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Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1753/​1754; 1757/​1758-1760

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Sechster Haupt Titul: Von dem Königreich Frankreich
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https://doi.org/10.11588/diglit.53677#0043

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SeWcr Haupt Titul.
Von dem Königreich Frankreich.
Miie erwünschten Hofnungen der Hauses Bourbon seinen Flor durch eine glückliche Geburt des
8^ Entbindung der Madame Dauphine erweitert zu sehen, deren wir vor einem En pnur
halben Jahre aufver z/ten Seite gedacht haben, sind zwar in ihre Erfüllung gegangen: reu vcs
allein die Unbeständigkeit zeitlicher Dinge hat sich auch in diesem Vergnügen offenba- DMpyui».
ret und bereits alle Freude in Traurigkeit verwandelt. Den 8ten September vorigen
Jahres gegen Mittag zeigten sich an der Dauphiire die Vorboten ihrer Entbindung
mw alsobald begaben sich der König, die Königin nebst dem gesamten Königlichen
Hause, den Prinzen und Prinzcßinnen vom Geblüt, der Groß-Kanzler von Frank-
reich und andere hohe Beamten der Krone mit den vornehmsten Staatsministern in
die Zimmer dieser Prinzeßin. Man hielt noch eine Messe, welche die Dauphine
mit anhörete und gegen r Uhr Nachmittags war dieselbe bereits eines wohlgestaltete»
Prinzen genesen; welchen der König bey der ersten Darstellung sogleich ZUM Herzog
von Aquitanien erkläret; zu grosser Verwunderung aller, welche sich vermutheten ei-
nen Duc dÄnjou zu erleben. Der neugebohrne Prinz ward sogleich von dem Car-
dinal Souöire, Groß Almosenier von Frankreich, in Gegenwart des Schloß Pfar.
rers, eingesegnet, und der Siegel-Bewahrer, als Groß-Schatziucister des Ordens vom
Heil. Gei st,'drallste die Ordcnskette herbcy, welche er auch dein Prinzen umziithn»
die Ehre hatte. Man übergab ihn darauf der Herzogin von Tallard, als Obristhsf-
meisterin der Kinder von Frankreich, welche denselben, nach vergangener Präsenti«
rung an die Dauphine, unter Vortrctung des Herzogs von Villeroy, Capitain der
Leibgarde, nach seinem Zimmer brachte. Gegen s Uhr des Abends erhüben sich beide
Majestäten mit dem gesamten Hofe in die Capelle, woselbst das Te Deum und eine
auf diesen Lodgesang eingerichtete Motette abgesungen ward. Alsdenn empfienge»
der König, die Königin, der Dauphin, der Duc de Bourgogne, der neugeborne Duc
d' Acquitaine, dessen Pcinzeßin Schwester und die Mesdames de France die Reve-
renzen der Prinzen und Prinzeßinnen vom Königlichen Geblüte, der hohen Reichs-
beamten und aller Grossen des Hofes. Diese erfreuliche Vermehrung des Königlichen
Hauses ward darauf sowohl bey Hofe, als zu Paris, ja in allen Städten Frankreichs
und den Höfen der Könige von Pohlen zu Dresden und zu Luneville mit grösser Zu.
sriedrnheit bekannt gemacht und überall eine Gelegenheit vieler Freudensbezeu-
gilügen; den i6. ward auf ausdrücklichen Befehl des Königs an den Erzbischoffen
von Paris und Lessen dem Zufolge bekanutgemachten Mandemertt, das feierliche Te
Deum in der Hanprkirche zu Paris angestimmet und unter dem Krachen der Canone«
von den Wällen der Stadt und der Bastille abgesungen. Es mangelte nichts bey die-
ser Svlemnität, als das Parlament von Paris, dessen gewöhnliche Stelle zwar bezeich-
net war , aber diesesmal leer stund. Der Abend dieses Festtags warb mit einer
prächtigen Illumination und einem Feuerwerk verherrlichet. Das Volk ward durch
Weimprütstnde Brunnen und Ausheilung von Brod und Fleisch zur Theilnehmung
an der öffentlichen Freude arifgennustert, ja an verschiedenen Platzen der Stadt wa-
ren Bühnen für die Musikanten ausqeschlagen, welche durch den Schall ihrer Saiten
und Instrumente die Lust des Volks vermehrten und es so zu reden zum Tanz und
Jubel auffordcrten.
Vsterrneffe 1754, F Es
 
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