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Dörpfeld, Wilhelm; Reisch, Emil
Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysos-Theaters in Athen und anderer griechischer Theater — Athen, 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5442#0393

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378

VIII. Abschnitt. Die Entwickelungsgeschichte des griechischen Theaters.

dürfen wir die Dreizahl der Thüren als die vorherrschende Einrichtung des
IV. Jahrhunderts betrachten. Ganz unabhängig davon war die Zahl der Thüren
in dem davor befindlichen beweglichen Proskenion. Wenn eine Burg- oder Stadt-
mauer mit ihrem Thore dargestellt war, gab es vermutlich nur eine Thüröffnung;
wenn eine Tempelvorhalle aufgebaut war, wird auch nur eine Thür sichtbar gewesen
sein; bei anderen Dekorationen waren dagegen zwei, drei oder auch wohl noch
mehr Thüren vorhanden. Dass. im scheinbaren Gegensatz hierzu die späteren
festen Proskenien meist nur eine Thür haben, hat wohl einen doppelten Grund;
zunächst sollte vielfach nur ein einziges Wohnhaus dargestellt sein, bei dem eine
einzige Thür ausreichte, sodann lag aber stets die Möglichkeit vor, durch Weg-
lassung einiger zwischen den Säulen befindlicher Pinakes beliebig viele Thüren
herzustellen.

In dem festen Skenengebäude in Athen waren die Zwischenräume der Säu-
len an der Vorderwand der Skene wahrscheinlich mit festen Wänden geschlos-
sen, während sie an den Paraskenien in anderer Weise ausgefüllt oder vielleicht
zum Teil wenigstens offen gelassen waren. In den Paraskenien haben wir uns
vermutlich die Periakten zu denken, über deren Gestalt nur Vermutungen aus-
gesprochen werden können. Denn die Ruinen des IV. Jahrhunderts liefern kei-
nerlei Spuren dieser Maschinen; erst in dem wohl aus jüngerer Zeit stammenden
festen Proskenion von Epidauros sind Anzeichen vorhanden, die vielleicht auf
die Existenz von Periakten hinweisen (s. S. 126).

Die Höhe der Skene in Athen betrug fast 4"1 (mindestens 3,70'°), entsprach
also der Höhe eines gewöhnlichen privaten oder auch öffentlichen Gebäudes.
Manche öffentliche Bauten und die meisten Tempel waren allerdings höher.
Dass aber in älterer Zeit auch Bainverke dieser Art vielfach das Mass von 4™
nicht überstiegen, haben uns die neueren Ausgrabungen • zur Genüge gelehrt.
Auf diese Thatsache werden wir weiter unten bei Besprechung des festen Pro-
skenion zurückkommen. Hier ist nur hervorzuheben, dass das untere Stockwerk
der athenischen Skene etwas höher ist als die jüngeren festen Proskenien der
anderen Theater.

Das obere Stockwerk - der Skene bestand in Athen im IV. Jahrhundert aus
Holz (vgl. S. 61). Ob es in anderen Theatern aus Stein errichtet war, ist unbe-
kannt. Auch über seine Gestalt sind wir nicht unterrichtet. Vermutlich hatte
es in den einzelnen Dramen verschiedene Grösse und Gestalt, in einigen mochte
es auch ganz fehlen. Jedenfalls war in diesem Episcaenium, wie es Vitruv VII,
S, 5 nennt, die Maschine angebracht, durch welche schwebende Personen gezeigt
wurden. Für die Aufführungen, bei denen das untere Stockwerk eine Dekora-
tion erhalten hatte, musste natürlich auch das obere entsprechend dekorirt wer-
den. So war ausser dem unteren Proskenion auch eine obere Schmuckwand
notwendig, wie sie durch Inschriften (vergl. oben S. 148, Bull. hell. 1894, 164) für
das Theater in Delos erwiesen ist.

Ein näheres Eingehen auf die Art und Weise, wie im Theater des IV. Jahr-
 
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