ganz sicher ist, dass in den «Fröschen» V. 278 die
Schauspieler in die Orchestra vorgehen und bis an den Sitz des Dionysosprie-
sters herankommen mussten (298, 308); wahrscheinlich ist, dass auch V. 193
der Sklave auf die Aufforderung: oüxoov iceptöpiijii Sijta Trjv Xfp.vrjv v.üyÜM nicht
aussen hinter der Skene herum, sondern rings um die Orchestra gelaufen ist,
die den (von Dionysos auf dem Kahn durchfahrenen) See (181) darstellen soll.
Übrigens hatte wohl das Theater der Lenaien, in dem die «Frösche» aufgeführt
worden sind, eine kleinere Orchestra als das Dionysostheater am Südab-
hang der Burg.

Immerhin aber sind solche Scenen auch in den Komödien als Ausnahmen
zu betrachten. Mit der ernsteren Würde und den langsameren Bewegungen der
Tragödienschauspieler ist derartiges nicht vereinbar. Doch müssen auch diese
sich weiter von dem Spielhause weg gegen die Zugänge oder gegen die Mitte
der Orchestra zu bewegt haben, wo sie an den vor der Skene befindlichen
«Versatzstücken», den Altären und Gräbern, zu thun haben (über die Lage dieser
Schmuckbauten s. u.). Weit hinweg vom Palast flieht Amphitryon in Euripides
«Herakles» 1089, 1109; in die Parodos, aus der sie gekommen, ziehen sich wohl
Orestes und Pylades im Anfange der «Choephoren» (20) zurück; vgl. Eur. El. 103.

Grössere Bewegungsfreiheit als die Schauspieler hat natürlich der Chor in
der Tragödie sowohl Avie in der Komödie. Für seine Tänze bedurfte er we-
nigstens in älterer Zeit, als die chorische Tanzkunst noch nicht in Verfall ge-
raten war, des ganzen Raumes der Orchestra.

Während der Reden der Schauspieler, sowie während der Ereignisse, die
vor oder innerhalb der Skene sich abspielen, tritt er nahe an das Spielhaus
und an die handelnden Personen heran. Damit den Zuschauern der Blick auf
die Mitte der Skene frei bleibe, stellt er sich an der einen Seite oder in
Gruppen verteilt auf den beiden Seiten des Mittelbaues auf, sodass die durch
die Parodos Eintretenden auf ihrem Wege zuerst dem Chore begegnen. Nur
selten betreten die Choreuten die Skene selbst, um an der Thür zu lauschen
oder sich in den Innenraum zu begeben. Dagegen können sie, wo die Situa-
tion es erfordert, sich von der Skene weiter zurückziehen, sei es gegen die
Parodos zu, sei es in die von der Skene entfernt liegende Hälfte des Tanz-
platzes. Vgl. Aisch. Choeph. 864: äTcoaxaOwjj.sv, 'o-w? Sovtö[j.£v tuvS' ävafciai y.ay.<ov
elvai. Eur. Her. für. 1081 : fuya <puyä, ylpov-sg äitorepb Supiaitov Siw-/.sts. In der
 
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