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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 3.1921/​1922

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Talhoff, Albert: Sintflut
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https://doi.org/10.11588/diglit.44743#0121

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SINTFLUT
ALBERT TAL HO FF
AUS AKT II REVOLUTION
FABRIKHOF. - DAVOR STRASSE AN GEMÄUER MIT TOR. DEM HORIZONT
ZUGEREIHT SCHLOT AN SCHLOT.-GRABGELÄUTE. VOLK: (BRÜLLENDE
FERNE.WIEHINTERDÜNENMEERIMZORNE SICHVERROLLT.)ESDÜSTERT
JUNGES WEIB: (Jäh.Verstört.Schwanger.) - Hinüber - hinüber - oh
heilige Jungfrau ich versinke im Blut - Es wankt
der Grund - die Ufer fliehn - es schreit mir im Leib
ein Licht nach Geburt! - kann es nicht breiten -
nicht bergen wie Du - ein Steg-ein Steg! (wirr) -
weh! — (Blickt scheu um sich. lacht, dann wimmernd:)
Oh Jeslein mein
dich würgt der Fluch.
Vom Morde rot
ists Windeltuch.
dort drüben-sieh -
vom Monde bleich
da sinkt dein Särglein
in den Teich.
Im Weidenbaum
als wie im Traum
singt dich ein Vöglein
leis zur Ruh -
im Weidenbaum
als wie im Traum -
hinüber-hinüber-schnell! - (Stürzt davon.)
VOLK: (Dumpf. Verschwommen:)
Ich bin die Rache!
Ich bin die Not-
(Glocken wild und immer greller. Dunkel. Die Kamine gliihn.
Aus dem Fabrikhof)
EIN MANN: (atemlos) vom Graun geschleift - aus Nacht gespien
- Hilfe! nicht Schacht mehr - nein - nur klafs
fender Kiefer - Rachetrompeten im schmetternden
Schlund-:der Schlot-der Schlot! Es steigt ausden
Meeren - es hornts der Schlot - flieht - flieht : es ist
der Mord! — (Rennt wie besessen davon.)
VOLK: (Immernäher—Wachsender-Drohender:)
»Mein Nam’ ist die Freiheit,
mein Bruder - der Tod! -«
(Stampft an. Ihm voraus.)

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