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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 3.1921/​1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.44743#0453

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Rechnung, die unbeirrbare Exaktheit, alles dies
fehlt hier. Ein brünstiger Rausch sind diese
strahlendurchschossenen Bilder.Wie mittelalter«
liehe Kirchenfenster glühen sie in rot, gelb, grün
und blau. Die Mystik der Märchenwelt taucht
empor. Unter ihren sinnverwirrenden Klängen
sinkt die Seele glücklich in weltvergessende Be«

eigenen scharf umrissenen Stil zu schaffen. Es gibt
hier eine ganze Menge sympathischer Talente,
die auch sehr wohl in der Lage sind, eine liebens«
würdige Wiedergabe der Natur zu erreichen.
Zumeist sind sie sogar recht geschmackvoll. Die
Delikatesse der Farben, die Feinheit der Linie
gelingt ihnen häufiger als den männlichen Kol«


WALCHENSEE/Aus dem Besitz der Kunsthandlung Fritz Gurlitt, Berlin/LORIS CORINTH

törung. Dies romantisch «mystische Gefühl ist
nichts als eine andere Erscheinungsform des
Klassizismus der WinkelmannsGoethe«Genera«
tion und der Romfahrerei der Deutschen des
19. Jahrhunderts. Aus der Qual des grau um«
wölkten nordischen Himmels flüchten die Seelen
in leuchtende heitere Regionen. Dies ist der
Grund, warum die Marc«Ausstellung einen Be«
such erlebt, wie sie wenige Darbietungen des
Kronprinzenpalais bisher gesehen haben, und
weshalb es glaubhaft scheint, daß es sich hier
einmal nicht um Berliner Snobismus handelt.
Bei Flechtheim wird eine Frauenausstel«
lung gezeigt. Nicht uninteressant ist es, dabei
festzustellen, wie selten es eigentlich der künst«
lerisch ausübenden Frau beschieden ist, einen

legen etwa desselben Begabungsranges. Aber,
von der Natur sich emanzipierend, stilschöpfe«
risch zu wirken, eine neue und nur ihnen eigene
Welt aus sich heraus zu schaffen und als not«
wendig hinzustellen, das gelingt nur ganz weni«
gen: im vorliegenden Falle eigentlich nur vier
Künstlerinnen, den Bildhauerinnen Rene Sin«
tenis und Milly Steger, der Malerin Marie
Laurencin und der Malerdichterin Else
Lasker«Schüler.
Bei Goldschmidt und Wallerstein wird
die neuere Produktion Erich Heckels und
Bela Czobels gezeigt. Heckel ist ganz klar
und licht geworden, ganz beruhigt, von fast
klassischer Schönheit. Die Kämpfe seiner frühe«
ren, oft grimassierenden Perioden sind ausge«

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