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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 3.1921/​1922

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Weber, Jo: Kreuzigung
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https://doi.org/10.11588/diglit.44743#0272

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JO WEBER/KREUZIGUNG
Brutal einst
Malte ich das schwere / rohe
Kreuz in Landschaft und ließ es verdecken
Fast den Leichnam / der ins Bild hinein
Hing den Wettern gegenüber / die Schwefel
Und Pech regneten auf ein tiefes Jerusalem
Im letzten Lichten einer vergehenden Sonne.
Häßlich wie Kreuzigung ich malte /
Weil Kreuzigung häßlich mir schien /
So heilig umreiß’ ich heute die Linien
Der Kreuzigung / die heilig mir ward.
Nicht schwindende Sonn’ / kein Jerusalem /
Nicht Pathos der Landschaft
Hinter der einfach rohen Tat /
Dem grob gezimmerten Kreuze:
Ich male in Schwarz hinein
Im schönen blauen Mantel
Aufrechte Mutter /
Und zu ihren Füßen / in grüne Tücher gehüllt /
Unendlich lind / aber auch unendlich quer hingebettet /
Den toten Sohn-
Der flatternde Saum aber des roten Mantels
Des unsichtbaren verlegenen Johannes
Rahmet mein Bild
In leiser Gemahnung an Blut.
Das aus dem stehenden Herzen der Mutter /
Das aus dem liegenden Haupte des Sohnes
Kreuzweise sich ergießt.


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