auch vom Leiden des Menschengeschlechts. Die Mode, das Einmalige, das
Heute, das Sensationelle: tot ist es vor diesen Bildern, die wie Symbole der
Dauer sind.
In jeder Vereinigung der Menschen zur Gemeinschaft liegt ein Stück Ewig#
keit, vor dem sich gerade der schöpferisch Starke beugt. Nach einer Epoche
des zerrissenen Individualismus verlangt unsere Sehnsucht nach Werten,
die wieder allen Menschen gemeinsam sind.
Im Mittelalter schuf der Künstler aus dem Willen und der Vorstellungs#
kraft aller Dom und Schrein. Sein von allen gewolltes, für alle gedachtes
Werk aber wurde erhoben und gesteigert durch den Funken persönlicher
Schöpferkraft. Heute steht am Anfang des Schaffens nicht die Gemeinschaft,
sondern der Einzelne. Man mag das als Fluch oder als Segen ansehen, es
ist Schicksal, man kommt um diese Tatsache nicht herum. Wer sie recht
versteht, sieht gerade darin eine Fügung: einst erblühte aus dem Schöpfer#
drang der Religion die Kunst. Die Kunst erfüllte sich mit aller Sehnsucht,
mit aller Gestaltungskraft, mit aller Liebe einer frommen Gemeinschaft.
Heute aber erscheint es so, als wolle aus der Hingabe und Frömmigkeit
der Kunst einer entgötterten Welt neues religiöses Leben erstehen.
GRABDENKMAL HANS WALTHER
(Modellskizze zu dem in Basalt ausgeführten Bau auf dem Friedhof in Erfurt)
72
Heute, das Sensationelle: tot ist es vor diesen Bildern, die wie Symbole der
Dauer sind.
In jeder Vereinigung der Menschen zur Gemeinschaft liegt ein Stück Ewig#
keit, vor dem sich gerade der schöpferisch Starke beugt. Nach einer Epoche
des zerrissenen Individualismus verlangt unsere Sehnsucht nach Werten,
die wieder allen Menschen gemeinsam sind.
Im Mittelalter schuf der Künstler aus dem Willen und der Vorstellungs#
kraft aller Dom und Schrein. Sein von allen gewolltes, für alle gedachtes
Werk aber wurde erhoben und gesteigert durch den Funken persönlicher
Schöpferkraft. Heute steht am Anfang des Schaffens nicht die Gemeinschaft,
sondern der Einzelne. Man mag das als Fluch oder als Segen ansehen, es
ist Schicksal, man kommt um diese Tatsache nicht herum. Wer sie recht
versteht, sieht gerade darin eine Fügung: einst erblühte aus dem Schöpfer#
drang der Religion die Kunst. Die Kunst erfüllte sich mit aller Sehnsucht,
mit aller Gestaltungskraft, mit aller Liebe einer frommen Gemeinschaft.
Heute aber erscheint es so, als wolle aus der Hingabe und Frömmigkeit
der Kunst einer entgötterten Welt neues religiöses Leben erstehen.
GRABDENKMAL HANS WALTHER
(Modellskizze zu dem in Basalt ausgeführten Bau auf dem Friedhof in Erfurt)
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