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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 3.1921/​1922

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kennt das Feuer als eine seinen allgemeinen
Grundsätzen durchaus entsprechende, ja vor?
bildliche Aufgabe. G. B.
BUCHBESPRECHUNGEN
DIE ARCHAISCHE PLASTIK DER GRIE?
CHEN. Unsere Anteilnahme an griechischer
Kunst hat sich, bedingt und bestimmt durch
die jüngste Entwicklung unserer eigenen, neuer?
lieh den Perioden vor und nach der reifen Höhe,
der eigentlichen Klassik, zugewandt. Wie denn
die Geschehnisse der Gegenwart überhaupt es
sind, die die Geschichte der Vergangenheit
machen oder doch in ihr die Wertakzente ver?
teilen, so insbesondere in einer so wesentlich
der Ferne zugewandten, wie es die heutige ist,
mit ihren Zweifel an sich und an der Vollend?
barkeit: bereit, alle Zeiten und Breiten neu zu
entdecken, gewährt es dem Scheitern Trost, zu?
rückzutauschen in jene spröden Vorreifezeiten,
deren Befangenheiten und Unentwickeltheiten
eine Verheißung darbieten. Nun ist soviel ge?
wiß, daß nichts berechtigt, eine Epoche ohne
weiteres als eine der Reife oder als eine der
Keimung, einen Stil als klassisch oder archaisch
zu bezeichnen. An sich ist keine Zeit derglei?
chen, sondern wird dazu erst durch ihre Bezie?
hung zu einer Setzung des Taktbeginns auf eine
Stelle der historischen Entwicklung. Aber wie
dem auch sei, gewiß gehört das neubelebte Inter?
esse der Moderne am VII. und VI. Jahrhundert
dieser Zeit als einer archaischen. Als solcher
eignet ihr ein Gehalt von Primitivität, religiöser
Gebundenheit und im Sinnlichen nicht sich Voll?
enden, den andere Perspektive ihr gerade ab?
sprechen müßte, eine Perspektive, der das
V. Jahrhundert wohl mehr Einfalt und Urhaftig?
keit der Form zu besitzen schiene, als das vor?
aufgehende. Wir erwärmen uns aber für die so?
genannte archaische Zeit gewiß nicht zufällig
zugleich wie für Negerkunst und Russentum,
sondern weil wir, wie in ihnen, Beziehungen
zu dem Ringen um die neue Ausdruckswelt der
Gegenwart erkennen.
So ist es gewiß mehr als Modesache, daß selbst
auf dem Gebiete der griechischen Kunst, wo
seniles Forschertum am engherzigsten über tra?
ditionellen Wertungen wacht, der Schwerpunkt
sich verschoben hat, und daß dem die neuesten
Publikationen Rechnung tragen. Man darf sich

freuen, daß die Folge »orbis pictus« (im Ver?
läge E. Wasmuth, A.?G., Berlin) ein handliches
Bilderheft der archaischen Plastik Griechenlands
gewidmet hat, um so mehr, als die ausbrechende
exotische Neigung nur zu leicht vergißt, das zu
entdeckende Gute schon auf Nachbargebieten
des gesicherten Allgemeinbesitzes zu suchen.
Die knappe Einführung von W. Uxkull schlägt
manchen besonderen Gedanken an, ohne frei?
lieh mehr als die geschichtliche Funktion dieser
Phase anzudeuten, die nicht weniger als die
erste okzidentale Kunstform geschaffen hat, zu?
mal die erste westliche Statuarik. Das Blut des
Ostens setzt sich in ihr mit einem ganz unasia?
tischen Sinnlichkeitsgehalt auseinander, der
Mensch gewinnt an Kraft, seine Lebendigkeit
bewährt sich schließlich, als der Konflikt sich
erschöpft hat, und gebiert den klassischen Stil. —
In anderer Beziehung wird sich der Leser an
die Bilder zu halten haben, auf die es ja denn
auch hauptsächlich ankommt. Denn die Formen?
weit dieser früheren Stufe dem allgemeinen Er?
lebnis zugänglich und dadurch die klassizistische
und dem Gang unserer Entwicklung feindliche
Verengung überwindlich zu machen, das ist der
heimliche Sinn dessehr zu empfehlenden Buches.
Willi Wolfradt
EXOTEN, SKULPTUREN UND MÄR?
CHEN. (53 Abbildungen, E. Rentsch, Zürich?
München.) Bücher wie dieses, obwohl sie nicht
mehr enthalten, als wie man mit hohler Hand
Wasser aus einem Ozean schöpfen kann, sollen
doch immer wieder freudig begrüßt sein, nicht
etwa, weil sie einem modischen Bedürfnis ent?
sprechen, sondern weil sie geeignet sind, Be?
wunderung und Liebe für eine Kunstwelt zu
erwecken, die geradezu erst vor unseren Augen
auftaucht, obwohl sie schon seit unvordenk?
liehen Zeiten in ewiger Gültigkeit bestanden
haben mag. Es genügt aber nicht immer, solche
Werke nur zu sehen, — sie werden um so
größeren Verständnisses sicher sein, wenn wir
auch auf anderem Wege noch Kunde erhalten
von der fremden Gefühls? und Vorstellungs?
weit, aus der sie hervorwuchsen, und deshalb
sind wir dankbar, daß in diesem Buch das
rein formale Verstehen ergänzt wird durch
literarische Verständnismöglichkeit: wir haben
Gelegenheit, eine Handvoll Märchen der Natur?
Völker kennen zu lernen, die nicht weniger be?

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