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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 3.1921/​1922

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Arnold, Gottfried: Gedicht: (vor 1700)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44743#0258

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GOTTFRIED ARNOLD
(Kor 1700)
Ihr Feinde, denkt nur nicht, mein Heiland sei begraben,
Nachdem er mit mir ist zum Kreuz und Tod gebracht!
O nein! Er wird nun erst des Lebens Länge haben,
Das nach so sanftem Schlaf in mir ist aufgewacht.
Ihr sprecht: nun liegt er da! Nun soll er nicht aufstehen!
Er hat freiwillig ja sich allem abgesagt!
Wir haben ihn so lang am Kreuze hangen sehen,
Verhöhnt, veracht genug, zerstochen und zerplagt,
Und gar ins Grab gelegt, vergessen als gestorben!
Bald soll er wohl gewiß der Würmer Speise sein!
Er hat uns manche Zeit an Ehr und Lust verdorben,
Drum taugt er nicht zu uns, er muß ins Grab hinein!
Ihr! Triumphiert noch nicht! Laßt nur die Hüter wachen
Und riegelt feste zu! Schau, wie die Erde bebt!
Der Herr steht in mir auf und will nun kündbar machen,
Daß sein gestorbner Leib nun doppelt herrlich lebt!
Er zeigt sich schon verklärt, ihr könnt vor ihm nicht bleiben,
Ihr seht, in Welchen ihr zuvor gestochen habt.
Das vor so stille Lamm wird tausend Wölfe treiben,
Der mutig wackre Löw ist nun mit Sieg begabt!
Das macht: wenn Christus hat die Seinen neugeboren
Und nun in ihnen wächst die göttliche Natur,
So wird nicht nur ersetzt, was Adam hat verloren,
Es wird noch eins so hoch die neue Kreatur!

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