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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 3.1921/​1922

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Talhoff, Albert: Kunst und Zeit: (Heinrich Heidner/Ernst Knappe)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44743#0280

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der Himmel. Er blies nur die Lichter aus. Und der Rächer schaufelte das
Grab. Aber hinter den finstern Graten der gebeugten Gestalten graut der
Tag. Mag jeder aus diesem Symbol seine eigene Deutung ziehn. Was aber
die künstlerische Leistung betrifft, sei nur das Hauptsächliche hervorgehoben:
nämlich die bis zur letzten Bildnotwendigkeit ausgesparte Darstellung des
Geschehns und die überlegene Vornehmheit des Vortrags. Was schon viele
Zeitungsspalten vergeblich von ihrem Gesinnungspaten behaupteten, hier
hat es sich erfüllt, nämlich: die Klassizität.
Was ist das? —: die intensivste Verdichtung aller schöpferischen Elemente zu
einer einzigen, geschlossenen Einheit. Es ist die höchste Versetzung ins
Gleichmaß. Der Löwenklauengriff. Es ist die Vereinheitlichung der jäh vom
Schöpferblick gepackten Mannigfaltigkeit des Stoffes, die Bändigung der
Vielfalt. Je stärker die Konzentration, desto klarer das form? und klang?
gewordene Erlebnis. Nur der Nimmerzufriedene schlägt es vom Grund. Er
hungert, während der Genügsame Futter und Beifall findet. Er lebt als ge?
storben und stirbt — und wird im Werk lebendig. Er baut die Orgel seiner
Scholle zwischen Himmel und Erde. Und wenn sie tönt, rollt ihr Echo in
Äonen fort. Aber die falschen Bläser prassen — und über die Gräber irrt
das Licht.
Besinnung!


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