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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 3.1921/​1922

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Schmid Noerr, Friedrich Alfred: Auferstehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.44743#0264

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rönnen, unversehrt aufstrahlend, wiederkehrt; derselbe nicht mehr, und der
gleiche doch: Das Licht steigt auf und nieder, unberührt. So also auch der
Mensch, der Sohn des Sonnengotts. Was unterscheidet noch Geburt von
Auferstehung? Sie sind Eins; sind: Wiederkehr.
Nur Eins noch mangelt: was bewirkt im Tod, im Reich der Nacht, die Um
besiegbarkeit des Lichts, und seis ein Fünklein nur, das, zwar des Glanzes
und der Macht beraubt, doch, in sich eingehüllt, die Unterwelt durchmißt?
Was feit Bewußtsein in sich selbst vor Tod? Und auch auf diese Frage
gibt die Antwort uns das Taggestirn: Am trüben Tag, was dämpft den
Schein der Sonne? Gebrichts dem Vater innerlich an Kraft? Nein. Nur die
Wolke wirft das Licht zurück in seinen Ursprung. Die Dunkelheit ist nur
in dem Gewölk. Je mächtiger es ist, um desto mehr beschlossen ist die Sonne
in sich selbst. Die Wolke weicht: es schießt das nie gesparte Licht aufs neue
aus, als sei Gewölk, als sei der nächtige Andrang nie gewesen. Denn:
Was in sich selber leuchtet, ist im Wesen Licht. So also auch das
Licht als Geist: es kann Gewölk, es kann die dichte Nacht der Dunkel?
weit ihn wohl des Glanzes und der Macht des Selbstseinwollens mit dem
Andrang ihrer Dunkelheit auf eine Zeit berauben. Doch nie stirbt Licht an
Dunkelheit. Und Dunkelheit trägt das verschlossene Licht, kraft ewiger
Bewegung, schlafend, als ein Kind zum Gegenstrand, dem neuen Ufer alter
Heimat zu:
Das Licht steigt auf und nieder, unberührt.
Dies aber ist das Letzte, das Geheimnis: Was bewegt? Was zwingt zum Kreis?
lauf und zur Neugeburt? Der unermeßlich hohe Reigen der Gestirne schwingt
langsam um den ewig festen Pol. Da steigen Sterne auf und nieder, andre
ziehn unendlichfortgekrümmte Bahnen, berechenbar auch nicht auf Wieder?
kehr in abertausend Jahren: dennoch so, daß sie um unbekannte Achsen
herrlich kreisen. Und alle leben, Licht in ewiger Nacht, Planetengeister,
Sternengötter; beidem, Nacht wie Tag, gleich fremd. Gleich unbekannt mit
Werden wie Vergehen, Geburt wie Sterben, ewig schicksallos.
Ganz schicksallos? Was führt sie ihre Bahn? Was ordnet ihre Kreise ? Krystal?
lene Gewölbe scheinen sich mit den Gestirnen in sich selbst zu drehn in unab?
änderlicher Harmonie. Und diese Harmonie der Sphären ist, geoffenbart, der
Allgott selbst; ist das Gesetz und das Geheimnis allen Lebens, ist:
Rhythmisch bewegte Drehung in sich selber; geistige Atmung; Tag des
Brahman, selbst sich zugekehrt.
Sinn aller Drehung ist die Wiederkehr. Also kehrt Alles wieder, was
da göttlich ist: Das Licht; die umgeschwungenen Sterne; und der Geist, im
letzten Funken noch, der Selbstbewußtsein heißt. Was lebt, kehrt wieder:
in sich selbst bewegt.

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