verinnerlichen. Indem man sie zu einzelnen Fachdisziplinen machte, nahm
man allem geistigen Leben das einigende Band.
Verschlimmert wurde der Zerstörungsprozeß dadurch, daß sich nun auch
Kunst und Religion zu sehr in beruflicher und fachlicher Isolierung gefielen.
Beide vergaßen, wie sehr sie das gleiche Schicksal verband; niemand dachte
daran, daß die Gesundung und Ausdehnung, die jedes der beiden Gebiete
ENTWORFEN IM AUF-
TRAGE DER MAJOLIKA-
MANUFAKTUR KARLS-
RUHE
MODELLSKIZZE ZU
EINER KAPELLE IN GLA-
SIERTER BAUKERAMIK
HANS PÖLZIG
für sich erstrebte, als erstes Zeichen eines Erfolges wechselseitige Durch-
dringung kulturellen und religiösen Lebens gefordert hätte.
Weil die gemeinsame Verbindung mit der Gesamtheit fehlt, die einst Kunst
und Religion unfühlbar ineinander verflocht, haben wir heute keine kirch-
liche Kunst. Wohl offenbart sich immer wieder stärkstes religiöses Erleben
im schöpferischen Einzelmenschen, wohl fühlen wir die Zufälligkeit all un-
serer Bindungen an Gemeinde und Partei und hegen den Drang, uns durch
neu verinnerlichte Form zu geistiger Gemeinschaft zusammenzufügen. Wir
haben eine dumpfe Ahnung, daß dazu ein Zusammengehen von Bildner
und Volk die Grundbedingung wäre. Trotz allem guten Willen erhebt sich
jedoch dem einzelnen Werk, wie dem kultischen Drang der Kunst gegenüber
immer wieder eine Woge vonUnverständnis, ein Auf bäumen des Publikum#
68
man allem geistigen Leben das einigende Band.
Verschlimmert wurde der Zerstörungsprozeß dadurch, daß sich nun auch
Kunst und Religion zu sehr in beruflicher und fachlicher Isolierung gefielen.
Beide vergaßen, wie sehr sie das gleiche Schicksal verband; niemand dachte
daran, daß die Gesundung und Ausdehnung, die jedes der beiden Gebiete
ENTWORFEN IM AUF-
TRAGE DER MAJOLIKA-
MANUFAKTUR KARLS-
RUHE
MODELLSKIZZE ZU
EINER KAPELLE IN GLA-
SIERTER BAUKERAMIK
HANS PÖLZIG
für sich erstrebte, als erstes Zeichen eines Erfolges wechselseitige Durch-
dringung kulturellen und religiösen Lebens gefordert hätte.
Weil die gemeinsame Verbindung mit der Gesamtheit fehlt, die einst Kunst
und Religion unfühlbar ineinander verflocht, haben wir heute keine kirch-
liche Kunst. Wohl offenbart sich immer wieder stärkstes religiöses Erleben
im schöpferischen Einzelmenschen, wohl fühlen wir die Zufälligkeit all un-
serer Bindungen an Gemeinde und Partei und hegen den Drang, uns durch
neu verinnerlichte Form zu geistiger Gemeinschaft zusammenzufügen. Wir
haben eine dumpfe Ahnung, daß dazu ein Zusammengehen von Bildner
und Volk die Grundbedingung wäre. Trotz allem guten Willen erhebt sich
jedoch dem einzelnen Werk, wie dem kultischen Drang der Kunst gegenüber
immer wieder eine Woge vonUnverständnis, ein Auf bäumen des Publikum#
68